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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bündel zusammengeschnürt und eine Trage herbeigeholt. Dann standen sie zackig wie zum Appell bereit. Vielleicht waren sie sogar froh über etwas Abwechslung vom eintönigen Alltag.
    Als sie den Rand der Felder erreichten, hielt Alduin kurz inne, um noch einmal Verbindung mit Rihscha aufzunehmen. Der Falke schien sich nicht von der Stelle bewegt zu haben, die Augen immer noch starr auf die eingefallenen Züge des Mannes gerichtet. Über die scharfen Augen von Rihscha konnte sich Alduin jede Einzelheit einprägen. Obwohl er davon überzeugt war, das Gesicht noch nie zuvor gesehen zu haben, überkam ihn ein seltsames Gefühl der Vertrautheit.
    »Also, wo liegt er nun junger Mann?«, riss ihn Ferl aus der Verbindung mit seinem Falken.
    Alduin schüttelte benommen den Kopf. »Dort im Emmer.« Er deutete nach rechts.
    »Das ist doch wohl kein Dummer-Jungen-Streich von dir, oder?«
    »Nein, gewiss nicht«, versicherte Alduin. »Bitte folgt mir. Es ist nicht mehr weit.«
    Er kämmte sich durch die hohen Ähren hindurch, bis er auf den schmalen platt getretenen Pfad stieß.
    »Hierher«, trieb er die Katauren an.
    Schweigend stapften sie hinter ihm durch das Getreide, und binnen weniger Augenblicke hatten sie den Bewusstlosen erreicht.
    Alduin kniete nieder und zog seinen Falknerhandschuh an, der auf dem Boden lag. Rihscha schwang sich elegant darauf und genoss die lobenden Worte seines Herrn.
    »Du bist ein Falkner!«, rief Ferl und riss die Augen auf. Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    Alduin schüttelte verständnislos den Kopf: »Was hätte das für einen Unterschied gemacht?«
    »Naja, sicher keinen«, erwiderte der andere Kataure grinsend und warf seinem Gefährten einen verheißungsvollen Blick zu. Ein bescheidener Falkner! Aber so, wie's aussieht, kein reiner Raide. Hätte nie gedacht, dass mir so was mal begegnet!« Cardol brach in schallendes Gelächter aus. Doch bevor Alduin etwas sagen konnte, drehte Ferl sich wieder zu ihm um und meinte freundlich: »Du siehst nicht aus wie ein Stadtbursche, und das hier ist auch kein Ithilfalke. Du musst eine sonderbare Geschichte zu erzählen haben.«
    »Aber nicht jetzt«, unterbrach Cardol. »Ich brauche hier Hilfe.« Er kniete sich neben den Unbekannten und öffnete die Tasche mit den Heilmitteln. Rasch holte er ein kleines Fläschchen aus ungeschliffenem Glas hervor, zog den Korkstöpsel heraus und schwenkte es vor der Nase des Bewusstlosen hin und her. Der beißende Geruch war so durchdringend, dass Alduin würgen musste. Cardol runzelte die Stirn. »Merkwürdig. Für gewöhnlich kann das einen Toten erwecken.« Kopfschüttelnd verstaute er das Fläschchen wieder. »Ferl, überprüf mal seine Beine, während ich mir die Arme vornehme.«
    Schweigend machten die beiden sich an die Arbeit und tasteten den schlaffen Körper mit erfahrenen Griffen ab, die sie sich in jahrelanger Arbeit mit Reitern und Pferden erworben hatten.
    »Scheint alles in Ordnung zu sein«. Cardol nickte zustimmend.
    »Sehen wir uns noch mal seinen Rücken an.« Er schob das verfilzte Haar beiseite und versuchte, das ausgebleichte, geschnürte Unterhemd hochzuheben. »Ich vermute, er braucht ohnehin neue Kleidung, wenn er das hier übersteht«, murmelte er, griff den Stoff mit beiden Händen und riss das Hemd kurz entschlossen auseinander. Die Haut darunter war milchig weiß, ohne Anzeichen von Verletzungen.
    »Drehen wir ihn doch einfach mal um. Vorsichtig, ganz vorsichtig«, warnte der Kataure.
    Alduin beobachtete die beiden Soldaten mit Bewunderung. Überraschend sanft half Ferl seinem Freund, den Mann auf den Rücken zu legen.
    Cardol tastete geschickt von den Rippen bis zum Schlüsselbein vor. Dabei fiel Alduin auf, dass seine Brust unbehaart war - ganz im Gegensatz zu dem starken Bartwuchs.
    »Was immer ihm auch fehlen mag, es ist offenbar nicht auf Gewalt zurückzuführen«, schloss der Kataure. »Wäre er nicht bewusstlos, würde ich fast meinen, dass er nur in einen todesähnlichen Schlaf gefallen ist!«
    »Verfrachten wir ihn am besten auf die Trage«, schlug Ferl vor. »Je schneller wir ihn in die Stadt schaffen, desto früher kann er ordentlich behandelt werden.«
    »Ja, bloß wogegen behandeln, das ist hier die Frage«, meinte Cardol nachdenklich und packte den schweren Körper an den Füßen.
    Ehe die beiden mit ihrer Last auf der Trage aufbrachen, hielt Cardol kurz inne und sah Alduin an. »Vielleicht sollten du und dein Falke den Weg absuchen, dem der arme Tropf gefolgt ist.

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