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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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einen Blick zu, und sie erkannte, dass er mit Cal darüber gesprochen hatte, wie die Dinge zwischen ihnen standen. Erleichterung erfüllte sie. Bis zu jenem Augenblick war ihr gar nicht bewusst gewesen, wie sehr sie die widersprüchlichen Gefühle belastet hatten.
    »Aranthia hat mir gesagt, dass wir so schnell wie möglich einen Falken senden müssen, um Alduin zu helfen«, ergriff Rael das Wort. »Ich bin gerne bereit, Sivella zu schicken.«
    »Ich weiß nicht, ob Sivella tatsächlich helfen kann«, erwiderte Cal. Er hatte sich in der Zwischenzeit ein wenig erholt. »Aber sie kann dich hinführen.«
    »Aber wohin soll ich sie schicken? Der einzige Anhaltspunkt, den ich habe, ist Sean Ferll«, erklärte Rael.
    »Nein ... nicht Sean Ferll«, sagte Cal, schloss die Augen und versuchte, sich zu erinnern, so gut er konnte. »Wenn sie von hier unmittelbar nach Nordosten fliegt, sollte sie den See und den Wasserfall finden, die den Mangipohr nähren. Darüber hinaus sehe ich nichts - die Bilder lösen sich auf wie Morgentau in der Sonne.«
    »Dann muss sie beim Fliegen auf Gilians Geleit vertrauen«, sagte Aranthia entschieden.
    »Und wir dürfen nicht vergessen, dass Erilea bei Alduin ist«, warf Rael ein. »Sie hat ihn bestimmt nicht alleine gelassen.«
    »Natürlich. Erilea! Daran habe ich gar nicht mehr gedacht«, rief Aranthia und erzählte Cal von ihr. Sie steht Alduin sehr nah«, sagte sie noch schnell, »und hat ihn auf seiner Reise begleitet.«
    »Ich darf keine Zeit verlieren«, unterbrach der junge Raide und stand auf. »Ich rufe Sivella und schicke sie los. Dann gehe ich hinunter zu den Kasernen der Katauren und frage Cardol, ob er ein Pferd für mich hat. Dann kann ich meinem Falken gleich folgen.«
     

     
    Alduin zitterte vor Kälte und Erschöpfung, als er sich aus dem Wasser zog. Nebelschwaden umfingen ihn und verbargen die Umgebung vor seinen Blicken. Und doch fühlte sich der Boden der Insel fest unter seinen Füßen an. Es war schwer zu glauben, dass sie kurz zuvor noch gar nicht da gewesen, sondern einfach aus dem Nichts aufgetaucht war. Dass es einen solch magischen Ort in Nymath geben konnte und dennoch so wenig darüber bekannt war, überstieg seinen Verstand. Wer immer sie kannte, musste einen Grund haben, sie geheim zu halten. Und das verriet nichts Gutes. Bei der Seligkeit, die er im Bund mit Cal und Krath gespürt hatte, konnte er sich kaum vorstellen, dass sich etwas Böses hinter dieser übermenschlichen Kraft verbergen konnte.
    »Rihscha, komm her«, rief er. Ohne nachzudenken, hob er diesmal den rechten Arm, damit der Falke darauf landen konnte. Er flog aus den Dunstschwaden hervor und senkte die Krallen um die Male, die der Mutterfalke vor so langer Zeit an Alduins Handgelenk hinterlassen hatte.
    Die Nebelschwaden umspielten ihn wie lebendige Wesen. Mal öffneten sie ihm den Blick auf dicht wucherndes Buschwerk und bizarre Steinblöcke, bevor sie sich gleich darauf wieder vor ihm zusammenschlossen und ihm die Sicht raubten. Alduin bewegte sich wie blind und versuchte, sich einen Weg durchs Unterholz ins Innerste der Insel zu bahnen.
    Und mit einem Mal brach der Nebel auf. Er schritt in die sternklare Nacht hinein. Mit großen Augen sah er sich um und wurde sofort von der Magie des Ortes gefangen. Die Mitte der Insel war von einer dunklen Mauer aus Nebel umgeben, die jegliche Sicht nach außen nahm. Im Inneren jedoch wölbte sich der Himmel wie ein Dach über eine große Halle - und ebenso majestätisch kam Alduin dieser Ort auch vor.
    Er musste an die magische Nebelwand denken. Gaelithil, die Elbenpriesterin, hatte sie vor Jahrhunderten entlang dem Arnad gewoben, um die Uzoma - die eingeschworenen Feinde der Stämme Nymaths, abzuwehren. Konnte diese Wand hier auf ähnlich magische Weise entstanden sein?
    Im Mittelpunkt stand eine Turmruine. Doch als Alduin einen Blick darauf warf, schien es ihm, als fügten sich Stück für Stück die eingestürzten Mauerteile zusammen. Je mehr sich der Turm seiner Vollendung näherte, desto stärker wurde auch der seltsame Glanz, den die Steinblöcke auszustrahlen schienen. Wie schimmernde Perlen sendeten sie ihr mattes Licht zu Alduin. Es wurde stärker und stärker, und irgendwann erstrahlte der Turm im hellen Licht. Aus dem offenen Eingang fiel ein einladender Schein.
    Obwohl Alduin von dem Zauber gefangen war, zögerte er einen Augenblick. Die Macht, mit der ihn der Turm anzog, war von solch süßem Versprechen, dass er ihr kaum widerstehen konnte.

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