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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ferne, und sie konnte nicht erkennen, wo das Land endete und der Himmel begann. Dennoch glaubte sie für einen Moment, Hinweise auf Orte zu erkennen. Bald waren sie auf der Straße hinauf nach Sanforan, bald in dem Tunnel unter dem Mangipohr, bald auf den Pfaden über den Ebenen. Irgendwann wurde ihr klar, dass sie träumte und nichts von alledem wirklich geschah. Dann wiederum kam ihr der Gedanke, dass sie vielleicht doch wach war, jedoch ihr Leben selbst nur ein Traum war. Aber was ihr auch in den Sinn kam, sie wusste, dass sie Elin nicht aus den Augen lassen durfte, und so lief sie weiter und weiter hinter der Katze her. Manchmal ließen Zweifel und Müdigkeit sie langsamer werden, und sie musste Elin zurufen, auf sie zu warten. Dann hielt er an, sah zu ihr zurück, bis sie wieder zu ihm aufschloss, bevor er weiterlief.
     
    Das Zwitschern der Vögel vor dem Morgengrauen weckte Erilea. Am Himmel zeichnete sich ein fahler Schimmer ab, doch es würde noch eine lange Weile dauern, bis die Sonne aufging. Ruckartig setzte sie sich auf und schaute auf den See. All ihre Ängste bestätigten sich, als ihr Blick über die leeren Weiten des Wassers bis zum Horizont wanderten. Die Insel war verschwunden!
    »Nein!«, schrie sie, sprang auf und watete in den See. Mit aller Macht schlug sie mit den Händen auf das Wasser, als könnten die Wellen, die sie erzeugte, die Insel auf irgendeine Weise wieder herbeizaubern.
    »Bei allem, was mir lieb und teuer ist, Emo, warum hast du mich nicht geweckt!«, brüllte sie zornig in die Luft.
    Sie stieg aus dem Wasser und rannte, so schnell sie konnte, den Strand der Insel entlang. Ihr Herz raste, doch Erilea lenkte ihre Gedanken auf das Geräusch ihrer Schritte und versuchte, alles andere aus ihrem Verstand auszusperren. Doch es wollte ihr nicht gelingen. Als sie die Insel einmal umrundet hatte und zu ihrem Rastplatz zurückgekehrt war, hob sie Alduins Decke auf und schleuderte sie von sich, so weit sie konnte.
    »Du hast gewusst, dass es so geschehen würde!«, schrie sie, als stünde Alduin vor ihr. »Du hast gewusst, dass du nicht mehr zurückkommen würdest!«
    Abermals suchte ihr Blick die Umgebung ab, während sie gleichzeitig auf und ab stapfte und ihr Selbstgespräch fortführte. »Wo seid ihr jetzt, du und der Falke? Fliegt ihr zusammen und habt alles andere darüber vergessen? Seid ihr in dieser gottverdammten, mystischen Welt, die für mich unerreichbar ist? Du hast gewusst, dass es genau darum ging, oder? Die ewige Verbindung. Rael hatte recht. Cal war nur ein Vorwand. Du wolltest es unbedingt wissen, gleich welchen Preis andere dafür vielleicht bezahlen mussten! Offenbar ist dir auch gleich, dass du für mich genauso gut tot sein könntest!«
    Die Erwähnung des Todes ließ Erilea jäh innehalten und ihre Worte bereuen.
    »Emo, verzeih mir! So habe ich das nicht gemeint. Bitte hilf ihm. Falls er gegen seinen Willen gefangen ist, hilf ihm bitte!«
    Sie lief zu Alduins Decke, hob sie wieder auf und presste den rauen Stoff an ihr Gesicht. Dann sank sie schluchzend auf die Knie, wiegte sich vor und zurück, bis ihre Bewegungen allmählich ruhiger wurden, und holte tief Luft.
    Sie würde Alduin nicht helfen, wenn sie außer Kontrolle geriet. Sie musste sich zusammennehmen und überlegen, was zu tun war. Entschlossen rappelte sie sich auf, ging zum Ufer und legte die hohlen Hände aneinander, um zu trinken. Danach tauchte sie ihren Kopf ins Wasser, wusch sich das Gesicht und die Arme. Im gleichen Moment umfingen sie die ersten Strahlen der Sonne. Erilea wandte sich dem beginnenden Tag zu.
    Es schien, als wäre ihr zum ersten Mal seit Ewigkeiten wirklich bewusst, welche Hoffnung und Möglichkeiten jeder neue Tag bringen konnte. Wieder holte sie tief Luft und spürte, wie jeder Teil ihres Körpers sich zu entspannen begann. So stand sie da, und während sie ihr Morgenritual vollzog, spürte sie die Kraft in sich zurückkehren, die sie gerade jetzt so nötig brauchte.

15
     
    »Fürst Gilian«, sagte Alduin und kniete vor dem Gott nieder, zu dem die Raiden beteten.
    »Willkommen, junger Alduin. Willkommen, Rihscha. Ihr seid auf der Suche nach einer Antwort weit gereist.«
    »Auf der Suche nach Antwort auf die Frage, die Ihr in mir gesät habt«, gab Alduin zurück und staunte darüber, wie leicht ihm die Worte in Gegenwart einer Gottheit über die Lippen kamen. Jetzt fügte sich alles zusammen.
    Plötzlich wurde ihm klar, dass alles, was bisher geschah, nur einem Plan diente -

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