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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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in ein blasses Türkis bis hin zu einem azursaphirähnlichen Blau. Als die Nacht endlich hereinbrach, begannen die ersten Sterne zu funkeln, einer, zwei, in Paaren, bald in Gruppen verstreut hier und dort, bis das gesamte Firmament erstrahlte. Dann legte sich der Schein der im Osten aufgehenden Monde Nymaths über sie, behutsam, sanft, wie eine Mutter, die kommt, um nach ihrem schlafenden Kind zu sehen.
    Alduin und Erilea drehten die Köpfe, um das Schauspiel zu beobachten. Ihre Stimmung erhob sich in Einklang mit dem Aufgehen der silber- und kupferfarbenen Kugeln.
    »Bei Emos Anmut«, flüsterte Erilea unvermittelt. »Sieh nur, das Schauspiel hat begonnen!«
    Mühsam löste Alduin die Augen von den Monden. Er wusste, was sich vor ihm abspielen musste, und wagte kaum hinzusehen. Zunächst war es nur eine leichte Trübung der Luft unmittelbar über dem Wasser, ein kaum merklicher Schimmer, der waberte und pulsierte. Dann begann sich nach und nach ein Nebel zu bilden, und schließlich zeichneten sich in dem milchigen Licht die Umrisse einer Insel ab. Sie war recht klein und ohne Bäume, genau wie Alduin sie in Erinnerung hatte. Vereinzelte Löcher in den trüben Schwaden ließen Formen erkennen, die Felsbrocken oder eine Ruine sein mochten.
    Zögernd ließ Alduin Erileas Hand los und stand auf. Er rief Rihscha zu sich und deutete auf die Insel.
    »Da, mein stolzer Freund«, sagte er. »Dorthin müssen wir. Flieg!«
    Rihscha erhob sich in die Lüfte, während Alduin sich der jungen Wunand zuwand, die einen Platz so tief in seinem Herzen hatte. Kurz drohte ihn der Schmerz zu überwältigen, den er in sich verspürte, aber er wusste, dass er keine Wahl hatte. Der einfache Umstand, dass Erilea nicht schwimmen konnte, bekräftigte nur, was sie beide schon auf die eine oder andere Weise gespürt hatten. Alduin würde das letzte Stück seines Weges allein gehen müssen.
    »Ich muss los. Und der einzige Weg ist es zu schwimmen«, sagte er. In Erileas Augen glitzerten Tränen, doch sie weigerte sich, Schwäche zu zeigen. Stattdessen stand sie auf, und diesmal war sie es, die ihn mit einem flüchtigen Kuss bedachte.
    »Ich wusste, dass der Moment kommen würde«, sagte sie nur. »Ich werde hier auf dich warten. Komm ... komm einfach wieder zurück!«
     

     
    Aranthia ging die Treppe hinauf zu Cals Zimmer. Es war zwei Tage her, dass er wieder bei Bewusstsein war. Seither hatte sie ihm immer wieder Jatamansi eingeflößt und die Menge stetig verringert, damit er weiterschlief und beim nächsten Mal sanfter erwachte.
    Als Aranthia diesmal nach ihm sah, fand sie ihn reglos auf dem Bett liegen. Aus seinen weit geöffneten Augen sprach eine so unvorstellbare Traurigkeit, dass sie unwillkürlich zum Bett rannte und seine Hand ergriff.
    »Cal«, flüsterte sie. »Kannst du mich hören? Ich bin es. Aranthia. Erkennst du mich?«
    Cal versuchte, ihre Hand zu drücken, aber die Anstrengung war zu viel für ihn. Kurz schloss er die Augen und öffnete sie wieder
    »Cal, oh Cal«, brachte sie über die Lippen. »Was ist bloß geschehen? Wo bist du gewesen?« Sie verstummte einen Augenblick, um ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. »Verzeih«, fuhr sie fort. »Das ist nicht die rechte Zeit dafür. Ich habe so viele Fragen, aber nicht jetzt. Erst musst du wieder zu Kräften kommen. Ich hole dir etwas Suppe.«
    Als sie sich zum Gehen wandte, spürte sie, wie seine Finger den Druck um ihre Hand leicht verstärkten.
    »Es ... es tut mir leid ...«, flüsterte er mit brüchiger Stimme. Sie klang dünn wie das Rascheln von Herbstlaub.
    »Cal, das muss es nicht«, erwiderte sie. »Was du mir gegeben hast ... oh ... Ich muss gehen ...«
    Damit rannte sie aus dem Zimmer. Kurz hielt sie am Treppenabsatz inne, um sich wieder zu fassen. Nach einigen tiefen Atemzügen hatte sie die Fassung wiedergefunden und lief hinunter in die Küche.
    »Cal ist wach«, rief sie Bardelph und Rael zu, die am Tisch saßen. »Er weiß, wer ich bin. Ich glaube, das Schlimmste hat er hinter sich.«
    Bei ihren Worten sprangen beide Männer auf, doch während Rael auf die Tür zusteuerte, zögerte Bardelph.
    »Keine Sorge«, sagte Aranthia und berührte seine Wange mit einer zärtlichen Geste, die mehr sagte als Worte. »Geh und hilf Rael, ihn aufzusetzen. Ich bringe etwas Suppe nach oben.«
     
    Aranthia fütterte Cal, während Bardelph ihn stützte und Rael ihm ein Tuch unter das Kinn hielt. Nach sechs oder sieben Löffeln konnte er nicht mehr schlucken. Bardelph half

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