Falkensaga 02 - Im Auge des Falken
senden oder über den Falken Neuigkeiten erfahren.
Bardelph spürte, dass sie tief in Gedanken versunken war. Er konnte sich vorstellen, was in ihr vorging, doch erfand keine beruhigenden Worte für sie.
»Wir brechen jetzt besser auf«, sagte er leise.
Tiefes Vertrauen klang in seiner Stimme mit. Es war eine Stimme, die Aranthia schätzen und lieben gelernt hatte. Worüber sollte sie sich den Kopf zerbrechen? Cal war vor langer Zeit ein Teil ihres Lebens gewesen, doch nun hatte sich alles geändert.
Mit einem Lächeln blickte sie den Raiden an und nickte. Doch es war ihr schmerzlich bewusst, dass dieses Lächeln unsicher wirkte.
»Ich schicke Rihscha vor, bis ihr die Brücke überquert habt«, unterbrach Alduin die Gedanken der beiden mit einem Grinsen. »Ich muss mich schließlich vergewissern, ob sie noch ein weiteres Mal hält.«
»Wir können ja bei Cardols Vetter vorbeischauen. Vielleicht ist Grest schon aus Lemrik zurück. Er könnte mit seinen Söhnen die Brücke wieder in ihren alten Zustand versetzen«, schlug Bardelph vor und zog die Riemen für die Gepäcktaschen auf Skips Rücken fest.
Alduin entließ seinen Falken in die Luft, dann umarmte er Aranthia. »Ich sollte längst schon wieder mit Cardol in Sanforan sein, aber wenn es Neuigkeiten gibt, sendet einen Falken zu uns.«
»Könnte mir kaum vorstellen, dass es etwas Dringenderes gäbe», meinte sie. »Aber lass uns abwarten.«
»Durchaus möglich, dass dein alter Freund Rael kurz nach uns in Sanforan ankommt«, warf Bardelph ein. »Hättet ihr nicht die Abkürzung gewählt, wärt ihr ihm wahrscheinlich in Lemrik begegnet. Vor ein paar Tagen sind wir ihm dort über den Weg gelaufen. Er wollte aber vorher noch zum Pferdemarkt. Und wenn es etwas Wichtiges gibt, schickt er bestimmt Sivella. Sie ist einer der schnellsten Falken!«
Der Gedanke an seinen besten Freund Rael und seinen Falken Sivella hob Alduins Stimmung trotz der widrigen Umstände. Es war ein schönes Gefühl, an einem so prächtigen Sommermorgen zurück in der Heimat zu sein! Er freute sich schon darauf, Rihscha all die Plätze zu zeigen, an denen er sich früher gern herumgetrieben hatte, aber auch das Felsplateau, an dem er an jenem Frühlingstag vor über zwei Jahren das Falkenei gefunden hatte.
»Wir sollten uns jetzt auf den Weg machen«, sagte Aranthia aufmunternd. »Cardol, ich hoffe, Euer Fuß erholt sich rasch«, rief sie durch die offene Haustür. »Mein Sohn soll bloß auf Euch aufpassen!«
»Aber sicher doch, gute Frau, dafür werde ich schon sorgen«, gab der Kataure zurück. »Möge Asnar Euch auf Eurer Reise beschützen.«
»Danke«, antwortete sie. »Ich hoffe, dass wir uns das nächste Mal unter besseren Umständen begegnen werden.«
Alduin begleitete Aranthia und Bardelph, der den Esel führte, zum Rand der Lichtung und verabschiedete sich dann von ihnen. Kurz darauf nahm er wieder Verbindung mit seinem Falken auf.
»Rihscha erwartet euch an der Brücke«, rief er ihnen nach, als sie zwischen den Bäumen verschwanden. Er sah ihnen noch eine Weile hinterher, dann lief er zur Hütte zurück, warf noch einen Blick auf die Pferde, vergewisserte sich dann, dass es Cardol bequem hatte und genug Calba in seiner Reichweite stand.
»Du hast nicht zufällig etwas im Haus, das einen Deut stärker ist, oder? Vielleicht einen guten Schluck Met?«, fragte der Kataure in einem Tonfall, der zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankte.
Alduin schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich fürchte, nein. Aber Mutter hat mir noch Jatamansi gegen Eure Schmerzen dagelassen. Tut es noch sehr weh?«
»Das ist nicht das Problem, Junge, aber glaub mir, ein Mann braucht etwas mit ein bisschen mehr Schmackes, um den Tag zu überstehen.«
Alduin musste über ihn lachen. Raiden galten als sehr zurückhaltend, was berauschende Getränke anging, aber der Kataure hier hatte offensichtlich eine ganz andere Einstellung dazu.
»Vielleicht habt Ihr ja Glück, und ein Händler kommt vorbei. Und hoffentlich findet Ihr dann etwas, was wir eintauschen könnten!«
»Falls er Münzen aus Sanforan annimmt, da habe ich noch ein paar Duram in der Tasche«, antwortete Cardol, und ein Hoffnungsschimmer legte sich über seine Züge.
»Ich behalte den Fluss im Auge, falls sich hier jemand verirrt«, schmunzelte Alduin. »Aber wenn ihr vorerst nichts braucht, gehe ich eine Weile nach draußen.«
Alduin stand vor der Hütte in enger Verbindung mit Rihscha. So konnte er mit den Augen seines Falken
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