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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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Aranthias und Bardelphs Weg verfolgen und sehen, wie sie die schwankende Brücke sicher überquerten.
    Rihscha stieß immer wieder mit mächtigen Flügelschlägen an ihnen vorbei, drehte im letzten Augenblick ab und flog dann die Schlucht entlang davon. Aranthia und Bardelph winkten ihm nach. Der Wind rauschte durch die Schwingen des Falken und versetzte Alduins Blut in Wallung. Er war eins mit Rihscha, stieg in einem Aufwind hoch empor, trieb in der sanften Wärme der frühen Sonne am Himmel und sog die feinen Einzelheiten der Landschaft mit vollen Zügen in sich auf. Er wusste, dass der Falke bald vom Hunger getrieben jagen würde, daher brach er die Verbindung ab und genoss stattdessen den Blick, der sich vor ihm öffnete.
    Um diese Jahreszeit schien der Fluss sehr träge zu fließen und sah daher ungemein einladend aus. Alduin zögerte nicht lange, zog die Kleider aus, legte sie auf die Bank neben der Anlegestelle und hechtete hinein. Obwohl ihm die Kälte fast den Atem raubte, schwamm er mit kräftigen Zügen bis zur Mitte und ließ sich dort eine Weile mit geschlossenen Augen auf dem Rücken von der sanften Strömung treiben.
     
    ... der Aufwind trug ihn höher und höher, bis es schien, als breite sich die gesamte Welt in all ihrer Pracht unter ihm aus ... Krath hatte sich noch nie so frei gefühlt, obwohl er wusste, dass er nicht alleine war ... Wie schon seit vielen Tagen war Cal bei ihm. Gemeinsam hatten sie die Küste Nymaths abgesucht, hatten jeden verborgenen Hain, jede wilde Klippe erkundet. Aus purem Spaß waren sie Wasserfalle hinabgestürzt und ließen sich über Seen treiben. Sie hatten verborgene Täler im Pandarasgebirge und noch tiefere Geheimnisse im Elbenwald entdeckt. Wind und Sturm, Sonne und Regen waren ihre innigsten Gefährten. Nun waren sie bereit weiterzufliegen, über die Grenzen bekannter Gebiete hinaus, sogar über die Grenzen der Welt. Nichts konnte sie trennen - das Gefühl der Freiheit gehörte ihnen beiden ... Sie waren in Gefilde gelangt, in denen Nahrung kaum nötig schien ... Ihr Elixier war nur das Wasser, das Licht der Sonne und der Sterne. Bald würden sie ...
     
    Prustend kam Alduin zu sich. Ein eigenartiges Gefühl verwirrte ihn, eine Vision, die ihn mit seinem Vater und dessen Falken Krath verband. Sie hatte ihn wohl viel zu lange in Bann gehalten. Oder war die Strömung des Flusses doch stärker als vermutet. Schneller und schneller glitt er über das Wasser, ohne Halt zu finden. Gischt schäumte um ihn herum auf. Er war in eine Stromschnelle geraten!
    Haltlos wurde er im Kreis herumgewirbelt, und während er mit aller Kraft versuchte, sich an der Oberfläche zu halten, verlor er jegliche Orientierung. Dunkle Schatten tauchten auf und schienen ihn herunterziehen zu wollen, als er in rasender Geschwindigkeit an ihnen vorbeitrieb. Verzweifelt mühte er sich ab, wieder Herr über seine Kräfte zu werden, doch das weiß brodelnde Wasser war übermächtig. Mit ungeheurer Kraft zog es ihn auf einen Spalt zwischen zwei Felsbrocken zu. Die Strömung riss ihn wieder mit, er schluckte einen Mundvoll sandigen Wassers. Nur kurz tauchte er auf, würgte und prustete, doch sogleich zog es ihn wieder in die Tiefe. Er fühlte sich wie ein Spielzeug in den Tatzen einer Raubkatze, die ihn schüttelte und durch die Gegend schleuderte. Die Kälte kroch ihm bis ins Mark. Sein Herzschlag hämmerte gegen seine Brust.
    Alduin spürte, wie seine Sinne schwanden und damit auch der verzweifelte Wille zu überleben. In diesem Moment wurde er durch einen grellen Schmerz zurück ins Bewusstsein geholt. Ein spitzer Ast hatte sich in seine Schulter gebohrt. Einen Augenblick lang verhing er sich darin, bis das Holz das Gewicht nicht mehr halten konnte und er weiter stromabwärts trieb. Sein Körper schleifte über kantiges Geröll und spitze Felsen, und plötzlich spürte er einen heftigen Schlag gegen seinen Kopf.
    Alduin gab auf.
    Es schien so viel einfacher, sich nicht mehr zu wehren, sich einfach nur treiben zu lassen. Eine unbeschreibliche Ruhe kam über ihn, ein Licht erstrahlte hell vor seinen Augen. Ihn überwältigte das unglaubliche Gefühl von uneingeschränkter Freiheit. Es war die Vision, die er zuvor hatte - mit Krath und mit Cal, seinem Vater.
    Wartet auf mich ... Ich komme ...
     

     
    Rihscha saß auf einem kahlen Felsblock, putzte sich das Gefieder, genoss die Sonne und fühlte sich satt, zufrieden und schläfrig. Plötzlich erstarrte der Falke. Unruhe und Furcht zerrten an ihm,

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