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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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Küken geschlüpft«, begann Bardelph. »Aus unerklärlichen Gründen kommt es immer wieder vor, dass die Falken nicht mehr so viele Eier legen. Deshalb haben wir im Moment nur sieben junge Falkner. Ich kann dir sagen, es hat ordentlich Enttäuschung gegeben. Aber wer den Bund eingegangen ist, wer auserwählt worden war, wusste ihn daher umso mehr zu schätzen. Ich bringe den Jüngeren immer noch das Bogenschießen bei, helfe aber auch Meister Calborth. Diesen Winter hat er Probleme mit seinen Augen. Er sieht immer schlechter.«
    Alduin schaute ihn überrascht an. »Tatsächlich?«, fragte er bestürzt. »Aber ich komme gerade aus Sanforan. Fast drei Tage war ich dort, er hat mir nichts davon gesagt.« Er strich Lome übers Fell. »Aber dass er nicht mehr so gut sieht, könnte eine Erklärung sein«, murmelte er nachdenklich vor sich hin.
    »Eine Erklärung wofür?«
    Alduin schwieg einen Moment. Dann aber brannte er darauf, seine Geschichte zu erzählen. Über ihrem Unfall an der Schlucht hatte er keineswegs den eigentlichen Grund für seinen Besuch vergessen. »Ich erzähl dir alles, wenn wir drinnen sind. Mutter muss das auch hören.« Er holte tief Luft. »Übrigens, wie stehen die Dinge zwischen euch beiden?«, fragte er.
    »Ich betrachte mich immer noch als einen glücklichen Mann, falls es das ist, was du wissen willst. Und ich habe nach wie vor große Ehrfurcht vor deiner Mutter - auch wenn sie das nicht gerne hört.«
    »Ehrfurcht?«, fragte Alduin. »Sie ist doch keine Amazone.«
    »Nein, das ist es nicht, was ich meine«, versuchte Bardelph zu erklären. »Für mich ist es nicht von so großer Bedeutung, wenn Frauen mit der Ausdauer der Arekkatze kämpfen.« Der Raide fuhr mit einem Tuch behutsam über das feuchte Fell des Hengstes. »Vielmehr ist deine Mutter zu einer der angesehensten Heilerinnen von Nymath geworden. Die Menschen kommen von weit her, um sich von ihr behandeln zu lassen - nicht nur wegen ihrer Heilsalben und Tränke. Es sind ihr tiefes Wissen, ihre Ahnung und ihr Verständnis für die Menschen und ihre Leiden.« Um Alduins Lippen spielte ein Lächeln. Bardelph war ein bodenständiger Mann mit einem Herzen aus Gold, doch es fiel ihm schwer, die ungewöhnlichen Begabungen zu begreifen, mit denen Alduin und seine Mutter ausgestattet waren.
    »Ich kann verstehen, dass dich das durcheinanderbringt«, sagte er.
    »Aber da ist noch etwas. Wenn wir gemeinsam am Feuer sitzen und reden, starrt sie urplötzlich ins Leere und spricht aus heiterem Himmel über etwas völlig anderes.«
    Bardelph sah zu Alduin.
    »Einmal über dich und Rihscha. Mitten in einem Gespräch - es ging um Kräuter - sagte sie plötzlich etwas Seltsames. Nur durch Rihscha wirst du dazu kommen, weit über diese Welt hinauszureisen. Sie sagte auch, dass deine Beziehung zu dem Falken eine unermessliche Gabe sei. Dabei habe ich richtig Gänsehaut bekommen.«
    »Über diese Welt hinaus? Was kann sie damit gemeint haben?«, fragte Alduin.
    »Ich habe mir abgewöhnt, sie danach zu fragen, denn wenige Momente später erinnert sie sich nicht mehr an ihre eigenen Worte.« Bardelph blickte ein wenig besorgt drein, dann aber seufzte er. »Trotz allem würde ich nichts an ihr ändern wollen. Sie ist das Beste, was mir je begegnet ist.«
     
    Die Pferde waren gut versorgt, Alduin und Bardelph wuschen sich mit dem Wasser aus der Regentonne und kamen durch die Vordertür in die Hütte. Aranthia reichte ihnen Becher voll dampfendem, frischem Calba, und alle setzten sich an das knisternde Feuer.
    Alduin war für einen Moment in Gedanken versunken, während er trank und in die Flammen starrte. Dann blickte er in die Runde.
    »Es ist schön, hier zu sein«, begann er mit sanfter Stimme. »Aber ihr sollt auch wissen, dass wir nicht nur auf Besuch hier sind. In Wahrheit ...« Seufzend setzte er den Becher ab. »Der eigentliche Grund ist: Mutter, wir brauchen deine Hilfe.« Er stockte. »Es war auch der Vorschlag von Meister Calborth, dich zu holen ... Da ist ein Mann ... er ist verletzt ... Nein, eigentlich sind wir gar nicht sicher, ob er wirklich verletzt ist.«
    »Alduin«, unterbrach ihn Aranthia. »Was erzählst du da? Ein verletzter Mann, aber ihr seid nicht sicher?«
    Cardol sah, wie schwer Alduin sich tat. Er räusperte sich. »Die Geschichte ist eigentlich ganz einfach. Alduin hat ihn in den Emmerfeldern ein Stück jenseits der Stadtmauern bewusstlos gefunden. Wir - ein anderer Soldat und ich - haben geholfen, ihn zur Apotheke in der

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