Falkensaga 02 - Im Auge des Falken
dürfte auch der Grund sein, weshalb Cal jetzt so schnell altert.«
»Aber die Verbindung mit einem Falken hält doch das Altern nicht auf«, warf Alduin ein. »Wir Falkner machen das doch ständig, trotzdem sterben wir eines Tages.«
»Vielleicht war es keine gewöhnliche Verbindung«, überlegte Erilea. »Vielleicht gibt es noch eine ganz andere Art, den Bund einzugehen.«
»Wo könnte er so etwas gelernt haben?«, fragte sich Rael.
»Vielleicht hat er etwas gehört«, meinte Alduin leise, als in ihm plötzlich eine Erinnerung aufstieg. »Unmittelbar bevor ich die ... Verbindung - oder was es auch immer gewesen sein mochte - zu Cal verlor, schnappte er in einer Schenke ein Gespräch auf. Da waren Katauren, die über einen Falkner in Sean Ferll sprachen, der völlig aufgelöst über den Tod seines Falken war. Anscheinend redete er nur noch wirres Zeug ... so erzählte er auch, dass er jemanden kannte, der seinen Falken ins Leben zurückholen könnte ... Cal war überzeugt, es war kein Zufall, dass er gerade in diesem Moment an diesem Ort von dieser Geschichte hörte. Er hatte plötzlich das Gefühl, in Sean Ferll gäbe es etwas für ihn zu entdecken.«
»Sean Ferll«, grübelte Rael. »Über diesen Ort habe ich nichts Gutes gehört. Ausgestoßene und Geächtete sollen dort leben.«
»Wie dem auch sein mag. Aus irgendeinem Grund habe ich diese Vision gehabt«, sagte Alduin mit wachsender Überzeugung. »Es gibt keinen Weg vorbei. Ich muss nach Sean Ferll. »Er schwieg für eine Weile, bevor er den Blick von Rael und Erilea suchte. »Ich werde nicht nach Sanforan zurückkehren«, sagte er entschlossen. »Damit würde ich nur kostbare Zeit verlieren.«
»Aber warum?«, fragte Erilea. »Warum musst du in Erfahrung bringen, was mit Cal geschehen ist? Das ist so lange her - es war doch schon, bevor du geboren wurdest. Daran wird sich ohnehin niemand mehr erinnern.«
»Es ist vielleicht die einzige Möglichkeit, ihm zu helfen. Rael sagte, dass er das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt hat. Solange auch nur ein Hoffnungsschimmer besteht, sei er noch so dünn wie ein Strohhalm, so kann ich ihn doch nicht einfach so daliegen lassen.«
»Wir wissen gar nicht sicher, ob er noch bewusstlos ist«, beharrte Erilea. »Seit Raels Aufbruch aus der Stadt sind Tage vergangen. Vielleicht ist Cal inzwischen zu sich gekommen? Lasst uns doch die Falken schicken, um es herauszufinden.«
»Aber hier nur rumsitzen und warten, das ist doch auch keine Lösung!«, meinte Alduin aufgebracht. »Wenn er sich nicht erholt hat und schnell altert, könnten seine Stunden gezählt sein. Ich muss gleich morgen früh aufbrechen.«
Erilea sah ihn überrascht an. »Ich glaube trotzdem, du solltest erst nach Sanforan gehen. Der Weg mag zwar weiter sein, aber die Straßen sind besser. Eine andere Strecke gibt es eigentlich gar nicht.«
»Doch«, widersprach Alduin. »Es gibt den Fluss. Sobald ich oberhalb der Stromschnellen bin, kann ich ihn einfach befahren.«
»Womit? Willst du dir etwa ein Floß bauen?«, wollte Erilea wissen. Sie war selbst verwirrt über ihre heftige Gegenwehr, konnte aber nicht dagegen ankämpfen.
»Cal ist nicht der einzige Grund, oder?«, warf Rael plötzlich ein. »Du selbst willst es wissen, nicht wahr? Ich meine, du willst wissen, ob man das Leben der Falken verlängern kann, willst wissen, ob an der Schauergeschichte was dran ist?«
»Nein ...«, erwiderte er nachdenklich. »Etwas zieht mich dorthin. Es muss mit Cal zu tun haben. Ich habe das Gefühl, dass ich ihm helfen kann.«
»Ach komm, mach dir doch nicht selbst was vor, Alduin«, sagte Rael. »Ich will ja nicht sagen, dass du dir keine Sorgen um deinen Vater machst, und es kann auch sein, dass du ihm helfen kannst. Um ehrlich zu sein - wenn tatsächlich mehr dahintersteckt, bist du wahrscheinlich der Einzige, der überhaupt etwas rausfinden kann.«
»Worüber, was meinst du?«, fragte Alduin.
»Na, über die Möglichkeit der Unsterblichkeit durch die Bindung mit dem Falken«, antwortete Rael.
Die letzten Worte überwältigten die drei, und sie verstummten. Jeder verlor sich viele Herzschläge lang in den eigenen Gedanken.
»Ich begleite dich«, erklärte Erilea entschlossen. »Meine Ausbildung ist abgeschlossen, und ich kann jetzt selbst über meine Wege entscheiden. Also versuch nicht, mich davon abzubringen.«
Alduin freute sich so sehr über ihren Vorschlag, dass er nur verschmitzt antwortete: »Das hatte ich auch gar nicht vor.«
Erilea musterte
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