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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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die Ben und andere während des Krieges entwickelt hatten und die aus mehr Salbe als Verbandsstoff bestanden. Am schmerzhaftesten war es, den Verband abzunehmen. Ein Teil der verletzten Gesichtshälfte war bereits freigelegt. Als er mich erblickte, schrie er nur noch mehr.
    »Da ist er! Da ist er!«
    »Nicht der Mann, Luke, er ist es nicht. Das ist dein Vater.«
    Er duckte sich, um das Gesicht am mütterlichen Busen zu verstecken, zuckte indes zurück, aus Angst vor dem Schmerz, den die Berührung ihm zufügen würde.
    »Es tut so weh!«
    »Das hier wird dir guttun.«
    »Wird es nicht!«
    Mit unendlicher Sanftheit legte Anne den Verband an, bis er fest saß. Sie gab ihm kleine Schlucke eines Stärkungsmittels zu trinken, bis er schläfrig zu werden begann. Ich setzte mich an das Ende der Couch und streichelte ihn stumm.
    »Du hast gesagt, du würdest ihn töten«, murmelte Luke.
    »Das habe ich.«
    »Und er kommt nicht wieder zurück?«
    »Er kommt nie wieder zurück.«
    Schließlich schlief er in Annes Armen ein. Ich blieb bei ihm sitzen, ihre Worte hallten in meinem Kopf. Du sorgst dich mehr um dein Waldvolk als um uns . Wenn ich meinen Vater verraten hätte oder ihm zumindest nicht geschrieben hätte, dann hätte ich Liz die Arznei gebracht. Sie könnte noch leben. Nein, nein. Das war lächerlich. Aber der Gedanke ließ sich nicht vertreiben. Ich hätte dort sein sollen. Und jetzt dies! Wenn ich Anne und Luke nicht verboten hätte hierherzukommen, wäre das niemals geschehen.
    Ich musste bleiben. Ich musste bei ihnen bleiben. Aber um bleiben zu können, musste ich Thomas Stonehouse sein. Sie verlangte nichts weniger als das. Sie hatte es gesagt: Ich hätte dich nie geheiratet, wenn du nur ein Drucker gewesen wärst . Ach, das war doch Unsinn, dahingesagt im Eifer des Gefechts. Und doch schwang darin die Andeutung einer anderen Stimme mit, einer Stimme, die ich nie gehört hatte, die jedoch irgendwo in meinem Inneren war, die Stimme meiner Mutter. Ein Echo davon hallte in Annes Worten wider, als sie sagte: Diese Ländereien gehören dir, Sir … Und ich werde dafür sorgen, dass du sie bekommst. Auf dem einen oder anderen Weg . Ich zitterte.
    Es war nicht nur so, dass ich an das Waldvolk glaubte und dass die Welt dabei war, sich zu verändern. Ich hatte mich verändert. Sie hatte diese Reise nicht unternommen. Und solange es dabei blieb, welches Recht hatte ich, ihr zu sagen, was sie tun sollte? Frauen ohne Herren. Ich hatte darüber gelächelt, aber war es wirklich so lächerlich? Hatte ich mich nicht genau deshalb in sie verliebt? Und liebte sie immer noch?
    So drehten sich meine Gedanken endlos und sinnlos im Kreis, während das Tageslicht schwand und Schatten in den Raum krochen.
    Luke hatte den Daumen in den Mund gesteckt. Durch den Verband geschützt, ruhte seine verbrannte Wange am Busen seiner Mutter. Wundersamerweise sah er in dieser Haltung gänzlich unversehrt aus. Wir drei atmeten wie ein Wesen. Dann rührte Luke sich und verzog protestierend das Gesicht, als er vom Schmerz aus dem Schlaf gerissen wurde. Anne drehte ihn auf seinen gesunde Seite und schaukelte ihn zärtlich.
    Ich stand auf. »Du musst bleiben. Ich kann nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich werde einen Platz für uns finden.«
    »Wo?«
    »Ich werde schon irgendwo etwas finden.«
    Sie blickte auf. Wir starrten einander wortlos an, ungläubig, bestürzt und entsetzt, weil wir auseinandergingen. Meine Beine zitterten. Sie machte Anstalten, Luke zurück auf das Sofa zu legen, aber er schrie wimmernd auf, und sie zog ihn wieder an sich. Ich trat hinaus in den Korridor, ging davon, ging wieder zur Tür des Zimmers, dann wieder weg. Lucy tauchte in der Tür zum Salon auf.
    »Ach, ich glaubte, ich hätte Euch gehört. Was denkt Ihr?«
    Der Bedienstete sammelte seine Leiter ein. Das Bild, das er anstelle des Porträts von Holles aufgehängt hatte, zeigte Cromwell. Ich hatte es zuvor bereits gesehen. Es war retuschiert worden, so dass die Nase weniger stark aus dem Gesicht hervorragte und die Warzen kaum zu erkennen waren.
    »Ich fürchte, ich finde es nicht sonderlich … typisch.«
    »Das hatte ich gehofft. Der Maler hat getan, was er konnte, aber das Rohmaterial hat seine Anstrengungen zunichtegemacht.«
    Ich streckte ihr die Hand entgegen. »Danke, dass Ihr Euch ihrer annehmt.«
    Sie ergriff meine Hand und lächelte warm. Für einen Moment erhaschte ich einen Blick auf eine andere Person, auf die Frau, die sie gewesen war, bevor sie ihr einziges

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