Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)
Kind verloren und begriffen hatte, dass sie keines mehr bekommen konnte. Einen kurzen Blick darauf, warum sie und Anne einander so nahestanden.
»Ich habe eine Zimmerflucht für Euch vorbereiten lassen, Tom.« Sie hob eine Glocke. »Der Diener wird Euch hinfüh…«
»Ich bleibe nicht.«
Sie formte den Laut mit den Lippen, ehe sie ihn aussprach. »Ach.« Mehr nicht.
Als ich die Treppe hinabstieg, hörte ich das dumpfe Geräusch, mit dem der schicksalsergebene Diener die Leiter erneut gegen die Wand lehnte, und die Stimme der Countess, als sie sagte: »Ich denke, ein kleines Stückchen weiter nach links. Fort vom Licht.«
Teil III
Without
Herbst 1647
29. Kapitel
Lucy hatte das Bild mit dem ihr eigenen unfehlbaren Gespür für den richtigen Zeitpunkt aufgehängt. Am Tag darauf trafen Fairfax und Cromwell in London ein. Zwanzig Regimenter marschierten die Cheapside entlang, mit wehenden Fahnen und lauten Trommeln. Binnen eines Tages ging die Stadt von den Presbyterianern – zumindest politisch – an die Unabhängigen. Aber es waren nicht allein die Musketen, von denen die Menschen sich überzeugen ließen. Die Stadt wollte vor allem eines: wieder zu den üblichen Geschäften zurückkehren. Die Presbyterianer hatten den Menschen erzählt, Cromwells Armee sei ein trunkener Pöbelhaufen. Jetzt waren sie verblüfft, wie gesittet und diszipliniert die Männer waren. Und vor allem, dass es keine Plünderungen gab.
»Sie haben nicht einmal einen Apfel eingesteckt«, staunte ein Ratsherr.
Cromwell und Ireton hätten mich zurück in den Kerker geworfen, wenn sie gekonnt hätten. Doch während die Armee das Land kontrollierte, hatte Cromwell nur noch begrenzt Kontrolle über seine Armee. Ich schloss mich dem Protestmarsch von George, Levellers wie Nehemiah und einer kleinen Anzahl Abgeordneter an, die befürchteten, Cromwell würde bei den Verhandlungen mit Charles I., genau wie Holles, dem König zu weit entgegenkommen. Was als Rebellion in der Armee begonnen hatte, stand kurz davor, zu einer breiteren Revolution zu werden: Über dem lauten, kriegerischen Schlagen der Trommeln und dem Schmettern der Trompeten lag das freche Trällern von Joshuas Flöte der Freiheit.
Nach der Demonstration ging ich zu Mr Black, um zu fragen, ob Anne und Luke im Half Moon Court bleiben konnten.
»Ihr meint, wenn sie vom Land zurückkommen?«, sagte er.
»Vom Land?«
»Wisst Ihr das nicht?«
Anne und Luke hatten London verlassen, um mit der Countess auf ihren Landsitz in Maidenhead zu fahren. Offenkundig hatte Anne ihren Eltern nichts von den Auseinandersetzungen zwischen uns erzählt, und ich gab mir Mühe, den Schein zu wahren. Der Kannengießer, der gegenüber von Mr Black gewohnt hatte, war gestorben, und das Haus stand leer. Ich löste meinen Zahlschein von der Armee ein und beglich davon die Miete. Das Haus war in einem schlechten Zustand, und während einige Arbeiten erledigt wurden, schlief ich über einer Druckerei namens Gun Press in Spitall Fields, ganz in der Nähe der Apotheke, in der Matthew arbeitete. Er überließ mir seine Küchenmagd, Ellie, um ein wenig Ordnung zu halten. Mit Scogman und Nehemiah arbeitete ich Tag und Nacht an dem, was Mr Ink, den man gemeinsam mit Speaker Lenthall im Triumph zurück nach Westminster getragen hatte, Die große Gelegenheit nannte.
Aber Gelegenheit wofür?
In einem Punkt hatte Lucy sich geirrt. Der König wies die Vorschläge der Armee zurück. Einige, wie Nehemiah, sagten, man solle »dem König keine weiteren Zugeständnisse machen«, was nichts Gutes ahnen ließ. Glaubte er, wir könnten ohne den König regieren? Wir gerieten beinahe in Streit darüber. Ich sagte heftig, dass wir bei unserem Aufbruch von Holdenby an den Menschenmengen gesehen hätten, wie sehr das Volk den König liebte. Nehemiah hielt dagegen, dass der König die Massen benutzt hatte, um seinen Royalisten zurück ins Parlament zu verhelfen.
In endlosen Gebeten wurde Gott um einen Ausweg aus dieser Sackgasse angerufen. Von St. Katharine’s im Osten bis St. Dunstan im Westen verharrten die Menschen stundenlang kniend und warteten auf eine Antwort. Es kam keine.
So viele Worte trockneten so viele Kehlen in den Schenken der Levellers aus, dass The Windmill in Lothbury und The Bull and Mouth in Aldersgate schließlich ohne Bier dastanden.
Der König spielte Bowls in Hampton Court. Eine royalistische Flugschrift zitierte ihn mit den Worten: »Ihr könnt nicht ohne mich sein – es wird euer Verderben
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