Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
Vom Netzwerk:
Namen auch für sich anzunehmen habe. Sie schrieb umgehend und überaus höflich zurück, dass sie, obgleich sie mir in den meisten Dingen gehorchen würde, in diesem Fall ihrer Kirche und ihrem Gott gehorchen müsse, die sie zu Mrs Stonehouse gemacht hätten.
    Das Schlimmste war, dass sie recht hatte. Oder besser, wie ich argwöhnte, der Anwalt im Hintergrund. Während der September dunkler wurde und in den Oktober überging, hielt mein Zorn an. Das Haus im Half Moon Court war fertig, aber ich zog nicht ein. Ich befand mich in genau demselben Zustand wie damals, als ich sie kennenlernte. Die Hälfte der Zeit hasste ich sie. In der anderen Hälfte sehnte ich mich mit solch leidenschaftlicher Inbrunst nach ihr, dass ich weder essen noch schlafen konnte. Aber dann nahm meine Arbeit eine überraschende Wende, die es mir gestattete, den Gedanken an sie zumindest für ein paar Stunden zu verdrängen.
    Ein ehemaliger Advokat, der sich nun Major Wildman nannte (obgleich es keinerlei Hinweis darauf gab, dass er jemals gekämpft hätte), hatte sich an das erinnert, was Mr Ink Die große Gelegenheit nannte.
    Es war atemberaubend einfach. Er machte die Angelegenheit der Soldaten, ihre Bezahlung und ihre Beschwerden, zu einer Angelegenheit des Volkes, aus den Rechten der Soldaten wurden die Rechte des Volkes. Um diese Rechte durchzusetzen, musste das Parlament reformiert werden. Bis dahin – und das war Wildmans Kernpunkt – war es zwecklos, mit dem König zu verhandeln.
    Mit anderen Flugblattschreibern arbeitete ich wie besessen daran, die Ideen in einer Flugschrift mit dem Titel Die Lage der Armee, aufrichtig geschildert darzustellen. Die Flugschrift war druckreif, doch dann versagte unsere Presse ihren Dienst. Mein Verhältnis zu Mr Black war im Moment etwas steif und schwierig, und ich wies Ellie an, ihm die Kopie zu bringen. Ich konnte es mir nicht verkneifen und bat sie, herauszufinden, ob er etwas von Anne aus Maidenhead gehört hatte. Sie sah Scogman an, der sich abmühte, die Druckerpresse zu reparieren. Er wollte etwas sagen, aber verstimmt über die Verzögerung sagte ich ihm, er solle warten, bis ich die allerletzten Korrekturen gemacht hätte.
    Ich gab Ellie die Kopie. Durch einen Schlitz in ihrem Rock schob sie den Text in ihre Tasche, wobei sie ein Tuch fallen ließ, das ich als Annes erkannte. Ich hob es auf, und sah, dass sie tiefrot angelaufen war. »Was ist das?«
    »Ich wusste nicht, ob ich es Euch erzählen soll, Sir.«
    »Was erzählen? Ist meiner Frau und meinem Sohn etwas zugestoßen?«
    »Ich habe sie gesehen.«
    Ich glaubte ihr nicht. »Wann? Wo?«
    »Vor zwei Tagen. Bei Mr Black.«
    »Ging es ihr gut?«
    In einem Augenblick war sie nervös wie ein Kätzchen, im nächsten trotzig und gleichgültig. Sie zuckte die Achseln. »Eurer Frau?« Ihre Gleichgültigkeit verschwand abrupt, und sie schenkte mir ein kokettes Lächeln. Einen Moment lang war sie Anne. Es war verstörend. Sie hatte einige von Annes Eigenarten genau erfasst. Sie schob das Kinn vor. Die Stupsnase bebte leicht, als würde sie etwas Schlechtes riechen. Sie stakste auf ihren klackernden Holzpantinen herum und hob ihre Röcke an wie eine Dame, die fürchtete, sie könnte sich beschmutzen.
    »Genug. Hör damit auf.«
    »Womit aufhören, Sir?«, sagte sie unschuldig.
    Ich sah das Grinsen in Scogmans Gesicht. Ich befahl Ellie barsch, die Flugschrift fortzubringen. Sie knickste mürrisch und knapp, band ihre Röcke hoch, gab, sobald sie draußen war, ihr geziertes Gebaren auf und war bereits halb die Straße hinuntergeflitzt, ehe ich ihr die Frage nachrufen konnte, wie es Luke ginge.
    »An dem Quarkgesicht gibt es nichts auszusetzen«, sagte sie grimmig, »was eine ordentliche Tracht Prügel nicht kurieren könnte.«
    Quark. Die Vorstellung von klumpigen, käsigen Überresten geronnener Milch beschwor ein solch quälend lebhaftes Bild herauf, wie Lukes Gesicht verheilt sein musste, dass ich im ersten Moment keinen Ton herausbrachte. Dann rannte ich hinter Ellie her und schüttelte sie so heftig, dass sie in ihren Holzpantinen das Gleichgewicht verlor und gegen die Mauer fiel. »Nenn ihn nie wieder so!«
    Sie rappelte sich genauso wütend wieder auf. »Ich bin mit ihm um den Apfelbaum gerannt und habe gewonnen, und er hat mich eine Spitall-Schlampe genannt. Ich wusste, ich hätte es Euch nicht erzählen sollen, ich wusste es.« Sie brach in Tränen aus. Sie nestelte an den Unterröcken herum, die sie sich zu tragen angewöhnt, und die sie

Weitere Kostenlose Bücher