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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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paar Tropfen mehr Wärme brauchen, Tom.«
    Ich musste einen klaren Kopf behalten, doch es war unmöglich, sein Lächeln nicht zu erwidern, nicht daran zu glauben, dass sich jetzt, wo er Highpoint hatte, seit jeher sein wichtigstes Bestreben, unser Verhältnis ändern würde. Hastig schluckte ich den Rest Branntwein herunter. Er brannte in meiner Kehle, und mir traten Tränen in die Augen. Mein Vater goss einen Branntwein für Scogman ein.
    »Wie ich sehe, bist du ein Mann, der sich auf Waffen versteht, Scoggy. Was haben denn diese Musterknaben bei sich?«
    »Einer ist ein Scharfschütze.«
    »Gut?«
    »Der beste.«
    »Bis auf Jan«, warf mein Vater ein.
    Der Holländer grinste zahnlos. Ich spürte, wie der zynische Scogman unter den Bann meines Vaters geriet. »Er hat ein Radschloss, das ich sonst noch nie gesehen habe«, sagte er. »Die Feder ragt aus dem Schaft.«
    Jan beugte sich vor. »Eine Radschlossbüchse. Schlesisch. Kimme?«
    »Ja. Wie genau ist sie?«
    »Fünf-, sechshundert Meter.«
    Mein Vater breitete die Karten auf dem Tisch aus. Wir drängten uns um ihn und folgten seinem Finger, der die gewundenen Schleifen der Themse nachzeichnete. Zum ersten Mal verstand ich, wie weit wir aus der Stadt hinausmussten. Ich sah die ausgedehnte Palastanlage von Hampton Court. Das Gebäude war von einem Burggraben umgeben.
    »Sie werden niemals über den Graben kommen«, sagte ich.
    »Das brauchen sie auch gar nicht«, sagte mein Vater. »Man kann den König nicht einsperren wie einen gemeinen Kriminellen. Bei gutem Wetter reitet er im Park.«
    Ich starrte auf das riesige Gelände, das den Palast umgab. Auch ein Wald gehörte dazu. »Wo?«
    »Unterschiedlich.« Es war nur ein flüchtiger Moment, aber ich meinte, einen raschen Blickwechsel zwischen meinem Vater und Jan bemerkt zu haben. »Wisst Ihr, wo die Musterknaben hinwollen?«
    Als ich die Umrisse der Insel auf der Karte sah, gab meine Erinnerung ein weiteres Stück von Nehemiahs Unterhaltung mit dem Fährmann preis. Hinter Richmond … Stag Island …
    Mein Vater wartete auf eine Antwort. Ich schüttelte den Kopf, entschlossen, ihm so wenig Informationen wie möglich zu geben, bis es sich als nötig erwies. Schließlich könnte es immer noch sein, dass sie nur eine Ente schießen wollten.
    »Wie sehen sie aus, Scoggy?«
    »Wir kennen sie gut«, sagte ich.
    Mein Vater seufzte und lächelte dünn. Das Ölpapier vor dem Fenster flatterte plötzlich. Eine Kerze erlosch, und eine weitere drohte ebenfalls auszugehen, als Jake die Tür öffnete. Er kam mit der guten Nachricht, dass der Nebel sich zu lichten begann. Die schlechte war, dass ein Wind von Osten den Nebel vertrieb, und wenn der schlimmer würde, könnten wir an den tückischen Stellen flussaufwärts Schwierigkeiten bekommen.
    Die Jolle hatte ein Verdeck, das uns ein wenig Schutz bot, aber ich war froh um den wärmenden Branntwein. Jake stieß das Boot ab, und die Nebelschwaden schienen den Fluss hinab von uns fort zu gleiten. Die Strömung der Flut war kräftig, und der zunehmende Wind trieb uns voran.
    Es war kein Stern zu sehen. Himmel und Erde waren zu undurchdringlicher Schwärze verschmolzen, bis auf das blasse, flackernde Mondlicht, das hindurchsickerte und das ölige Kräuseln unseres Kielwassers sichtbar machte. Vertäute Boote tauchten aus der Dunkelheit auf und verschwanden wieder. Wasser tropfte von den Riemen, ehe Jake sie erneut eintauchte. Lagerfeuer beschienen die Umrisse der Zelte und den Turm der St. Mary’s Kirche. Putney. Nehemiah und Bennet würden inzwischen in Stellung sein. Ich dachte daran, wie sorgfältig, gut organisiert und methodisch Nehemiah vorging. Präzise. Ich hatte geholfen, ihn auszubilden.
    »Um welche Zeit reitet der König aus?«
    »Früh.«
    Auch Charles war ein Mann mit festen Gewohnheiten. Ein pochiertes Ei jeden Morgen, ein Glas klares Wasser, ein Gang über die Terrasse, um zu entscheiden, ob er ausreiten oder durch endlose Korridore wandern sollte. Sonderbar, wie ähnlich er und Nehemiah sich in so mancher Hinsicht waren – beide waren starrköpfig und unnachgiebig. Keiner von ihnen fragte sich jemals, ob er im Recht war. Bald würde Nehemiah an Ort und Stelle sein. Irgendwo in der Nähe von Stag Island. Mit Bennet. Wartend. Zwei oder drei Stunden später würde Charles sein pochiertes Ei verspeist haben und anschließend auf die Terrasse treten, um festzustellen, ob das Wetter gut genug für einen Ausritt war.
    Aus diesem Grund war ich, als ich die ersten

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