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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Regentropfen auf das Verdeck klatschen hörte, überaus erleichtert. Ich war eingedöst. Als ich aufwachte, hörte ich nicht nur den Regen, sondern stellte zudem fest, dass sich die Landschaft verändert hatte. Der Himmel war tiefschwarz. Gerade hatten wir Richmond hinter uns gelassen. Ein plötzlicher Windstoß traf das Boot, so dass wir uns an die Streben klammerten, an denen das Verdeck befestigt war. Eines der Seile, die es hielten, hatte sich gelöst, und die Plane flatterte wie ein Segel.
    Ich war noch nie so weit flussaufwärts gewesen und wusste nichts von der Gefahr. Jake sah unbewegt auf die Holzaufbauten achtern am Schiff. Der heulende Wind drang durch meine Kleider und blies mir den Kopf frei. Ich brüllte in den Wind, war wieder ein kleiner Junge, der das tat, was er immer mit Matthew hatte tun wollen: Auf einem der Schiffe, die wir gebaut hatten, über die Meere zu segeln und auf Schatzsuche zu gehen.
    Jakes Lippen bewegten sich, aber ich hörte nichts, sondern bewunderte ihn für das, was ich für Ruhe und Kraft hielt, während das Boot an Geschwindigkeit zulegte. Doch in Wahrheit ruderte er nicht, sondern steuerte nur, und das Boot wurde vom Wind und von der Flut angetrieben. Ich begriff erst, wie schnell wir waren, als wir kurz vor der Böschung abdrehten und die dunklen Silhouetten der windgepeitschten Bäume im letzten Moment vor dem Bug verschwanden. Selbst das beschwingte mich noch mehr, bis ich ein anderes Boot entdeckte, das sich aus der Verankerung gerissen hatte und auf uns zuschoss. Jake ruderte verzweifelt. Der Sturm riss das herrenlose Boot von uns fort. Wir waren beinahe daran vorbei, als es einen Satz zurück machte und uns am Heck rammte. Die Jolle schwenkte herum, Wasser ergoss sich sturzbachartig über uns. Jake konnte kaum die Riemen halten, seine dröhnende Stimme überschlug sich beinahe.
    Ich schnappte zwei Worte auf. »Stauwehr … Verdeck.«
    Das letzte verstand ich. Aufgebläht wie ein Segel, machte die zerfetzte Plane es unmöglich, das Boot zu lenken. Wieder war meine Kindheit da, dieses Mal nicht die Träume, sondern die Realität. Als Teerjungen hatte eine unserer Mutproben darin bestanden, in den Takelagen der Schiffe herumzuklettern. Ich stand auf und rutschte auf dem nassen Deck aus. Mein Vater packte meine Beine. Ich schleuderte meine Stiefel fort, nicht nur, um einen besseren Stand zu haben, sondern weil nackte Füße den Boden auf eine Weise erspüren, wie Stiefel es niemals können. Selbst in diesem Moment erinnerte ich mich daran, wie sehr ich es anfangs gehasst hatte, Stiefel zu tragen.
    Ich wartete einen nahezu windstillen Moment ab, kroch nach oben, fand einen unsicheren Halt und streckte mich. Mit einer Hand hielt ich mich am Träger fest, um mit der anderen die Seile zu kappen, die das Verdeck hielten. Jake ruderte immer noch wild und kämpfte darum, das Boot zurück zur Flussmitte zu steuern. Er schrie etwas über »Strömungen«, das ich nicht verstand. Ich zog mein Messer aus dem Gürtel und ließ es beinahe fallen, als eine erneute Windbö mich erfasste und ein Zipfel der flatternden Plane mich an der Wange traf. Ich schnitt ein Seil teilweise durch, dann begann ich mit dem nächsten. Scogman packte mich am Gürtel, um mir Halt zu geben. Mit einem Ruck riss ein Seil, dann das andere, und die Plane flatterte davon wie ein wahnsinniger Vogel und schleuderte mich rücklings ins Wasser.
    Ich schien endlos tiefer zu sinken. Der Wind war wie abgeschnitten in dieser Welt der Stille, in der jetzt das brodelnde Rauschen des Wassers zu hören war. Wenn ich meine schweren Stiefel getragen hätte, wäre ich dort unten geblieben. Doch dann war der Wind wieder da und pfiff dröhnend in meinen Ohren. Ich schluckte mehr Wasser als Luft, erspähte die verschwommenen Umrisse eines Schiffsrumpfs über mir, eine Hand, einen Riemen, ehe ich erneut versank. Merkwürdig, was mir in diesem Moment durch den Kopf ging – wie ich als Kind in die Themse gefallen war und schrie: Ich kann schwimmen, ich kann schwimmen! Dabei war es höchstens ein Paddeln gewesen, wie es Hunde taten. Doch vielleicht brachte diese Erinnerung mich dazu, mir den Umhang vom Leib zu reißen und wild um mich zu treten. Der Wind beutelte mich. Durch das Wasser, das mir übers Gesicht lief, sah ich eine Hand auftauchen. Ich klammerte mich daran. Noch eine Hand. Stimmen, vom Wind zerfetzt. Eine Woge riss das Boot fort, die Hände entglitten mir. Ich packte den Riemen, der mir hingehalten wurde, und klammerte

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