Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
Vom Netzwerk:
er, dass er wegen Lord Stonehouse übergangen worden war, und damit hatte er recht. Aber nur zum Teil. Er war zu hitzköpfig und zu radikal. Ehe ich hierherkam, hatte er die schwierige Lage nur noch schlimmer gemacht.
    Will war Anfang zwanzig, sah jedoch, wie wir alle, älter aus. Er trug sein Haar lang, um das Ohr zu verbergen, das durch einen Säbelhieb verstümmelt worden war.
    »Du kannst Scoggy nicht diesem Mistkerl überlassen, Tom. Wir haben alle von seinem Fleisch gegessen.«
    »Dieses Mal war es kein Fleisch. Es geht um ein Kapitalverbrechen.«
    »Er hat es abgestritten.«
    »Will, er wurde bei dem Raub gesehen! Ich habe sein Bündel durchsucht und den Löffel darin gefunden. Ein ums andere Mal hatte ich ihn gewarnt.«
    »Ich weiß«, gab er zu. »Aber es ist Scoggy.«
    Das war sein bestes Argument. Aber es ist Scoggy. Scoggy war mehr als ein Schnorrer. Ein Dieb. Ein Schürzenjäger. Er war ein Witz am Ende eines Tages voller Verzweiflung. Der Mann, der immer ein Bier auftreiben konnte, dessen Feuerstein trocken war, wenn alle anderen in der Nässe versagten.
    Will starrte auf den Brief, den ich geschrieben und versiegelt hatte und Lieutenant Gage übergeben wollte. »Stell ihn hier vor Gericht.«
    »Das Parlament will, dass Kapitalverbrechen vor zivilen Gerichten verhandelt werden.«
    »Das Parlament .« In seiner Stimme lagen Enttäuschung, Verdrossenheit und Ungeduld.
    »Dafür haben wir gekämpft.«
    Statt einer Antwort zog er ein Stück Papier hervor. »Hast du das hier gesehen?«
    Ich wusste, was es war, ehe er es mir reichte. In Irland gab es eine Rebellion, und die Armee suchte Freiwillige zu gewinnen. Auf dem Papier waren alle Männer des Regiments gelistet, aber nur wenige Namen angekreuzt. Es waren entwurzelte Männer wie Bennet, ein Waffenschmied, der Gefallen am Krieg gefunden hatte und der beste Scharfschütze des Regiments war. Nach Irland zu ziehen war das Letzte, was die überwiegende Mehrheit wollte. Mehr als alles andere wollten sie dasselbe wie ich – nach Hause gehen.
    »Die Männer glauben, sie bekämen ihren Sold nicht, wenn sie sich weigern, nach Irland zu gehen.«
    »Das ist Unsinn.«
    »Potter sagt, es stimmt.«
    »Ich werde mit ihm reden.« Ich nahm den Brief.
    »Tom. Wenn du diesen Brief an Sir Lewis schickst, werden die Soldaten rebellieren.«
    Plötzlich war mein Mund wie ausgedörrt. Ich stand auf, öffnete die Tür und rief nach Lieutenant Gage. Ich wartete, bis ich sicher war, dass ich meine Stimme unter Kontrolle hatte. »Es wird keinen Aufstand geben, Will. Du bist dafür verantwortlich, dass es ruhig bleibt.«
    Er hatte die Fäuste geballt, sein Gesicht war leicht gerötet. Ich sah Lieutenant Gage näher kommen. Will hob seine Hand, um zu salutieren, und blaffte: »Sehr wohl, Sir.« Auf seinem Weg nach draußen rannte er Gage beinahe über den Haufen. Ich reichte Gage den Brief mit der Anweisung, ihn sofort zu überbringen.
    Kurz darauf hörte ich auf zu zittern.

    Nicht weit von dem Verschlag entfernt, in dem Scogman festgehalten wurde, verlief ein von hohen Hecken gesäumter Weg. Er wand sich vom Lager fort nach Dutton’s End, und ich hoffte, dass sich, wenn der Büttel Scogman auf dieser Route fortbringen würde, jegliche Störung auf ein Minimum reduzieren ließe. Womit ich absolut nicht gerechnet hatte, war, dass Sir Lewis Challoner persönlich auftauchen würde, um seine Beute abzuholen.
    Am Anfang des Krieges war er Royalist gewesen, doch als er merkte, woher der Wind wehte, hatte er die Seiten gewechselt und dem Parlament ein dringend benötigtes Geschütz zur Verfügung gestellt. Gefolgt von seinem Büttel Stalker ritt er auf den Hof der Bauernstelle. Er sah aus, als hätte er gut zu Mittag gegessen, Fett glitzerte an seinem Doppelkinn, als er leutselig von seinem Pferd auf mich herablächelte.
    »Nun denn, Major. Wir kehren also zu den Regeln des Gesetzes zurück, was?«
    »Wir haben sie nie verlassen, Sir Lewis«, sagte ich und erwiderte sein Lächeln.
    Irgendwo in der Nähe klatschte jemand Beifall, und das Lächeln verschwand von Sir Lewis’ Gesicht. Aus dem Schuppen und aus den Ställen waren Soldaten aufgetaucht. Daisy stand am Küchenfenster und tupfte sich das Gesicht mit der Schürze ab. Bennet, der Scharfschütze, reinigte seine Muskete. Der Hund, der ihn beim Wildern begleitete, lag ihm zu Füßen.
    Ich konnte den Wein in Sir Lewis’ Atem riechen, als ich näher an ihn herantrat. »Am besten erledigt Ihr die Sache so rasch und ruhig wie

Weitere Kostenlose Bücher