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Fall bloß nicht auf!

Fall bloß nicht auf!

Titel: Fall bloß nicht auf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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sie.
    Ich bleibe stehen, schaue zu ihr hinab. Sie hebt den Kopf gerade so weit, dass ich ihre Augen sehe. Sie sind immer noch zornig.
    Ich setze mich neben sie. Sie zündet sich eine Zigarette an, nimmt ein paar Züge, bietet sie mir an.
    Â»Nein, danke.«
    Â»Du lebst gesund, was?«
    Ich antworte nicht.
    Â»Was hast du mit dem Messer gemacht?«
    Â»Zum Laufen habe ich es zusammengeklappt.«
    Â»Wo ist es jetzt?«
    Â»In meiner Hosentasche.«
    Â»Dann gib es mir.«
    Ich schaue sie an. Ich mag diese Augen nicht, sie machen mir Angst. Sie ist ganz außer sich und streckt die Hand aus.
    Â»Gib es mir.«
    Â»Was willst du denn damit?«
    Â»Ich werde dich schon nicht abstechen, falls du das befürchtest.«
    Ich gebe ihr das Messer.
    Sie betrachtet es, klappt es auf – und flennt los. Plötzlich sieht sie so jung aus. Sie muss um die sechzehn sein wie die anderen aus der Gang. Aber jetzt ist sie wie ein Kind.
    Das Flennen hört bald auf. Sie wischt sich ärgerlich die Tränen aus dem Gesicht und nun sieht sie wieder wie sechzehn aus.
    Sie betrachtet das Messer, streicht mit einem Finger über die Klinge.
    Â»Ist das dein Name?«, sagt sie und schaut mich an. »Blade?«
    Â»Mein Name ist Jonny«, sage ich.
    Â»Der Typ hat dich aber Blade genannt.«
    Â»Er hat mich mit jemand anderem verwechselt.«
    Â»Er meinte, du kannst wie kein Zweiter mit dem Messer umgehen.«
    Â»Ich sagte doch, er hat mich mit jemand anderem verwechselt.«
    Â»Du siehst aber aus wie jemand, der mit einem Messer umgehen kann. Wenn du eines in der Hand hast, sieht man, dass du gewohnt bist, damit umzugehen.«
    Â»Ich hab nur so getan als ob. Ich wollte ihn einschüchtern.«
    Â»Du heißt also Jonny?«
    Â»Ja.«
    Â»Und wie heißt du, wenn du nicht lügst?«
    Â»Jonny.«
    Â»Ich nenne dich Blade.«
    Mir gefällt das nicht, Bigeyes. Mir gefällt nicht, dass dieser Name die Runde macht. Dir hab ich diesen Namen verraten, aber du bist auch die Einzige, seit ich in die Stadt gekommen bin.
    Das ist ein Name aus meinem früheren Leben.
    Den Namen hat mir Becky gegeben, deshalb ist er etwas Besonderes, Becky war nicht wie die anderen. Mir gefällt nicht, dass diese Tussi den Namen benutzt. Ich schaue sie an.
    Â»Und wie heißt du?«
    Â»Becky.«
    Scheiße, Bigeyes, das wird immer schlimmer. Und sie verarscht mich nicht, sie sagt die Wahrheit. Da liege ich immer richtig. Sie heißt wirklich Becky, das ist ihr echter Name.
    Â»Ich nenne dich Blade«, wiederholt sie.
    Â»Das kratzt mich nicht die Bohne.«
    Â»Die was?«
    Â»Vergiss es.«
    Â»Du redest so komisch.«
    Â»Ich rede, wie ich will.«
    Sie hört gar nicht zu, sie heult wieder. Sie ist gleichzeitig wütend, traurig, verängstigt, patzig. Ein kleines Mädchen und eine wütende Tussi.
    Und sie hat immer noch das Messer in der Hand.
    Ich hab ein Auge drauf. Auch wenn sie versprochen hat, mich nicht abzustechen, ich beobachte sie genau.
    Â»Becky?«
    Komisch, sie so zu nennen. Sie antwortet nicht, heult aus Wut.
    Â»Becky? Was ist im Bungalow passiert?«
    Sie schaut mich an. Augen geschwollen, Wangen nass, sie ist fertig mit den Nerven. Ich darf sie nicht aus den Augen lassen. Sie wischt sich das Gesicht mit dem Ärmel ab, wirft mir einen wütenden Blick zu und antwortet.
    Â»Wir sind reingegangen, Trixi und ich. Es sollte eine Probe sein.«
    Â»Was für eine Probe?«
    Â»Eine Probe für mich. Ich sollte zeigen, dass ich Mumm habe.«
    Â»Für die Bande?«
    Â»Ja. Ich bin noch draußen. Ich gehöre nicht dazu. Soll erst beweisen, was ich kann, sagen sie.«
    Das klingt wie die Wahrheit. Die anderen fünf Tussis habe ich sofort erkannt. Die hier nicht. Und sie stand ein bisschen abseits, als mich die anderen auf dem Treidelpfad fertiggemacht haben.
    Sie schluchzt immer noch.
    Â»Dann war das also eine Mutprobe.«
    Â»Ja. Trixi hat den Bungalow eine ganze Weile beobachtet. Sie wollte da schon lange einbrechen.«
    Â»Wieso das? Da gibt’s doch nichts zu holen.«
    Â»Es geht nicht ums Klauen.«
    Â»Sondern?«
    Â»Ums Kaputtmachen. Sie mag die Leute nicht, die da wohnen. Der Typ hat sie einmal angeblafft wegen nächtlicher Ruhestörung. Seine Frau hat noch nachgelegt. Und ihr Sohn ist ein kleiner Schleimscheißer. Es war also eine persönliche Sache.«
    Ich sperre die Ohren auf, Bigeyes. Ein Typ, sagt

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