Fall bloß nicht auf!
dem Tisch. Sie ist jetzt ganz heruntergebrannt.
Keine Spur von Mary oder den Bullen oder sonst jemandem. Ich denke an das Schlafzimmer. Es gefällt mir nicht, Bigeyes. Am liebsten würde ich weg. Aber ich schulde Mary was. Sie könnte da drin liegen.
Sie könnte sogar noch am Leben sein.
Wieder zurück zur Haustür. Jetzt zittere ich wieder, wie ich das hasse. Beruhige dich doch und behalte einen klaren Kopf. Geh lautlos. Bleib an der Tür stehen. Horch, schau genau hin. Niemand. Mach vorsichtig die Tür auf. Lass sie weit offen. Vielleicht musst du wie der Blitz gleich wieder raus.
Schleich dich rein. Glasscherben auf dem FuÃboden. Tritt nicht drauf. Immer noch niemand zu sehen. Keine Bewegung, kein Schatten, kein Atemgeräusch. Aber ich kann die Gefahr spüren.
Dreh dich rasch um.
Die Tür steht immer noch weit offen. Ich sehe bis raus auf die StraÃe.
Schau wieder nach vorn. Schleich den Flur entlang. Halte bei der Küche an. Blick nach rechts. Niemand da. Weiter zum Schlafzimmer.
Die Tür ist zu.
Halt, horch.
Kein Laut. Blick zurück in den Flur. Immer noch leer, immer noch ruhig. Leg ein Ohr an die Schlafzimmertür. Nichts, nur das Geräusch des eigenen Atems.
Drück die Türklinke. Sei sprungbereit.
Keine Reaktion auf das Quietschen der Klinke, kein Schrei von drinnen. Aber das muss nichts heiÃen. Ich mache die Tür auf, trete einen Schritt zurück.
»ScheiÃe.«
Sie liegt auf dem FuÃboden neben dem Bett, die Augen zur Zimmerdecke gedreht, neben ihr ein umgestürzter Stuhl. Aber es ist nicht Mary.
Sondern Trixi.
Am liebsten würde ich wegrennen, aber dann trete ich doch ein und knie mich hin.
»Trix!«
Sie atmet nicht, die Augen sind glasig. Am Kopf hat sie einen mächtigen blauen Fleck.
»Trix!«
Plötzlich eine Stimme, aber nicht Trixis.
»Der kannst du nicht mehr helfen.«
Ich fahre herum und springe auf.
Hinter der Tür steht einer von den Typen, die gestern Abend durch das Küchenfenster geguckt haben. Er war die ganze Zeit über im Zimmer. Und da ist noch jemand.
Eine von den Tussis aus Trixis Bande. Kenne ihren Namen nicht. Sie sitzt zusammengesackt in der anderen Zimmerecke. Auch sie hat glasige Augen, aber sie ist nicht tot. Sie ist starr vor Angst.
Der Typ schaut sie an.
»Hat die Stimme verloren, das arme Ding. Mit diesen Kids ist es doch immer das Gleiche. Glauben wunder wie hart zu sein, weil sie zu einer Bande gehören, aber wennâs dann wirklich mal zur Sache geht, knicken sie ein.« Er bellt sie an: »Stimmtâs?«
Sie antwortet nicht, zittert nur. Sie ist kreidebleich und völlig versteinert. Von ihr kann ich keine Hilfe erwarten. Der Typ macht die Tür zu und schaut zu mir herüber.
»Ich habe gehofft, dass du wiederkommst.
Ich schaue mich um. Irgendwas muss doch zu machen sein.
»Da ist nichts«, sagt der andere, den Blick fest auf mich gerichtet. »Du kannst nichts tun.«
»Was wollen Sie?«
»Dich, mein Freund. Ich dachte, das wäre klar.«
»Und weswegen?«
»Na wegen dir, wegen dem, der du bist.«
»Und wer bin ich?«
»Oh, wir sind aber ganz schlau. Das hat man mir schon gesagt.«
»Sie kennen mich gar nicht. Ich bin hier nur zufällig vorbeigekommen. Sie haben mich vorher noch nie gesehen.«
»Du entsprichst ziemlich genau der Beschreibung, wenn man die Veränderungen in den letzten drei Jahren berücksichtigt.«
Ich schiele zu dem Mädchen hinüber. Wenn sie nur mitmachen würde. Zu zweit könnten wir ihn in die Zange nehmen. Er hat sich nicht auf mich gestürzt, obwohl er Gelegenheit dazu hatte. Hätte er mich erledigen wollen, hätte er es schon längst getan.
Wie er es mit Trixi gemacht hat.
Ich schaue zu ihr hinab.
Sie ist tot, kein Zweifel. Er muss sie mit dem Stuhl erschlagen haben. Ich schaue wieder den Kerl an.
»Warum haben Sie sie umgebracht? Was hat sie getan?«
»Wer sagt, dass ich sie umgebracht habe?«
Er will mich verarschen. Ich weiÃ, dass er sie umgebracht hat. Ich rufe zu der Tussi in der Ecke: »Hat er sie umgebracht?«
Keine Antwort. Wahrscheinlich hat sie mich gar nicht gehört. Sie sitzt nur ganz zusammengekauert da. Der Typ schüttelt den Kopf.
»Das bedeutet so viel wie nein.«
»Ich verstehe das als ein Ja.«
Er hört gar nicht zu, spricht in sein Handy.
»Ich habe ihn hier im Bungalow gestellt. Wie lange braucht
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