Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fallen Angel 07 Tanz der Rose

Titel: Fallen Angel 07 Tanz der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
Frauen abbekommen! <
    Hocherhobenen Hauptes überhörte Rosalind diese Bemerkungen und versuchte statt dessen, sich die Namen der Menschen zu merken, denen sie vorgestellt wurde. Zu ihrer großen Erleichterung reagierte niemand so kraß wie Lady Herrington. Alle waren höflich zu ihr, die meisten sogar herzlich, was natürlich daran lag, daß Stephen offenbar sehr geschätzt wurde. Seine Freunde schienen sich aufrichtig zu freuen, daß er nach der Trauer um seine erste Frau nun wieder am gesellschaftlichen Leben teil nahm, mit einer neuen schönen Frau an seiner Seite.
    Trotzdem war Rosalind heilfroh, als sie endlich in ihrer Loge Platz nehmen konnten. Der Nachmittag war anstrengend gewesen, denn Stephen hatte sie ins beste Londoner Schneideratelier geschleppt und alles bestellt, was eine Herzogin brauchte, um auf dem neuesten Stand der Mode zu sein. Wäre sie allein gewesen, hätte sie bei den Einkäufen zu sparen versucht, doch ihr Mann hatte auf einer wahrlich fürstlichen Ausstattung bestanden.
    Von der Loge aus schaute sie sich begierig um. Drury Lane war das größte und prächtigste Theater, das sie jemals gesehen hatte, und sie war dankbar, daß Stephen sie überredet hatte, die Robe ihrer Schwägerin anzuziehen, denn in einem ihrer eigenen Kleider wäre sie sich hier wie eine Bettlerin vorgekommen. »Es ist imposant... Wieviel Zuschauer haben in diesem Theater Platz? «
    »Über dreitausend. Nachdem das alte Gebäude vor neun oder zehn Jahren abbrannte, wurde der Saal beim Wiederaufbau erheblich vergrößert. «
    Rosalind lehnte sich in ihrem bequemen Sitz zurück. »Ich könnte mich an solchen Luxus gewöhnen. «
    Lächelnd griff Stephen nach ihrer Hand. »Ausgezeichnet, das sollst du nämlich. « Sein Daumen strich über ihren Handschuh. »Aber mein Lieblingstheater ist und bleibt der Heuschober von Bury St. James! «
    »Dort haben wir keine einzige Vorstellung gegeben«, schmunzelte Rosalind.
    »Wirklich nicht? «
    Seine Augen funkelten so anzüglich, daß sie errötete und sich kühle Luft zufächelte. Als Schauspielerin hatte sie die elegante Handhabung eines Fächers früh gelernt, und jetzt, da unzählige neugierige Augen auf die geheimnisvolle neue Herzogin gerichtet waren, kam ihr diese Kunst zugute.
    Das Stück begann, und allmählich verlagerte das Interesse der Zuschauer sich von Rosalind auf das Bühnengeschehen. Sie atmete erleichtert auf und fieberte Keans erstem Auftritt entgegen.
    Er war ein kleiner Mann mit übergroßem Kopf, doch diese Mängel wurden durch sein schauspielerisches Talent mehr als wettgemacht. Der Othello gehörte zu seinen Glanzrollen, und er verkörperte den tragischen eifersüchtigen Mohr mit solcher Intensität, daß Rosalind alles um sich herum vergaß, bis Stephens Finger ihre Hand schmerzhaft zusammenpreßten.
    Erschrocken wandte sie sich ihm zu und stellte fest, daß seine Augen geschlossen waren und daß er sich vor Schmerzen völlig verkrampft hatte. »Stephen! « Sie wollte aufstehen, doch er schüttelte leicht den Kopf und umklammerte ihre Hand noch fester. Offenbar wollte er um jeden Preis vermeiden, daß seine Krankheit publik wurde, und in dem gut beleuchteten Theater würde eine unerwartete Aktivität in der Loge der Ashburtons zwangsläufig Aufsehen erregen.
    Widerwillig schaute Rosalind wieder auf die Bühne, beobachtete ihren Mann jedoch aus dem Augenwinkel heraus. Sein Gesicht glänzte von kaltem Schweiß, seine Finger fühlten sich eisig an, und seine gequälten Atemzüge hallten so laut in ihrem Kopf wider, daß sie Keans donnernde Worte überhaupt nicht mehr hörte.
    Der Anfall dauerte länger als alle vorangegangenen, die sie miterlebt hatte, und schließlich murmelte sie eindringlich: »Wir sollten gehen... Laß mich einen Pförtner rufen, der dich stützen kann. «
    Stephen öffnete die Augen und funkelte sie wütend an. »Nein! «
    Zur Untätigkeit gezwungen, tat Rosalind so, als verfolgte sie das Stück. Allmählich lockerte sich der Griff seiner verkrampften Finger - gerade noch rechtzeitig, denn die erste Pause hatte begonnen, und es klopfte an der Logentür. Sie warf ihm einen entsetzten Blick zu. »Stephen...? «
    Obwohl seine Augen noch vor Schmerz getrübt waren, riß er sich mit schier übermenschlicher Anstrengung zusammen und rief laut: »Herein. «
    Rosalind wechselte hastig den Platz, damit die Blicke der Besucher zunächst auf sie fielen. Am liebsten hätte sie alle hinausgescheucht, doch statt dessen setzte sie ein strahlendes

Weitere Kostenlose Bücher