Fallen Angel 07 Tanz der Rose
werde dich mit besseren Waffen ausstatten. « Stephen geleitete sie feierlich in sein Arbeitszimmer hinab. »Paß genau auf - du wirst wissen müssen, wie man das macht. « Er zeigte ihr, wie man zwei Geheimfächer in seinem Schreibtisch öffnete, in denen jeweils ein Schlüssel lag. Dann nahm er ein Landschaftsgemälde von der Wand, hinter dem ein Tresor zum Vorschein kam, der sich nur mit beiden Schlüsseln öffnen ließ. Gerührt über sein Vertrauen, beobachtete Rosalind, wie er eine große Schatulle hervorholte und auf den Tisch stellte. »Der wertvollste Familienschmuck befindet sich in der Abtei, aber einige hübsche Sachen bewahren wir hier auf. Wähl aus, was du heute abend tragen möchtest. «
Sie starrte die funkelnden Schmuckstücke an und fragte sich, wie jemand solche Reichtümer für selbstverständlich halten konnte. Schließlich griff sie nach einer girlandenförmigen Goldkette, weil die mit Diamanten verzierten blauen Emailblüten ideal zur Farbe ihrer Robe paßten. Dazu gehörten Ohrringe, und einen davon hielt sie probeweise an ihr Ohr. »Was hältst du davon? «
Stephen nickte. »Der Hochzeitsschmuck der Habsburger - sehr schön. «
»Ist das dein Ernst? « Vor Schreck hätte Rosalind den Ohrring fast fallen gelassen. »Hat das einer Königin gehört? «
»Nur einer ziemlich unbedeutenden Prinzessin«, beruhigte er sie. »Es gab eine Menge Habsburger. «
Rosalind kämpfte verzweifelt gegen ihre Minderwertigkeitskomplexe an. Stephen hatte sie zwar akzeptiert, aber eine solche Toleranz war in jeder Gesellschaftsschicht die große Ausnahme. Konnte sie als Findelkind und Schauspielerin wirklich unter Menschen leben, für die Schmuckstücke der Habsburger nichts Besonderes waren?
Ihr kam ein neuer schrecklicher Gedanke. Würde Stephens Schwester nach seinem Tod vielleicht versuchen, ihr das Baby wegzunehmen, weil sie in Claudias Augen eine >unwürdige< Mutter war? Aus eigener Kraft würde Lady Herrington das wohl nicht schaffen, doch mit Michaels Unterstützung könnte es ihr gelingen. Sollte der neue Herzog die Frau seines verstorbenen Bruders ebenfalls ablehnen, wäre sie den Kenyons auf Gnade und Ungnade ausgeliefert.
Tief durchatmend beruhigte Rosalind sich, daß ihre Fantasie mit ihr durchging. So weit würde es bestimmt nicht kommen - und wenn doch, würde sie mit ihrem Baby nach Amerika flüchten und sich dort irgendwie durchschlagen.
Stephen berührte ihre Schulter. »Du bist so still... «
Aus heiterem Himmel kam ihr eine verblüffende Idee. Zeit ihres Lebens hatte sie versucht, alles zu vergessen, was vor jenem Tag geschehen war, als die Fitzgeralds sie gefunden hatten. Doch wenn sie nun selbst ein Kind erwartete, mußte sie sich zwingen, einen Blick auf ihre Vergangenheit zu werfen. »Ich dachte gerade«, murmelte sie, »daß ich in den nächsten Tagen gern einmal das Hafenviertel auf suchen würde. «
Er verstand sofort. »Du meinst die Gegend, wo du Thomas und Maria begegnet bist? «
Rosalind nickte stumm.
Stephen runzelte die Stirn. »An der Themse herrscht Schiffsverkehr auf einer Strecke von fünf bis sechs Meilen. Weißt du, in welcher Gegend wir suchen sollten? «
»Sie haben mir erzählt, daß sie den Tower besichtigt hatten und anschließend einen kleinen Bummel machen wollten. In östliche Richtung, hat Papa einmal erwähnt. «
»Das wäre ein Bezirk namens St. Catherine's, weil es dort jahrhundertelang ein Nonnenkloster gab. Jetzt ist das Viertel völlig heruntergekommen und übervölkert... «Er streichelte ihren Arm. »Wir fahren gleich morgen hin, wenn du möchtest. Aber was hoffst du dort zu finden? «
»Ich weiß nicht... Vielleicht meine Wurzeln... «
»Mir ist es ganz egal, wer deine leiblichen Eltern waren«, betonte Stephen. »Für Thomas und Maria hat diese Frage ja auch nie eine Rolle gespielt. «
»Aber für mich selbst ist sie sehr wichtig«, flüsterte Rosalind, während sie den Schmuck der Habsburger anstarrte. Sie konnte Claudias Empörung plötzlich gut verstehen, weil sie selbst das Gefühl hatte, sich eine Rolle anzumaßen, die ihr nicht zustand.
24. Kapitel
Das Geraune begann, sobald Rosalind Arm in Arm mit Stephen das Theaterfoyer betrat. Während er Freunde begrüßte, hörte sie Kommentare wie >Es gibt also wirklich eine neue Herzogin<, >Weiß jemand Näheres über ihre Abstammung? <, >Dieses verdammte Weibsbild - ich hatte selbst ein Auge auf Ashburton geworfen! < und >Es ist einfach ungerecht, daß Herzöge immer die attraktivsten
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