Fallen Angel 07 Tanz der Rose
«
»Selbstverständlich. « Ellie legte ihren Sohn behutsam in Rosalinds Arme, die den weichen kleinen Körper an sich schmiegte und gegen das irrsinnige Verlangen ankämpfte, dieses Baby einfach zu entführen. Daß ihr eigene Kinder versagt geblieben waren, gehörte zu den schlimmsten Enttäuschungen ihres Lebens. Sogar mit der Untreue ihres Mannes hatte sie sich leichter abgefunden als mit ihrer Unfruchtbarkeit. »Er ist wunderschön«, murmelte sie heiser.
»So klein und vollkommen! « Stephen berührte ein winziges Händchen so vorsichtig, als wäre es aus Glas. »Wirst du ihn nach seinem Vater nennen? «
»Ja. Und... « Ellie senkte schüchtern den Kopf. »Ich weiß nicht einmal, wie Sie heißen, Sir. «
»Stephen Ashe«, antwortete er, ohne seinen Blick von dem Baby zu wenden. Rosalind las in seinen Augen den gleichen Hunger nach einem Kind, von dem auch sie selbst verzehrt wurde.
»Dann würde ich ihn gern Daniel Stephen nennen -wenn Sie nichts dagegen haben, Sir. «
Stephens Miene verriet freudige Überraschung. »Ich fühle mich sehr geehrt... Obwohl ich mehrere Patenkinder habe, ist dieses hier etwas ganz Besonderes. «
Rosalind segnete insgeheim das Mädchen, das Stephen reich beschenkt hatte, ohne es zu ahnen. Widerwillig gab sie Ellie ihren Sohn zurück.
Mit einer Fingerspitze streichelte Stephen die zarte Wange des Kleinen. »Schlaf gut, Daniel Stephen. « Dann schaute er auf und fragte geschäftsmäßig: »Hast du schon irgendwelche Zukunftspläne, Ellie? «
Das glückliche Lächeln verschwand vom Gesicht der jungen Mutter. »Ich werde versuchen, eine Stellung zu finden, wo ich ihn bei mir behalten kann. Das wird nicht leicht sein, aber ich fürchte mich nicht vor harter Arbeit. «
»Heute morgen habe ich mit dem Gemeinderat von Cowley gesprochen«, berichtete Stephen. »Die Männer mußten zugeben, daß die finanzielle Unterstützung, die deiner Mutter und dir gewährt wurde, nur einen Bruchteil des Wertes eures Hauses betrug, und sie erklärten sich bereit, dir 200 Pfund Entschädigung zu bezahlen. «
»200 Pfund! « rief Ellie ungläubig. »Das ist ja ein Vermögen! «
»Ein Vermögen nicht gerade, aber ein vernünftiger Notgroschen«, meinte Stephen nüchtern. »Und ich wüßte auch eine passende Stellung für dich. Ein Freund von mir besitzt ein Gut in Norfolk, und dort könnte man ein weiteres Dienstmädchen gut gebrauchen. Die Haushälterin ist eine gutmütige Witwe, die Kinder liebt. « Er lächelte. »Eine, Frau wie Mrs. Holt... Und nachdem deine Familie ja aus Norfolk stammt, findest du dort vielleicht irgendwelche Verwandte. «
Ellie starrte ihn mit Tränen in den nußbraunen Augen selig an. »Das wäre einfach herrlich, Sir! Sie und Ihre Frau waren so gut zu mir... ich werde Sie nie vergessen. «
Rosalind und Stephen tauschten einen bestürzten Blick. »Wir sind nicht verheiratet«, stammelte sie errötend. »Nur... Freunde. « Etwas Besseres fiel ihr einfach nicht ein.
Auch Ellie errötete. »Entschuldigen Sie bitte! Ich dachte... Sie scheinen sich so gut zu verstehen... «
»Wir sind eben sehr, sehr gute Freunde«, sagte Stephen augenzwinkernd. »Wenn du möchtest, kannst du dich in Norfolk übrigens getrost Mrs. nennen und Dannys Familiennamen annehmen. In euren Herzen wart ihr ja schließlich schon miteinander verheiratet, und nur sein Tod hat die Trauung verhindert. «
»Dann... dann wird niemand mein Baby als Bastard beschimpfen können? « schluchzte Ellie. »Oh, Sir, das alles ist wie ein Wunder! «
»Du hast in den letzten Jahren viel Schlimmes erlebt«, murmelte Stephen verlegen. »Höchste Zeit für ein bißchen Glück zur Abwechslung. « Er sah Rosalind an. »Und für uns ist es höchste Zeit aufzubrechen. «
Sie bückte sich und küßte das Baby zart auf die Wange. Daniel Stephen schlug plötzlich die Augen auf und betrachtete sie aufmerksam. Gerührt drückte sie Ellies Hand, wünschte ihr alles Gute und verließ hastig das Zimmer, um nicht selbst in Tränen auszubrechen. Unten erklärte Stephen der Hebamme, was er mit Ellie abgesprochen hatte, und Mrs. Holt erklärte sich gern bereit, Mutter und Kind zu betreuen, bis sie kräftig genug sein würden, um mit einer Kutsche nach Norfolk zu reisen. Rosalind hörte das Klirren von Münzen, die Stephen der Frau diskret in die Schürzentasche schob.
Sobald sie sich ein Stück vom Haus entfernt hatten, fragte sie neugierig: »Wie in aller Welt hast du die Gemeinde Cowley dazu gebracht, Ellie für den Verkauf des
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