Fallen Angel 07 Tanz der Rose
rang sich ein Lächeln ab. »Als ich die Rolle zum ersten Mal spielte, hast du selbst gesagt, ich müßte nur autoritär auftreten und die Liebe zu meiner Braut zum Ausdruck bringen. «
»Autorität würdest du sogar mit einem Sack über dem Kopf ausstrahlen«, lachte Rosalind. »Also gut - du bekommst einen wunderschönen Bart. «
Er entspannte sich ein wenig. Wenn er außerdem noch seine Stimme leicht veränderte, müßte er eigentlich unerkannt davonkommen. Schließlich rechnete niemand damit, den Herzog von Ashburton inmitten einer Wandertruppe vorzufinden.
Die vorderen Wagen waren schon von der Straße abgebogen und hatten ein gewaltiges Tor passiert. Während Stephen ihnen folgte, rief Rosalind begeistert: »Schau mal - ist es nicht herrlich romantisch? «
Auf einem Hügel gelegen, bot Bourne Castle mit seinen Türmen tatsächlich einen beeindruckenden Anblick, obwohl Stephen seine Ashburton Abbey schöner fand.
Auf der langen Auffahrt zog er seinen Hut tiefer ins Gesicht und beugte sich leicht vornüber, froh darüber, daß er einiges von seiner aristokratischen Gepflegtheit eingebüßt hatte, seit er mit dem mageren Inhalt von zwei Satteltaschen auskommen mußte.
Ihr Weg führte an den riesigen Stallungen vorbei. Dahinter war ein gutes Dutzend prächtiger Kutschen geparkt, die meisten mit Wappen an den Türen. Rosalind deutete auf die Fahrzeuge. »Imposant, nicht wahr? « Sie warf Stephen einen schelmischen Seitenblick zu. »Obwohl ich vermute, daß es für dich nichts Aufsehenerregendes hat. «
Sie hatte recht: er hatte den teuren Equipagen kaum Beachtung geschenkt. »Wünschst du dir manchmal, solche Reichtümer zu besitzen? « fragte er ernsthaft. »Juwelen, Abendroben und Kutschen? «
Rosalind brauchte nicht lange zu überlegen. »Eigentlich nicht. Ich leide keine Not, besitze sogar einige Wertgegenstände, bin gesund und habe eine wunderbare Familie und gute Freunde. Irgendwelchen Flitterkram brauche ich nicht. « Sie betrachtete nachdenklich das Schloß. »Ein hübsches Haus hätte ich gern, das gebe ich zu, aber Geld macht nun einmal nicht glücklich, und ich vermute, daß Reichtum auch zur schweren Last werden kann. «
Ihre Worte trafen Stephen mitten ins Herz. Was gab es Wichtigeres als Gesundheit und ein warmes Zugehörigkeitsgefühl? Mit dem Tod vor Augen hatte auch er begriffen, daß Reichtum, Macht und Adelstitel letztlich wirklich nur Flitterkram waren. »Du bist eine sehr weise Frau, Rosalind«, sagte er ruhig.
Während er den Wagen nach links lenkte, fiel sein Blick zufällig auf eine Kutsche in der zweiten Reihe, deren Wappen ihm sehr bekannt vorkam.
O Gott! Nur mit Mühe konnte er ein lautes Stöhnen unterdrücken. Das war das Wappen der Herringtons -und seine ältere Schwester Claudia war die Gräfin von Herrington! Wahrscheinlich weilte sie mit ihrem Mann zu Besuch bei Freunden in dieser Gegend, und solche erlauchten Gäste waren auf Bourne Castle natürlich stets herzlich willkommen.
Claudias Name würde zweifellos zuoberst auf seiner Liste jener Menschen stehen, von denen er nicht erkannt werden wollte. Im Grunde waren sie immer gut miteinander ausgekommen, doch ihr Standesdünkel hatte ihn von jeher gestört. Wenn sie herausfand, daß ihr Bruder -der Herzog von Ashburton - mit einer Wandertruppe auftrat, würde sie Gift und Galle spucken.
Er könnte immer noch die Flucht antreten, aber er wurde hier gebraucht. Die heutige Vorstellung war für Rosalinds Familie sehr wichtig, speziell für ihren Vater. Es wäre schändlich, die Fitzgeralds ausgerechnet jetzt im Stich zu lassen.
Es würde ein sehr langer, anstrengender Abend werden... Während Stephen seinen Wagen neben den anderen abstellte, schickte er ein Stoßgebet an Hermes, den griechischen Gott, der Wanderer und Fahrende beschützte.
In dieser Situation fühlte er sich auf göttlichen Beistand angewiesen.
Jessica drückte vorsichtig die linke Seite des falschen Bartes an und trat einen Schritt zurück. »Was meinst du, Rose? «
Rosalind betrachtete ihr Opfer und nickte zufrieden. »Nicht schlecht. «
»Dürfte ich mein eigenes Gesicht jetzt vielleicht auch sehen? « fragte Stephen trocken.
Rosalind grinste. »Mit diesem Rauschebart wirst du dein Gesicht sogar im Spiegel suchen müssen! «
Jessica zog ihre dunklen Augenbrauen zusammen. »Ich finde, daß er imposant wirkt - wie einer der mittelalterlichen Könige, Eduard vielleicht oder... «
Stephen hatte keine Lust abzuwarten, bis die Schwestern entschieden
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