Fallen Angels 01 - Die Ankunft
Moment fragte, ob das auch stimmte. Das Letzte, was sie gebrauchen konnte, war ihr Bild in den Nachrichten: Man konnte nicht wissen, ob sie bisher vor Mark »sicher« gewesen war, weil er sie in Ruhe ließ … oder weil seine Leute sie einfach noch nicht gefunden hatten.
»Klar, aber vielleicht solltest du dich aus der Sache lieber raushalten«, meinte Trez. »Er hat Geld und Kontakte, und Lügen fliegen am Ende immer auf. Aber wie dem auch sei, kann ich der Polizei sagen, dass du mit ihnen sprichst?«
»Ja - aber lass sie bei dir warten.« Auf gar keinen Fall wollte sie, dass Robbie noch einmal der Polizei begegnen musste, deshalb musste sie das im Club erledigen. »Ich rufe sofort den Babysitter an.«
»Ach ja, eins noch.«
»Ja?«
»Auch wenn du jetzt nicht mehr im Business bist, eine solche Vergangenheit zieht weite Kreise, bist du bei mir? Nimm dich in Acht vor den Leuten um dich herum, und im Zweifelsfall rufst du mich an. Ich will dich ja nicht beunruhigen, aber diese Überfälle auf Männer, mit denen du vorher zu tun hattest, gefallen mir gar nicht.«
Ihr auch nicht. »Mache ich.« »Und falls du aus Caldwell verschwinden musst, kann ich dir helfen.«
»Danke, Trez.«
Sie legte auf und sah ihren Sohn an. »Ich muss heute Nachmittag noch mal los.«
»Ist gut. Kann Quinesha kommen?«
»Ich versuche, sie zu kriegen.« Als sie das nächste Mal an einer roten Ampel hielten, rief Marie-Terese rasch den Babysitter-Service an.
»Mama, wem willst du helfen?«
Mit dem Handy am Ohr sah sie ihrem Sohn in die Augen. Und wusste nicht, was sie antworten sollte.
»Ist er der Grund, warum du in der Kirche gelächelt hast?«
Sie beendete den Anruf, bevor abgenommen wurde. »Er ist ein Freund von mir.«
»Ach so.« Robbie zupfte an einer Falte in seiner ordentlichen Stoffhose.
»Er ist nur ein Freund.«
Robbies Augenbrauen trafen sich in der Mitte. »Manchmal bekomme ich Angst.«
»Wovor?«
»Vor Leuten.«
Komisch, sie auch. »Aber nicht jeder ist wie dein …« Sie wollte den Satz nicht beenden. »Du sollst nicht das Gefühl haben, dass jeder schlecht ist und dir wehtun will. Die meisten Leute sind ganz in Ordnung.«
Das ließ Robbie sich offenbar gründlich durch den Kopf gehen. Nach einer kleinen Weile blickte er auf. »Aber woran merkt man den Unterschied, Mama?«
Marie-Terese blieb das Herz stehen. Mein Gott, es gab Momente, in denen einem als Mutter schlicht die Worte fehlten und der Brustkorb ganz hohl wurde. »Darauf weiß ich leider keine gute Antwort.«
Als die Ampel auf Grün sprang und sie losfuhren, konzentrierte Robbie sich auf die Straße, und Marie-Terese hinterließ eine Nachricht für den Babysitter-Service. Sie hoffte inständig, dass Robbie deshalb so angestrengt durch die Windschutzscheibe starrte, weil er die Ampeln für sie im Auge behielt. Doch eigentlich glaubte sie nicht, dass es so einfach war.
Saul , dachte sie plötzlich, als sie schon halb zu Hause waren. Der Mann aus dem Gebetskreis hieß Saul.
Nach seiner Rückkehr aus dem Commodore hielt Jim vor seiner Garage und stieg aus. Noch während er die Treppe hochstieg, stupste Hund die Gardine im Erkerfenster zur Seite. Seinen gespitzten Ohren und dem freudestrahlenden Gesicht nach zu urteilen, musste der kleine Stummelschwanz so schnell wedeln wie ein Flugzeugpropeller.
»Ich bin wieder da, mein Großer.« Jim hatte den Schlüssel schon in der Hand, als er vor der Tür ankam, doch ehe er ihn in das spiegelblanke neue Schloss steckte, das er sofort beim Einzug eingebaut hatte, hielt er inne.
Über die Schulter warf er einen Blick auf die nicht asphaltierte Auffahrt. Eine frische Reifenspur war auf dem teilweise gefrorenen Untergrund zu erkennen.
In seiner Abwesenheit war jemand hier gewesen.
Während Hund aufgeregt hinter der Tür tänzelte, machte Jim einen visuellen Rundgang einschließlich Garage und schließlich hinunter auf die Stufen der Holztreppe. Viele schlammige Fußabdrücke, alle trocken und mit einem typischen Timberland-Profil - was darauf hindeutete, dass sie ausschließlich von ihm selbst stammten.
Was wiederum bedeutete, dass der geheimnisvolle Besucher sich entweder die Füße im Gras abgewischt hatte oder in die Wohnung geschwebt war. Irgendwie hatte Jim so eine Ahnung, dass er nicht einfach nur vorgefahren war, gewendet hatte und wieder abgerauscht war.
Er zog sein Messer aus dem Hosenbund und schloss mit der linken Hand auf.
Sobald er die Tür einen Spalt öffnete, drehte Hund völlig durch, seine
Weitere Kostenlose Bücher