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Fallen Angels 01 - Die Ankunft

Titel: Fallen Angels 01 - Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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saß, war ihr das lächerlich vorgekommen. Warum sollten diese Überflieger nach all den Sprüngen, die sie absolviert hatten, ausgerechnet beim letzten ihre eisernen Nerven verlieren?
    Inzwischen konnte sie das so gut nachvollziehen.
    Zwar hatte sie am gestrigen Abend gekündigt … aber was, wenn Trez anrief, weil die Polizei sie noch einmal befragen wollte? Und was, wenn es dieses Mal nicht um die Schießerei ging, sondern um das, womit sie ihr Geld verdiente?
    Dort neben ihrem Sohn in der Kirche sitzend, kam ihr das Risiko, das sie eingegangen war, zum ersten Mal real vor. Die Entwicklung von der sexy Kellnerin zu etwas anderem war in einem Umfeld geschehen, in dem diese »Berufswahl« von vielen Leuten um sie herum abgesichert worden war. Jetzt aber wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie damals verrückt gewesen sein musste. Wenn sie ins Gefängnis käme, säßen Robbies Eltern beide hinter Gittern, und er würde in einem Heim landen.
    Klar, bisher hatten weder Trez noch ihr erster Chef je Ärger mit der Polizei gehabt, aber wie hatte sie sich darauf so verlassen können, wo doch so viel auf dem Spiel stand?
    Erst jetzt, wo sie sich von der ganzen zwielichtigen Schattenseite ihres Lebens losgelöst hatte, konnte sie ihre Entscheidung mit völlig anderen Augen betrachten.
    Sie sah sich in den Bankreihen um sich herum um und stellte zu ihrem Schrecken fest, dass sie ihre Handlungen mit den Augen eines normalen Menschen betrachtete. Mit dem Ergebnis, dass sie entsetzt von sich selbst war.
    Du hast es ja so gewollt , dachte sie. Sie hatte sich gewünscht, wieder zu den braven Bürgern zu gehören, denn das war ihr so viel einfacher vorgekommen als ihre eigene Situation. Doch jetzt, wo sie sozusagen prüfend die Zehenspitzen ins Wasser hielt, schien alles, was sie getan hatte, umso schrecklicher und unverantwortlicher und gefährlicher.
    Und genau genommen lebte sie schon seit zehn Jahren genau so. Ihre Ehe mit Mark war der erste Schritt in ein gesetzloses Leben gewesen, das sie bis dahin nur aus dem Fernsehen gekannt hatte. Kontakte zur Unterwelt aufzunehmen, um ihren Sohn in Sicherheit zu bringen, war der zweite gewesen. Sich ihren Lebensunterhalt für sie beide durch Prostitution zu verdienen der dritte.
    Während sie den Blick zwischen den Bankreihen hindurch auf den Altar richtete, wurde sie wütend auf sich selbst und auf ihre getroffenen Entscheidungen. Sie war der einzige Mensch, den Robbie im Leben hatte, und sie hatte zwar geglaubt, ihn an erste Stelle zu setzen, aber in Wirklichkeit hatte sie das überhaupt nicht getan.
    Und dass sie nicht viele andere Optionen gehabt hatte, in Anbetracht der Schulden, die sie abzuzahlen hatte, war dabei nur ein sehr schwacher Trost.
    Nach dem Ende des Gottesdienstes standen sie und Robbie auf und tauchten in die Menge ein, die sich im Eingangsbereich um Pater Neely drängte. Hauptsächlich konzentrierte sie sich darauf, Robbie vor sich herzuschieben, aber hin und wieder konnte sie es nicht vermeiden, wollte sie nicht unhöflich sein, Leuten zuzunicken, die sie aus dem Gebetskreis oder von anderen Kirchenbesuchen her kannte.
    Robbie hielt zwar ihre Hand fest, machte aber ganz auf Mann und eskortierte Marie-Terese mehr, als dass er sich führen ließ - zumindest in seiner Wahrnehmung. Als sie den Priester erreichten, ließ er los und schüttelte ihm zuerst die Hand.
    »Ein schöner Gottesdienst.« Marie-Terese hielt ihren Sohn ganz leicht an den Schultern fest. »Und die Restaurierungsarbeiten kommen sehr gut voran.«
    »Das ist wahr, das ist wahr.« Pater Neely sah sich lächelnd um, sein weißes Haar und die hohe, hagere Gestalt passten perfekt zu einem Geistlichen. Ja, er hatte fast Ähnlichkeit mit dem Kirchenbau - blass und ätherisch. »Es wurde auch wirklich Zeit.«
    »Freut mich, dass Sie auch die Statuen reinigen lassen.« Sie deutete mit dem Kopf auf den leeren Sockel der Maria Magdalena. »Wann kommt sie zurück?«
    »Ach, meine Liebe, wussten Sie das nicht? Sie wurde gestohlen.« Weitere Menschen drängten sich heran, und Pater Neely erwiderte Blicke anderer Kirchgänger und lächelte. »Die Polizei sucht nach dem Übeltäter. Wenn man bedenkt, was er sonst noch hätte mitnehmen können, haben wir sogar noch Glück gehabt.«
    »Das ist ja furchtbar.« Marie-Terese tippte Robbie auf die Schulter, und er verstand den Fingerzeig, umschloss ihre Hand und zog sie sanft weiter. »Hoffentlich bekommen Sie sie zurück.«
    »Ja, das hoffe ich auch.« Der Priester beugte

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