Fallen Angels 01 - Die Ankunft
paarweise.« Eddie setzte Hund auf den Boden und kraulte ihn hinter den Ohren. »Wir sind gleich wieder da, Hund.«
Das Tier wirkte nicht so glücklich über den Abschied und umkreiste hektisch sämtliche Beine im Raum, einschließlich derer der Couch - was vermuten ließ, dass er das Möbelstück für die Verstärkung des Einsatztrupps hielt.
Nicht ganz das, was Jim im Sinn hatte.
Nein, er würde etwas mit ein bisschen mehr Durchschlagskraft einpacken.
Ganz hinten aus der Ecke, neben dem leeren Bücherregal, förderte er eine schwarze Sporttasche zutage, zog den Reißverschluss auf und holte einen etwa eins zwanzig mal einen Meter großen Edelstahlkoffer hervor. Nachdem er eine Nummer in das elektronische Tastenfeld eingegeben hatte, sprang das Schloss auf, und Jim klappte den Deckel hoch: In einem Polster aus Schaumstoff lagen drei Schusswaffen, die graue Lackierung war so matt, dass sie überhaupt kein Licht einfing. Das Gewehr ließ er im Koffer und nahm stattdessen von den beiden für ihn maßangefertigten SIGs die heraus, deren Griff exakt in seine rechte Hand passte.
Adrian schüttelte den Kopf, als wäre der Selbstlader nur eine Wasserpistole. »Und was genau soll jetzt die Knarre, Dirty Harry?«
»Sagen wir mal, das ist mein Sicherheitsnetz.«
Geübt überprüfte Jim die Waffe, verschloss dann den Koffer wieder und verstaute die Sporttasche in ihrer Ecke. Die Munition war hinter den Dosen in den Hängeschränken versteckt, und er nahm sich eine Ladung.
»Damit kannst du sie nicht erschießen«, sagte Eddie sanft.
»Nichts für ungut, aber das glaube ich erst, wenn ich es mit eigenen Augen gesehen habe.«
»Und scheitern wirst du deshalb.«
Fluchend steuerte Adrian auf die Wohnungstür zu. »Na super, jetzt macht er wieder auf Yoda. Können wir endlich los, bevor er noch mein blödes Motorrad durch die Luft schweben lässt?«
Jim sperrte die Wohnung ab, und alle zusammen liefen sie die Treppe hinunter, während Hund auf der Sofalehne Stellung bezog und ihnen durchs Fenster nachschaute. Er trommelte kurz mit den Pfoten gegen die Scheibe, als protestierte er dagegen, dass er nicht mitmachen durfte.
»Am besten fahren wir mit meinem Pick-up«, schlug Jim vor. »Weniger Lärm.«
»Und da ist ein Radio drin, richtig?« Mit gesetzter Miene machte Adrian schon mal ein paar Stimmübungen, er klang wie ein Elch, der mit einer Käsereibe über den Rücken gestreichelt wird.
Fassungslos wandte Jim sich beim Einsteigen an Eddie: »Wie um Himmels willen erträgst du den Krach?«
»Selektive Taubheit.«
»Lehre es mich, Meister.«
Die Fahrt in die Stadt dauerte gefühlte vierhundert Jahre - hauptsächlich, weil Adrian den Classic-Rock-Sender fand: »Panama« von Van Halen hatte noch nie so schrecklich geklungen, aber das war noch gar nichts gegen das, was Meatloaf und seinem »I Would Do Anything for Love« zustieß.
Adrian war unerbittlich.
Als sie in dem alten Schlachthofviertel ankamen, gebot Jim dem Trash-aoke endgültig Einhalt, noch nie hatte er es so genossen, einen Lautstärkeregler zu bedienen. »Das Gebäude liegt zwei Straßen weiter.«
»Hier ist ein Parkplatz.« Eddie deutete nach links.
Zu Fuß liefen sie einen Block, bogen rechts ab und - voilà: Wieder einmal war Timing eben alles. Gerade als sie um die Ecke bogen, kam ein Taxi vor der Tür zum Stehen, hinter der Devina beim letzten Mal verschwunden war.
Rasch gingen die drei in Deckung, und einen Augenblick später rauschte Devina auf dem Rücksitz des Taxis an ihnen vorbei, mit einem Schminkspiegel in der Hand Lippenstift auflegend.
»Sie macht nie etwas ohne Grund«, erklärte Adrian leise. »Darauf kannst du wetten. Was aus ihrem Mund kommt, ist fast immer gelogen, aber was sie tut … hat immer einen Grund. Wir müssen rein, den Ring finden und schleunigst wieder abhauen.«
Eilig huschten sie zu der breiten Flügeltür des ehemaligen Fabrikgebäudes, zogen sie auf und betraten eine Eingangshalle, deren architektonische Gestaltung ungefähr so raffiniert war wie die eines Metzgerkühlraums. Der Fußboden war aus Beton, die Wände weiß gekalkt, und es war kälter als draußen. Der einzige Einrichtungsgegenstand außer einer klobigen Deckenleuchte waren fünf Edelstahlbriefkästen neben einer Gegensprechanlage mit fünf untereinander aufgelisteten Namen.
Devina Avale war Nummer fünf.
Leider war die Tür, die von der Eingangshalle ins eigentliche Wohngebäude führte, mit einem Bolzenschloss gesichert. Jim rüttelte trotzdem
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