Fallen Angels 01 - Die Ankunft
daran. »Wir können ja warten, bis jemand …«
Seelenruhig kam Adrian anspaziert, legte die Hand auf die Klinke und öffnete die Tür.
»Oder wir gehen eben einfach rein«, kommentierte Jim trocken.
Woraufhin Adrian ihm seine leuchtende Handfläche zeigte und breit grinste. »Ich bin ganz geschickt mit meinen Händen.«
»Eindeutig besser als mit deinen Stimmbändern.«
Er hasste arbeiten.
Hasste es, den ganzen Tag lang undankbare Leute in einem nach Fastfood stinkenden Taxi durch Caldwell zu kutschieren. Aber der Lebensunterhalt musste verdient werden, und wenigstens blieb das Objekt seiner Begierde normalerweise bei Tageslicht zu Hause.
Außerdem hatte er seine Nicht-beachten-Methode. Er sah seine Kunden nie an, weigerte sich, mit dem Gepäck zu helfen, und sprach ausschließlich das Nötigste. Das war eine gute Taktik, besonders nach seinen nächtlichen Aktivitäten in letzter Zeit. Bloß nicht aus Versehen die dunkle Erinnerung eines Passanten wachrufen. Man wusste ja nie, was die Leute sich vom Schauplatz eines Verbrechens so alles merkten.
Ebenfalls eine Lektion, die er auf die harte Tour gelernt hatte.
»Wie ist mein Lippenstift?«
Beim Klang der weiblichen Stimme hinter sich umklammerten seine Hände das Lenkrad mit festem Griff. Es war ihm scheißegal, wie der Mund irgendeiner bescheuerten Frau aussah.
»Ich habe dich gefragt, wie du meinen Lippenstift findest.« Der Tonfall klang nun schärfer, er krümmte die Finger noch stärker um das Steuer.
Bevor sie ihre Frage noch einmal wiederholte und unangenehm wurde, warf er einen Blick in den Rückspiegel. Wenn die alte Kuh da hinten von ihm erwartete …
Schwarze Augen umklammerten ihn und hielten ihn so fest, als hätte sich die Frau vorgebeugt und ihn in den Schwitzkasten genommen. Und dann spürte er, wie sie in ihn hineintastete und …
»Mein Lippenstift.« Jetzt betonte sie jede Silbe ganz demonstrativ.
Rasch prüfte er den Verkehr um sich herum, bis zu der Ampel zwei Straßenblocks weiter war alles frei; dann wandte er sich wieder dem Rückspiegel zu. »Äh … sieht gut aus.«
Bedächtig strich sie mit ihrem manikürten Zeigefinger über die Kontur ihrer Unterlippe, machte einen Schmollmund und entspannte ihre Züge dann wieder.
»Du bist also ein religiöser Kerl«, murmelte sie und klappte ihren Handspiegel zu.
Er schielte nach dem Kreuz, das auf das Armaturenbrett geklebt war. »Ist nicht mein Taxi.«
»Aha.« Ohne den Blick von ihm abzuwenden, strich sie sich das Haar zurück.
Es dauerte nicht lange, bis er das Gefühl hatte, die Heizung wäre voll aufgedreht, und obwohl er wusste, dass dem nicht so war, vergewisserte er sich noch einmal, ob die Lüftung keine Überstunden machte. Nein. Sie war einfach nur eine schöne Frau, die ihn ansah, als wäre er jemand. Was ungefähr so häufig vorkam wie …
»Wie heißt du?«, flüsterte sie.
Ganz so, als hätte es ihm die Sprache verschlagen und er wäre sich urplötzlich der korrekten Antwort nicht sicher, deutete er auf seine Fahrerzulassung mit dem Foto und las davon ab: »Saul. Saul Weaver.«
»Hübscher Name.«
An der nächsten Kreuzung bremste er vor der roten Ampel, und sobald das Taxi zum Stillstand gekommen war, hob er den Blick wieder zu … dem … Rückspiegel …
Die Iriden ihrer Augen weiteten sich, bis kein Weiß mehr als Kontrast zu dem dichten Schwarz zu erkennen war, und obwohl ihn das eigentlich schreiend in die Flucht hätte schlagen sollen, kam es ihm vor, als hätte flüssiger Orgasmus den Platz des Blutes in seinen Adern eingenommen.
Gefühle der Lust durchströmten seinen Körper, hoben ihn empor, obwohl er weiterhin auf dem Fahrersitz seines Taxis klebte, drangen in ihn ein, obwohl seine Haut unversehrt blieb, ergriffen Besitz von ihm, obwohl zwischen ihm und der Frau keine materielle Verbindung bestand.
»Saul.« Die Stimme der Frau verformte sich zu einer, die so tief wie die eines Mannes und so gehaucht wie die einer Frau war. »Ich weiß, was du dir wünschst.«
Saul schluckte heftig und hörte seine eigene Stimme wie aus weiter Ferne. »Wirklich?«
»Und ich weiß auch, wie du es bekommen kannst.«
»Tat… sächlich?«
»Fahr hier in diese Seitenstraße, Saul.« Damit öffnete sie ihren Mantel und enthüllte eine hautenge weiße Bluse, die ihre Brustwarzen so deutlich zeigte, als wären sie völlig unbedeckt. »Fahr rechts ran, Saul, damit ich dir erklären kann, was du zu tun hast.«
Mit einem Ruck riss er das Steuer herum, schoss zwischen
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