Fallen Angels 01 - Die Ankunft
Hausarrest oder was? Blödmann.«
Jim blickte aus dem Seitenfenster und bemerkte, wie eine Frau mit einem Baby auf dem Arm am Pick-up vorbeilief, sein Gesicht entdeckte und zurückwich. »Ich glaube, wir sind momentan nicht zum visuellen Verzehr geeignet.«
Prompt drehte Adrian den Rückspiegel zu sich herum. »Ach was, ich sehe super aus - wow, ich …«
»Du siehst furchtbar aus. Aber du könntest wenigstens gerade laufen, wenn du müsstest. Musstest du unbedingt auf meine Kronjuwelen losgehen?«
Adrian betastete seine Nase. »Ich glaube, die hast du mir gebrochen.«
»Und ich kann jetzt wahrscheinlich keine kleinen Jims mehr zeugen. Deine Nase schwillt wenigstens irgendwann wieder ab.«
Adrian lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. Völlig synchron holten sie beide tief Luft.
»Du kannst mir wirklich vertrauen, Jim.«
»Vertrauen ist nichts, was man auf Bestellung kriegt. Das muss man sich verdienen.«
»Dann werde ich das eben tun.«
Jim stieß einen unverbindlichen Laut aus und setzte sich vorsichtig anders hin, seine Eier waren nicht so begeistert von der neuen Position. Nachdem er sich mit ihnen auf eine bequeme Anordnung geeinigt hatte, beobachtete er wieder die Leute auf dem Parkplatz. Es gab einen berechenbaren Rhythmus von aussteigen, ins Geschäft gehen und mit gefülltem Einkaufswagen oder einigen Tüten am Handgelenk wieder herauskommen. Bei diesem Anblick fiel Jim unvermittelt auf, wie groß die Kluft zwischen ihm und dem Rest des Planeten war. Und das nicht nur, weil er jetzt an einem paranormalen Match teilnahm, das die meisten dieser braven Supermarktkunden für frei erfunden gehalten hätten.
Er war schon immer ein Einzelgänger gewesen. Seit er seine Mutter auf dem Küchenboden gefunden hatte, war es, als hätte man seine Wurzeln aus dem Boden gerissen, über die Straße getragen und in ein anderes Beet verpflanzt. Der Job hatte es nicht besser gemacht. Seine Persönlichkeit ebenfalls nicht. Und jetzt saß er neben einem gefallenen Engel, der möglicherweise überhaupt nicht existierte … der in jedem Fall aber mit schmutzigen Methoden kämpfte.
Es war doch völlig egal, ob er unfruchtbar war. Er würde definitiv keine Chance mehr bekommen, Kinder zu zeugen, und seine miese DNS aus dem allgemeinen Genpool herauszuhalten war zweifellos das Netteste, was er je für die Menschheit getan hatte.
Ungefähr zehn Minuten später tauchte Eddie mit einem Einkaufswagen voller Plastiktüten wieder auf, und als er anfing, den Krempel auf die Ladefläche zu stapeln, konnte Jim seine eigenen Gedanken nicht mehr ertragen und stieg aus, um ihm zu helfen: All die Mamis und lieben Kleinen müssten eben einfach weggucken, wenn ihnen seine Fresse nicht gefiel.
Von Eddie kam die ganze Zeit kein Wort, was ein klares Anzeichen dafür war, dass er - im Gegensatz zu Jim und Adrian, die sich wieder vertragen hatten - nicht auf dem Peace-Trip war. Genau genommen sah er aus, als hätte er von allem und jedem die Schnauze voll.
Und nichts für ungut, aber der Typ hatte einen echt bizarren Einkaufszettel.
Da war genug Salz, um einen Highway zu enteisen. Unzählige Flaschen Wasserstoffperoxyd und Hamamelis, auch Zaubernüsse genannt. Literweise Essig. Zwei Sträuße weiße Rosen. Frischer Salbei in durchsichtigen Plastikschalen. Bleichmittel.
Und vier Familiendosen Dinty-Moore-Rindfleischeintopf?
»Was zum Teufel«, konnte Jim sich nicht verkneifen zu fragen, »machen wir mit dem ganzen Zeug?«
»Einiges.«
Sie brauchten eine Viertelstunde, um wieder zu Jims Wohnung zu fahren, und das Schweigen war leicht angespannt. Als sie vor der Garage hielten, schob sich das Gesicht des Hundes durch die Vorhänge am großen Fenster.
»Muss das Zeug hoch?«, fragte Jim, als alle ausstiegen.
»Nur eine Tüte, und die nehme ich.«
Mit dem Schlüssel in der Hand lief Jim die Treppe hinauf, und sobald er die Tür aufgesperrt hatte, raste Hund völlig entfesselt im Kreis um ihn herum und propellerte mit dem Schwanz.
Geistesabwesend streichelte Jim den kleinen Kerl und sah sich über die Schulter. Unten standen Eddie und Adrian dicht nebeneinander, Eddie schüttelte den Kopf und redete, während Adrian sich auf einen Punkt links von seinem Ohr konzentrierte, als hätte er das alles tausendmal gehört und es beim ersten Mal schon langweilig gefunden. Schließlich packte Eddie ihn im Genick und zwang ihn zum Augenkontakt. Adrians Lippen bewegten sich rasch, und Eddie kniff die Augen zu.
Nachdem sie sich kurz umarmt
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