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Fallen Angels 01 - Die Ankunft

Titel: Fallen Angels 01 - Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Baumstämmen hervor, die bald abtransportiert werden sollten. Er hatte die Größe eines kleinen Terriers und ein Fell, das aussah wie gefleckte Stahlwolle. Ein Ohr war umgeklappt, und an der Schnauze hatte er eine Narbe.
    Jim ließ die Colaflasche sinken, als ihre Blicke sich trafen.
    Das komische Tier hatte offensichtlich Angst, es nutzte die fleckigen Stämme als Versteck, weil sie viel, viel größer als es selbst waren. Aber es war auch halb verhungert: Dem Schnüffeln der kleinen schwarzen Nase nach zu urteilen, rief ihn ganz eindeutig der Geruch des Truthahns herbei.
    Der Hund machte einen zaghaften Schritt nach vorn. Und noch einen. Noch einen.
    Er humpelte.
    Ganz langsam tastete Jim nach dem Sandwich neben sich. Er hob die obere Baguettehälfte ab, schob das welke Salatblatt und die Plastiktomate beiseite und nahm ein Stück Fleisch.
    Dann beugte er sich nach unten und streckte die Hand aus. »Schmeckt nicht besonders, aber umbringen wird es dich nicht. Versprochen.«
    Mit seiner verkrüppelten Vorderpfote zog der Hund immer enger werdende Kreise. Sein drahtiges Fell wurde vom Frühlingswind zerzaust und enthüllte scharf hervorstechende Rippen. Den Kopf hatte das Tier so weit gereckt, wie es sein Hals zuließ, und die Hinterläufe zitterten, als wollten sie jeden Moment wieder einen Sprung rückwärts machen. Aber der Hunger trieb es gegen seinen eigenen Willen weiter.
    Jim verhielt sich ganz still und ließ den Hund näher schleichen.
    »Komm schon, mein Kleiner«, sagte Jim rau. »Du hast es nötig.«
    Von nahem wirkte der Hund erschöpft, und als er endlich genug Mut aufgebracht hatte, schnappte er sich den Happen und zog sich sofort wieder zurück. Jim hielt ihm ein weiteres Stückchen hin, und dieses Mal näherte sich das Tier etwas rascher und floh nicht ganz so hastig. Das dritte nahm der Hund mit spitzen Zähnen entgegen, als wäre er von Natur aus ganz anders, als seine Erfahrungen ihn hatten werden lassen.
    Jim verfütterte ihm auch noch das Brot. »Mehr hab ich nicht.«
    Der Hund setzte sich vor Jim auf den Hintern und legte den Kopf schief. Kluge Augen hatte er. Kluge, alte, müde Augen.
    »Ich bin nicht so der Hundetyp.«
    Offensichtlich verstand das Tier kein Englisch. Mit einem verblüffend geschmeidigen Satz sprang es Jim auf den Schoß.
    »Was zum …« Jim zog die Arme weg und starrte den Hund an. »Herrje, du wiegst aber nicht viel.«
    Ach nee. Hatte vermutlich seit Tagen nichts gefressen.
    Zögernd legte Jim ihm die Hand auf den Rücken. Oh Jemine. Nichts als Knochen.
    Der Pfiff bedeutete, die Mittagspause war vorüber, also streichelte Jim den Hund noch einmal, bevor er ihn wieder auf den Boden setzte. »Tut mir leid … wie gesagt, ich bin nicht so der Hundetyp.«
    Er holte seinen Werkzeuggürtel aus dem Wageninneren und schnallte ihn im Gehen um. Der Blick über die Schulter war keine gute Idee.
    Der Hund hockte unter dem Pick-up, hinter dem Reifen, und seine alten Augen sahen Jim nach.
    »Ich kann nicht gut mit Haustieren«, rief Jim und lief weiter.
    Das Schnurren eines herankommenden Autos ertönte auf der Baustelle, und als die oben auf der Dachkante aufgereihten Männer allesamt die Köpfe drehten, verzogen sich ihre Mienen kollektiv zu einem »Leck mich« - so dass Jim nicht noch einmal über die Schulter sehen musste, um genau zu wissen, wer da kam.
    Der Bauunternehmer/Eigentümer/Blödmann war wieder da.
    Der Pisser tauchte hier unangekündigt zu allen möglichen Tageszeiten auf, als wollte er verhindern, dass die Arbeiter mit seinem Erscheinen rechnen konnten, um seine Stichproben treffsicherer zu machen. Wonach er suchte, war jedem Idioten sonnenklar: nachlässige Arbeiter, Schlamperei, Fehler, Diebstahl. Man kam sich automatisch unehrlich und faul vor, selbst wenn man es nicht war, und für viele Kollegen war das eine Beleidigung, die sie nur durchgehen ließen, weil sie jeden Freitag pünktlich ihren Lohn bekamen.
    Jim beschleunigte seinen Schritt, als der M6 direkt neben ihm vorfuhr. Den Fahrer des BMW sah er nicht an: Er hielt aus Prinzip Abstand zu dem Typen - nicht weil seine eigene Leistung zu wünschen übrigließ, sondern weil er schlicht und ergreifend nur Fußvolk war: Wenn der General kam, um seine Truppen zu inspizieren, dann sah die Befehlskette vor, dass Chuck sich mit dem Arschloch rumzuschlagen hatte, nicht Jim.
    Danke, lieber Gott .
    Jim sprang auf den Fußboden des Rohbaus und steuerte auf die Stelle zu, an der er vor der Pause gearbeitet hatte. Allzeit

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