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Fallen Angels 01 - Die Ankunft

Titel: Fallen Angels 01 - Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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durchaus seine Vorteile. Das war gar nicht übel.«
    Nigel machte ein missbilligendes Gesicht. »Die Sache hier läuft ganz und gar nicht rund.«
    Jim musste ihm zustimmen, als er sich aufsetzte und das Taschentuch annahm, das Byron ihm hinstreckte. Während er das Nasenbluten einzudämmen versuchte, konnte er einfach nicht fassen, dass er vorhin an dem Schlosstor derart ausgerastet war. Aber hinterher stand er immer unter Schock.
    Nigel ging vor ihm in die Hocke. »Du möchtest wissen, warum du auserwählt wurdest, und ich finde, du hast ein Recht, es zu erfahren.«
    Jim spuckte das Blut aus seinem Mund aus. »Das ist doch mal eine Ansage.«
    Nigel nahm ihm das blutige Taschentuch ab. Sobald der Stoff mit seiner Hand in Berührung kam, verschwand der Fleck, die weißen Fasern wurden wieder so makellos rein, wie sie gewesen waren, bevor sie unter einen roten Geysir gehalten wurden.
    Er gab es Jim zur weiteren Benutzung zurück. »In dir sind beide Seiten vereint, Jim. Das Gute und das Böse wohnen zu gleichen Teilen in deinem Inneren, du bist fähig zu unendlicher Güte und zu bodenloser Verderbtheit. Daher waren beide Seiten mit dir einverstanden. Wir und … die anderen … glauben beide, dass du, wenn dir die sieben Gelegenheiten dargeboten werden, deinen Einfluss jeweils unseren Werten entsprechend ausüben wirst. Wir für das Gute, die anderen für das Böse - und das Ergebnis wird das Schicksal der Menschheit entscheiden.«
    Jim hörte auf, sich das Gesicht abzutupfen und starrte den Engländer an. Nichts von dem, was über seinen Charakter gesagt worden war, konnte er bestreiten, und dennoch herrschte in seinem Kopf weiterhin das totale Chaos. Oder vielleicht hatte er auch Colin, dem schlagkräftigen Arschgesicht, eine Gehirnerschütterung zu verdanken.
    »Also, nimmst du dein Schicksal an?«, fragte Nigel. »Oder kommt hier alles zu seinem Ende?«
    Jim räusperte sich. Zu betteln war ungewohnt für ihn. »Bitte … lasst mich nur meine Mutter sehen. Ich … ich muss mich selbst überzeugen, dass es ihr gutgeht.«
    »Tut mir leid, aber wie gesagt, nur Tote dürfen auf die andere Seite hinüber.« Nigels Hand sank auf seine Schulter. »Wie lautet deine Antwort, mein Freund?«
    Byron kam näher. »Du kannst das. Du bist ein Zimmermann. Du baust Sachen, du restaurierst Dinge. Auch Leben sind ja Bauwerke.«
    Jim betrachtete das Schloss und spürte seinen Herzschlag in der ramponierten Nase.
    Wenn er alles für bare Münze nahm, wenn das alles stimmte, wenn er eine Art Retter war, dann … dann wäre - falls er sich nicht bereiterklärte mitzumachen - der einzige Frieden, den seine Mutter kannte, zerstört. Und so reizvoll ihm persönlich die Leere und Zeitlosigkeit einer Nicht-Existenz erscheinen mochten: Für sie wäre das ein schlechter Tausch.
    »Wie soll das funktionieren?«, fragte er. »Was muss ich tun?«
    Nigel lächelte. »Sieben Todsünden. Sieben Seelen, die mit diesen Sünden ringen. Sieben Menschen am Scheideweg, die eine Entscheidung treffen müssen. Du trittst in ihr Leben und lenkst ihre Pfade. Wenn sie der Rechtschaffenheit den Vorzug über die Sünde geben, haben wir uns durchgesetzt.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann gewinnt die andere Seite.«
    »Was ist die andere Seite?«
    »Das Gegenteil von uns.«
    Jim schielte zu dem Tisch mit dem weißen Leinen und dem blitzenden Silberbesteck. »Also lümmeln die sich in Fernsehsesseln, kratzen sich am Sack, glotzen Pornos und trinken Bier.«
    Colin lachte. »Wohl kaum, mein Freund. Obwohl das in der Tat ein interessantes Bild ist.«
    Nigel warf seinem Kollegen einen bösen Blick zu, dann wandte er sich wieder Jim zu. »Die andere Seite ist böse. Ich überlasse es dir selbst, dir die geeigneten Querverweise ins Gedächtnis zu rufen, aber falls du einen Anfangspunkt brauchst, denk an das, was deiner Mutter angetan wurde, und wisse, dass es jenen, die ihr wehgetan haben, Spaß gemacht hat.«
    Jims Magen krampfte sich so fest zusammen, dass er sich vornüberbeugte und kurz würgen musste. Als er eine Hand besänftigend über seinen Rücken streichen fühlte, vermutete er, dass es sich um Bertie handelte. Und er hatte Recht.
    Irgendwann kriegte Jims Würgereflex sich wieder ein, und er bekam etwas mehr Luft. »Was, wenn ich das nicht schaffe?«
    Jetzt war wieder Colin an der Reihe. »Ich werde dich nicht anlügen - es wird nicht einfach. Die andere Seite ist zu allem fähig. Aber du wirst nicht ohne Hilfsmittel sein.«
    Jim runzelte die Stirn. »Moment mal,

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