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Fallen Angels 01 - Die Ankunft

Titel: Fallen Angels 01 - Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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entscheiden.«
    »Beide Seiten? Spiel? Wovon zum Teufel sprecht ihr eigentlich?«
    »Du wirst sieben Chancen bekommen. Sieben Möglichkeiten, deine Mitmenschen zu beeinflussen. Wenn du leistest, was wir von dir erwarten, wird das Ergebnis die fraglichen Seelen retten, und wir werden über die andere Seite triumphieren. Falls wir diesen Sieg erringen, kann die Menschheit weiterhin wachsen und gedeihen, und alles wird gut werden.«
    Jim machte den Mund auf, um einen gepfefferten Kommentar abzulassen, aber die Mienen der vier Burschen hielten ihn davon ab. Selbst der Klugscheißer im Bunde sah ernst drein.
    »Das muss ein Traum sein.«
    Jetzt stand niemand mehr auf, um ihn zu boxen, aber die vier betrachteten ihn so feierlich, dass er langsam den unangenehmen Verdacht bekam, das hier war nicht einfach nur sein Unterbewusstsein, das während einer Ohnmacht zu ihm sprach.
    »Nein, es ist sehr real«, widersprach Nigel. »Mir ist bewusst, dass das nicht der Pfad ist, den du für dich vorhergesehen hast, aber du wurdest ausgewählt, und so wird es geschehen.«
    »Vorausgesetzt, ihr verarscht mich nicht - was, wenn ich nein sage?«
    »Das wirst du nicht.«
    »Aber was, wenn doch?«
    Nigel richtete den Blick in die Ferne. »Dann endet es so, wie es jetzt steht. Weder Gut noch Böse gewinnt, und wir alle, einschließlich deiner selbst, sind Vergangenheit. Kein Himmel, keine Hölle. Alles, was in der Vergangenheit geschehen ist, wird ausgelöscht. Das Mysterium und das Wunder der Schöpfung aus und vorbei.«
    Jim ließ sein Leben Revue passieren … die Entscheidungen, die er getroffen, die Dinge, die er getan hatte. »Klingt ganz gut für mich.«
    »Ist es aber nicht.« Colin trommelte mit den Fingern auf das Tischtuch. »Denk darüber nach, Jim. Wenn nichts mehr existiert, dann war alles Vorherige bedeutungslos. Auch deine Mutter wäre dir dementsprechend gleichgültig. Bist du bereit, zu sagen, dass sie nichts war? Dass ihre tiefen Gefühle für ihren geliebten Sohn keinen Wert hatten?«
    Jim atmete hörbar aus, als wäre er noch einmal geschlagen worden, der Schmerz seiner Vergangenheit wütete in seinem Brustkorb. An seine Mutter hatte er seit Jahren nicht mehr gedacht. Vielleicht sogar seit Jahrzehnten. Sie war natürlich immer bei ihm, der einzig warme Fleck in seinem kalten Herzen, aber er gestattete sich nicht, an sie zu denken. Nie.
    Und doch hatte er plötzlich, aus dem Nichts, ein Bild von ihr vor Augen … eines, das so vertraut, so lebendig, so schmerzlich real war, als wäre ihm ein Stück Vergangenheit ins Gehirn implantiert worden: Sie briet ihm Eier auf dem abgenutzten Herd in ihrer uralten Küche. Ihr Griff um den eisernen Pfannengriff war kräftig, der Rücken gerade, die dunklen Haare kurz geschnitten. Sie hatte als Frau eines Bauern begonnen und war am Ende selbst die Bäuerin gewesen, ihr Körper so drahtig und zäh, wie ihr Lächeln weich und gütig gewesen war.
    Er hatte seine Mutter geliebt. Und obwohl sie ihm jeden Morgen Eier gebraten hatte, erinnerte er sich an ein ganz spezielles Frühstück. Es war das Letzte gewesen, das sie nicht nur für ihn, sondern überhaupt für irgendwen je gemacht hatte.
    Am selben Abend war sie ermordet worden.
    »Woher wisst ihr … von ihr?«, fragte er mit versagender Stimme.
    »Wir verfügen über umfassende Kenntnis deines Lebens.« Colin zog eine Augenbraue hoch. »Aber darum geht es nicht. Was sagst du, Jim? Bist du bereit, alles, was sie je getan hat, alles, was sie war … wie du es ausdrücken würdest: in die Tonne zu treten?«
    Jim mochte Colin nicht besonders.
    »Das ist schon in Ordnung«, murmelte Nigel. »Wir finden ihn auch nicht so toll.«
    »Falsch«, meldete sich Bertie zu Wort. »Ich vergöttere Colin. Er versteckt sich hinter seiner Schroffheit, aber er ist ein wunderbarer …«
    »Du bist so eine Tunte«, fiel ihm Colin ins Wort.
    »Ich bin ein Engel, keine Tunte, genau wie du.« Bertie sah Jim an und spielte wieder mit Tarquins Ohr. »Ich weiß, dass du das Richtige tun wirst, denn du hast deine Mutter zu sehr geliebt, um abzulehnen. Weißt du noch, wie sie dich geweckt hat, als du noch klein warst?«
    Jim schloss fest die Augen. »Ja.«
    Sein Kinderbett hatte in einem der zugigen Räume im ersten Stock des Bauernhauses gestanden. Die meisten Nächte hatte er in seinen Kleidern geschlafen, weil er entweder zu erschöpft von der Arbeit auf dem Feld gewesen war, um sich noch auszuziehen, oder weil es zu kalt war, sich ohne mehrere Schichten ins Bett

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