Fallen Angels 01 - Die Ankunft
musste: Sieben Todsünden. Sieben Seelen, die mit diesen Sünden ringen. Sieben Menschen am Scheideweg, die eine Entscheidung treffen müssen. Du trittst in ihr Leben und lenkst ihre Pfade. Wenn sie der Rechtschaffenheit den Vorzug über die Sünde geben, haben wir uns durchgesetzt.
Jim holte tief Luft und richtete seinen Blick auf das Fenster, vor das ein dünner Vorhang gezogen war. Es war dunkel draußen. Ideal für Alpträume. Doch sosehr er die Version von »alles nur ein böser Traum« auch bevorzugte, der ganze Quatsch war noch so lebendig, so frisch in seinem Gedächtnis … und mal im Ernst - man bekam ja vielleicht vom Wichsen Haare in den Handflächen, aber Grasflecken?
Außerdem hatte er sich in dem Bereich auch nicht unbedingt übermäßig betätigt.
Besonders vergangene Nacht nicht, dank dieser Dunkelhaarigen. Hallo.
Das Blöde war nur - wenn das die neue Realität war, wenn er eine Stippvisite in einem Paralleluniversum absolviert hatte, in dem alle wie eine Kreuzung aus Simon Cowell und Tim Gunn aussahen, wenn er eine Art Mission übernommen hatte … was zum Geier sollte er jetzt daraus machen? Woher sollte er wissen, wer diese sieben Leute waren …
»Sie sind ja wach.«
Jim drehte den Kopf. Ans Fußende des Bettes trat kein anderer als Vin diPietro, der ätzende Bauunternehmer … der offensichtlich auch noch der Lover der Frau war, mit der Jim … äh, ja.
»Wie geht es Ihnen?«
Der Kerl trug immer noch denselben schwarzen Anzug wie vorhin, als er mit der Frau auf der Baustelle aufgetaucht war, und auch dieselbe blutrote Krawatte. Mit dem zurückgekämmten dunklen Haar und der Andeutung von Bartstoppeln auf dem harten Gesicht gab er genau das Bild dessen ab, was er war: reich und der Boss.
Es kam doch wohl hoffentlich nicht in die Tüte, dass Vin diPietro sein erster Auftrag war.
»Hallo?« Der Mann winkte. »Jemand zu Hause?«
Nee , dachte Jim. Ausgeschlossen. Das konnte ja wohl niemand ernsthaft von ihm verlangen.
Über diPietros Schulter wurde in dem Werbespot im Fernsehen plötzlich ein Preis eingeblendet, 49,99 - nein, 29,99, mit einem kleinen roten Pfeil, der … so, wie er gerade stand, genau auf den Kopf seines Chefs zeigte.
»Ach du Scheiße«, murmelte Jim. Um den Kerl ging es?
Auf dem Bildschirm lächelte eine Trulla in einem rosa Bademantel in die Kamera, und ihre Lippen formten die Worte: Ja, genau!
DiPietro runzelte die Stirn und beugte sich über das Bett. »Brauchen Sie eine Krankenschwester?«
Nein, er brauchte ein Bier. Oder auch sechs. »Alles im Lot.« Jim rieb sich das Gesicht, roch frisches Gras und wollte fluchen, bis ihm die Luft ausging.
»Hören Sie mal«, begann diPietro nun, »ich gehe davon aus, dass Sie nicht krankenversichert sind, deshalb werde ich alle Rechnungen bezahlen. Und wenn Sie ein paar Tage freinehmen möchten, dann ziehe ich Ihnen das nicht vom Lohn ab. Wie klingt das?«
Jim ließ die Hände aufs Bett fallen und stellte dankbar fest, dass die Grasflecken wie durch Zauberhand verschwunden waren. DiPietro hingegen wollte augenscheinlich nirgendwohin verschwinden. Zumindest nicht, bis er herausbekommen hatte, ob Jim ihn anzeigen wollte. Es war so verdammt offensichtlich, dass der Typ nicht deswegen an seinem Krankenbett weilte und ihm seine zweifelsohne unbegrenzt gedeckte Kreditkarte anbot, weil es ihn auch nur im Mindesten kratzte, wie es Jim ging. Er wollte einfach nur eine Berufsunfallklage gegen seine Firma verhindern.
Egal. An den Unfall dachte Jim nicht einmal, ihm ging nur ununterbrochen durch den Kopf, was am Abend zuvor in seinem Pick-up passiert war. Vin diPietro war genau der Typ Mann, der eine Frau wie die in dem blauen Kleid an seiner Seite hätte, aber die Kälte in seinem Blick deutete darauf hin, dass er auch zu der Sorte gehörte, die Unvollkommenheit in einer vollkommen schönen Frau entdecken konnte. Gott wusste, dass dieser Arsch überall auf der Baustelle Fehler fand, vom Beton im Fundament über das Fällen der Bäume und die Planierung des Baugrundes bis hin zu der Position der Nagelköpfe in den Stützbalken.
Kein Wunder, dass sie sich eine fremde Schulter gesucht hatte. Und wenn Jim raten sollte, welcher der sieben Sünden sich diPietro schuldig gemacht hatte, dann musste er nicht lange grübeln: Habsucht prangte dick und fett nicht nur auf den Designerklamotten, sondern auch auf dem Auto, der Frau und seinem Immobiliengeschmack. Dieser Mann hier liebte sein Geld.
»Ich hole eine Krankenschwester
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