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Fallen Angels 01 - Die Ankunft

Titel: Fallen Angels 01 - Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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zu legen.
    An Schultagen war seine Mutter singend ins Zimmer gekommen …
    You are my sunshine, my only sunshine … you make me happy, when skies are grey … you’ll never know, dear, how much I love you … so please don’t take my sunshine away.
    Es war nicht er gewesen, der sie verlassen hatte, und sie war nicht freiwillig fortgegangen. Sie hatte wie eine Wildkatze gekämpft, um bei ihm zu bleiben, und ihren Blick, unmittelbar bevor sie starb, würde er nie vergessen. Aus ihrem zerschundenen Gesicht hatte sie ihn angesehen und mit ihren blauen Augen und den blutigen Lippen lautlos zu ihm gesprochen, weil sie keine Luft mehr in den Lungen hatte, die ihre Stimme hätte tragen können.
    Ich werde dich ewig lieben , hatte ihr Mund geformt. Aber lauf. Renn weg. Sie sind oben .
    Er hatte sie dort liegen lassen, halb nackt, blutüberströmt und geschändet. Heimlich war er durch die Hintertür geflohen und so schnell er nur konnte zu dem Pick-up gerannt, den zu fahren er noch nicht alt genug war und in dem seine Füße kaum bis zu den Pedalen reichten.
    Sie hatten ihn verfolgt, und bis zum heutigen Tag hatte er keine Ahnung, wie es ihm gelungen war, den alten Wagen so schnell über die holprige Straße zu steuern.
    Leise meldete sich Bertie zu Wort. »Du musst das als Realität wie auch als dein Schicksal akzeptieren. Um ihretwillen, wenn sonst schon für niemanden.«
    Jim öffnete die Augen und sah Nigel an. »Gibt es einen Himmel?«
    »In diesem Augenblick befinden wir uns genau an seiner Schwelle.« Nigel deutete mit dem Kopf über die Schulter zu der Schlosseinfriedung, die sich in der Ferne verlor. »Jenseits dieser erhabenen Mauern verweilen die Seelen der Rechtschaffenen auf Blumenfeldern und in Hainen, die Stunden vergehen in Sonnenschein und Wärme, ihre Sorgen und Nöte vorüber, der Schmerz vergessen.«
    Jim betrachtete die schmale Brücke über den Wassergraben und das breite Tor, dessen Flügel jeder die Größe einer Scheune hatte. »Ist sie dort?«
    »Ja. Und wenn du nicht obsiegst, wird sie für immer vergehen, als hätte es sie nie gegeben.«
    »Ich möchte sie sehen.« Er machte einen Schritt nach vorn. »Zuerst muss ich sie sehen.«
    »Du darfst nicht eintreten. Die Lebenden sind dort nicht willkommen, nur die Toten.«
    »Scheiß darauf, und scheiß auf euch.« Jim rannte los, auf die Brücke zu, seine Stiefel donnerten über das Gras, hallten auf den Holzbalken, die den silbrig schimmernden Fluss überspannten. Als er das Tor erreichte, zerrte er so heftig an den großen Eisengriffen, dass seine Rückenmuskeln aufbrüllten.
    Mit der Faust hämmerte er gegen die Eichentür, dann zog er wieder an der Klinke. »Lass mich rein! Lass mich rein, du blöder Arsch!«
    Er musste sich selbst davon überzeugen, dass sie keine Schmerzen mehr hatte und dass sie nicht litt und dass es ihr gutging. Brauchte diese Bestätigung so unbedingt, dass er das Gefühl hatte zu zerspringen; er versuchte, die Barriere zu überwinden, die hämmernden Fäuste getrieben von der Erinnerung an seine geliebte Mutter auf dem Linoleum in der Küche, an die blutenden Stichwunden in Brust und Hals, an ihre gespreizten Beine, ihren weit aufgerissenen Mund, die zu Tode verängstigten Augen, die ihn anflehten, sich zu retten, sich zu retten, sich zu retten …
    Der Dämon in ihm brach sich Bahn.
    Alles um ihn herum färbte sich weiß, als die Wut von ihm Besitz ergriff. Er wusste, dass er heftig auf irgendetwas einschlug, dass sein Körper ausrastete, dass er jemanden, der ihm eine Hand auf die Schulter legte, zu Boden riss und mit den Fäusten bearbeitete.
    Aber er hörte und sah nichts.
    Die Vergangenheit legte bei ihm immer den Schalter um, weswegen er sich strikt hütete, jemals daran zu denken.
    Als Jim zum zweiten Mal wieder zu Bewusstsein kam, lag er in derselben Position wie beim ersten Aufwachen: flach auf dem Rücken, Gras unter den Händen, Augen geschlossen.
    Nur dass er dieses Mal etwas Nasses auf dem Gesicht spürte.
    Als er ein Lid hochzog, schwebte Colins Gesicht genau über ihm, und das Blut des Burschen tropfte auf Jims Wange, was den »Regen« erklärte.
    »Ah, du bist wach, brav.« Colin holte mit der Faust aus und donnerte Jim einen mitten in die Fresse.
    Schmerz explodierte, während gleichzeitig Bertie einen Schrei ausstieß, Tarquin winselte und Byron angehastet kam.
    »Alles klar, jetzt sind wir quitt.« Colin sprang auf und schüttelte sich die Hand aus. »Weißt du, eine menschliche Gestalt anzunehmen hat

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