Fallen Angels 01 - Die Ankunft
die andere Seite glaubt, ich werde einen schlechten Einfluss haben? Auf diese Leute am Scheideweg?«
Nigel nickte. »Ganz genau. Sie haben dasselbe Vertrauen in dich wie wir. Aber wir hatten den Vorteil, auf dich zugehen zu dürfen.«
»Wie habt ihr denn das geschafft?«
»Wir haben eine Münze geworfen.«
Jim blinzelte. Klar, denn … so machten sie das schließlich auch beim Super Bowl.
Den Blick unverwandt auf das große Tor gerichtet, versuchte er, sich seine Mutter vorzustellen; nicht so, wie sie damals auf dem Küchenboden gelegen hatte, sondern wie diese vier sie nun beschrieben. Glücklich. Von aller Last befreit. Unversehrt.
»Wer sind diese sieben Menschen?«
»Bei der Identifizierung des Ersten werden wir dir ein bisschen unter die Arme greifen und es ganz eindeutig machen«, erklärte Nigel im Aufstehen. »Viel Glück.«
»Hey, Moment mal, woher weiß ich denn, was ich tun muss?«
»Schalt deinen Kopf ein«, empfahl Colin.
»Nein«, widersprach Bertie und liebkoste den Kopf des Wolfshundes, »dein Herz.«
»Glaub einfach an die Zukunft.« Byron schob die getönte Nickelbrille den Nasenrücken hoch. »Hoffnung ist der beste …«
Nigel verdrehte die Augen. »Sag den Leuten einfach, was sie zu tun haben. Das verkürzt die Konversation und schafft Zeit für sinnvollere Beschäftigungen.«
»Wie zum Beispiel, beim Krocket zu schummeln?«, murmelte Colin.
»Werde ich euch wiedersehen? Darf ich zu euch kommen, wenn ich Hilfe brauche?«
Er erhielt keine Antwort. Stattdessen bekam er noch einen Schlag, der sich verdammt noch mal wie zweihundertvierzig Volt anfühlte … und flog unvermittelt in rasender Geschwindigkeit durch einen langen, weißen Korridor; das Licht blendete ihn, ein heftiger Wind blies ihm ins Gesicht.
Er hatte keine Ahnung, wo er dieses Mal landen würde. Vielleicht zurück in Caldwell. Vielleicht in Disneyland.
Wer zum Henker sollte das schon ahnen, so wie die Dinge momentan liefen.
Sechs
Als es dunkel wurde, umschloss Marie-Terese den Pfannengriff fester und fuhr mit einem Plastikwender um die Kante eines perfekten runden Pancakes. Er war fertig zum Wenden, ein Muster kleiner Bläschen hatte sich auf der cremigen Oberfläche gebildet.
»Bist du so weit?«, fragte sie.
Ihr Sohn, der von seinem Stuhl auf der anderen Seite der Kücheninsel aus die Aufsicht führte, lächelte. »Wir zählen, okay?«
»Ja.«
Ihre Stimmen vereinigten sich im drei, zwo … eins. Mit einer Drehung ihres Handgelenks schleuderte sie den Pancake hoch in die Luft und fing ihn exakt in der Mitte der Pfanne wieder auf.
»Super!«, rief Robbie, als ein Brutzeln ertönte.
Marie-Terese musste lächeln, obwohl sie einen heftigen Stich von Traurigkeit empfand. Siebenjährige konnten fantastisch loben, schon beim kleinsten Sieg gaben sie einem das Gefühl, wahre Wunder zu wirken. Ach, wenn sie doch nur auch Beifall für die großen Dinge verdient hätte.
»Den Pancake hast du toll gebackt, Mama.«
» Gebacken heißt das. Holst du bitte den Sirup?«, sagte sie.
Robbie rutschte von seinem Stuhl herunter und tapste in seinen Hausschuhen zum Kühlschrank. Er trug ein Spiderman-T-Shirt, eine Jeans und eine Spiderman-Kapuzenjacke. Sein Bett war mit Spiderman-Bettwäsche bezogen, und die Lampe, unter der er seine Spiderman-Comics las, hatte einen Spiderman-Schirm. Davor hatte seine Leidenschaft SpongeBob gegolten, aber vergangenen Oktober, als er sich auf seinen siebten Geburtstag vorbereitete, hatte er verkündet, er sei nun erwachsen und künftig seien daher Geschenke der fadenspinnenden Superheldensorte erbeten.
Aye, aye. Geht klar.
Robbie zog die Kühlschranktür auf und nahm die Plastikflasche heraus. »Müssen wir immer so viel Grammatik üben wie heute?«
»Ja, wie man sieht, müssen wir das.«
»Können wir nicht mehr Mathe machen?«
»Nein.«
»Wenigstens hast du Pancakes zum Abendessen gebackt.« Als Marie-Terese ihm einen strengen Blick zuwarf, grinste er. »Gebacken.«
Dann hüpfte er wieder auf den Stuhl und schaltete auf dem kleinen Fernseher neben dem Toaster ein anderes Programm ein. Das Minigerät anzumachen war in den Pausen zwischen dem Unterricht erlaubt, und der große Apparat im Wohnzimmer durfte am Samstag und Sonntag nachmittags sowie abends zwischen dem Essen und dem Schlafengehen laufen.
Marie-Terese ließ den fertigen Pancake auf einen Teller gleiten und schöpfte die nächste Ladung Teig in die Pfanne. Die Küche war zu klein für einen Tisch, daher hatten sie sich Stühle
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