Fallen Angels 01 - Die Ankunft
mir den Scheiß hier noch länger an, dann sind Sie echt schief gewickelt. Sie kommen jetzt mit.«
Verflucht, an diese diffusen Nachwirkungen, die Orientierungslosigkeit und Verwirrung, die Furcht vor dem, was er gesagt hatte, das Gefühl von Kontrollverlust - Shit , selbst an die entgeisterte Miene, wie sie gerade auf Jims Gesicht zu sehen war - konnte er sich noch gut erinnern. So oft, so wahnsinnig oft hatte Vin das erlebt, und er hasste es.
»Sie haben Recht.« Er versuchte ja loszulassen. »Sie haben absolut Recht.«
Er konnte jederzeit zurückkommen und noch einmal mit Marie-Terese sprechen, wenn alles nicht mehr so frisch war. Morgen zum Beispiel. Morgen würde er zurückkommen, sobald der Club aufmachte. Das war das Beste, was er tun konnte.
Ganz vorsichtig stand er von dem Hocker auf und ging zu dem Schminktisch hinüber, auf den sie seine Visitenkarte gelegt hatte. Er schrieb vier Worte auf die Rückseite und sah sich dann unter all den Taschen um. Er wusste sofort, welche ihre war. Zwischen den Ed Hardys in Rosa und Lila und den Guccis sowie zwei identischen von Harajuku Lovers … stand eine schlichte schwarze, auf der nicht einmal ein winziges Logo prangte.
Nachdem er seine Karte in diese Tasche gesteckt hatte, steuerte er zur Tür. Seine Schultern schmerzten, die rechte Hand begann zu pochen, seine Rippen versetzten ihm bei jedem Atemzug einen scharfen Stich. Der wahre Killer aber waren die Kopfschmerzen zwischen den Schläfen, die nichts mit der Schlägerei zu tun hatten. Die hatte er immer gehabt nach … was zum Teufel das auch sein mochte.
Draußen sah er sich nach beiden Seiten um, konnte aber keine Spur von Marie-Terese entdecken.
Der Drang, sie suchen zu gehen, loderte einen Moment lang wieder heiß und stark; als jedoch Jim ihn am Arm fasste, setzte er sein Vertrauen in die Vernunft des anderen Mannes und ließ sich gehorsam zum Hinterausgang führen.
»Warten Sie hier.«
Jim klopfte an die Tür zum Büro des Clubbetreibers, und als der herauskam, folgte noch eine Runde Bedanken, und dann spürte Vin kalte, klare Luft in den Lungen.
Großer Gott … was für ein Abend.
Fünfzehn
Draußen marschierte Vin durch eine Reihe geparkter Autos hindurch, aber er bekam nicht viel mit … zumindest, bis er an dem Kerl mit dem Schnurrbart und der Brille vorbeikam, der im Flur gestanden und die Schlägerei beobachtet hatte. Glücklicherweise senkte der Mann die Augen zu Boden, als wollte er keinen Ärger bekommen, und zog sich weiter seinen Parka über. Vielleicht war er nur zum Auto gegangen, um seine Jacke zu holen.
An Jims Pick-up angekommen, setzte Vin sich auf den Beifahrersitz und rieb sich sachte über das schmerzende Gesicht, den Kopf nach hinten gelehnt.
Der kreiselnde, wirbelnde Schmerz, der in seinem Schädel brüllte, kotzte ihn an. Und das Kopfweh wurde sogar noch schlimmer, als ihm einfiel, dass er zwar nach Hause fuhr, Marie-Terese aber zurück an die Arbeit musste. Was bedeutete, dass sie genau in diesem Augenblick mit anderen Männern zusammen war und …
Schluss damit. Er musste aufhören, bevor er noch völlig durchdrehte.
Angestrengt sah er aus dem Fenster und beobachtete das Aufflackern und Verblassen von vorbeiziehenden Straßenlaternen, während Jim auf dem Weg zum Commodore mal links abbog, mal rechts abbog und an Ampeln anhielt.
Als sie schließlich vor dem Hochhaus zum Stehen kamen, löste Vin den Sicherheitsgurt und drückte die Tür auf. Er hatte keine Ahnung, ob Devina dort oben sein würde oder ob sie in ihre Wohnung gefahren war, die sie immer noch im ehemaligen Schlachthofviertel von Caldie gemietet hatte.
Er hoffte, sie wäre nicht da, und fühlte sich wie ein Schwein dabei.
»Danke«, sagte er beim Aussteigen zu Jim. Bevor er die Tür zuschlug, beugte er sich noch einmal ins Wageninnere. »Das Leben ist doch manchmal wirklich einfach nur total verrückt … Man weiß nie, was auf einen zukommt, oder?«
»Da haben Sie Recht.« Jim fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Gehen Sie zu Ihrer Frau. Versöhnen Sie sich wieder mit ihr, okay?«
Vin zog die Augenbrauen zusammen. »War’s das? Mit Ihnen und mir? Sind wir fertig?«
Jim seufzte, als wäre er enttäuscht, dass sein Beziehungsratschlag ignoriert wurde. »Aber nein.«
Entnervt fluchte Vin. »Warum sagen Sie mir nicht einfach, was Sie wollen?«
Jim legte seinen Unterarm oben auf das Lenkrad und sah ihn an. In der Stille wirkten seine hellblauen Augen uralt. »Ich habe Ihnen schon gesagt, warum ich
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