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Fallen Angels 01 - Die Ankunft

Titel: Fallen Angels 01 - Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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der Innenstadt von Caldwell. Sehr teures Papier, sehr schickes, professionelles Logo, viele, viele Nummern und E-Mail-Adressen, um ihn zu erreichen. Sie legte die Visitenkarte auf dem Schminktisch ab, ihr Instinkt sagte ihr, dass er wirklich nicht bei der Polizei arbeitete. Aber die Sache mit dem Vertrauen? Männern vertraute sie generell nicht mehr.
    Besonders nicht denen, von denen sie sich angezogen fühlte. »Also, passiert das häufig?«, wiederholte er.
    Marie-Terese machte sich wieder an die Arbeit, wischte ihm das Gesicht ab, von der Wange bis hinunter zum Mund. »Die meisten sind okay. Und unser Chef passt auf uns auf. Ich wurde noch nie verletzt.«
    »Sind Sie … Tänzerin?«
    Ganz kurz spielte sie mit dem Gedanken, ihm zu erzählen, dass sie nur in einem dieser Käfige rumturnte, sich ein bisschen räkelte, fürs hübsch Aussehen bezahlt wurde. Sie konnte sich ausrechnen, wie er reagieren würde. Er würde erleichtert aufatmen und sie behandeln, als wäre sie eine x-beliebige Frau, die ihm aufgefallen war. Keine Komplikationen, keine Konsequenzen, nichts als ein kleiner Flirt zwischen zwei Menschen, der vielleicht bis ins Bett führte.
    Ihr Schweigen rang ihm einen tiefen Atemzug ab, und er klang nicht fröhlich. Als er die Luft wieder ausstieß, traten die Muskeln seines Halses sichtbar hervor, als müsste er ein Zusammenzucken unterdrücken.
    Genau das war das Problem. Sie würde nie wieder einen Mann ganz normal kennenlernen. Sie hatte jetzt ein dunkles Geheimnis, müsste in Zukunft immer abschätzen, wie viele Verabredungen verstreichen durften, bis sie es enthüllte - da man sich sonst der Lüge durch Unterlassung schuldig machte.
    »Wie schlimm sehen Ihre Hände aus?«, fragte sie, um die Stille zu durchbrechen.
    Sofort hielt er sie hoch, damit Marie-Terese sie untersuchen konnte. Die Finger auf der rechten Seite waren blau und bluteten. Während sie die Verletzungen mit ihrem Waschlappen abtupfte, sagte sie: »Eilen Sie häufiger Frauen zu Hilfe?«
    »Nein, eigentlich nicht. Sie haben da einen Ohrring verloren.«
    Sie fasste sich ans Ohrläppchen. »Ja, ich weiß. Ich wollte eigentlich heute ein anderes Paar anlegen. Aber …«
    »Ich bin übrigens Vin.« Er streckte ihr die Hand entgegen und wartete. »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    Unter anderen Umständen hätte sie ihn angelächelt. Vor zehn Jahren und einem ganzen Leben hätte sie lächeln müssen, als sie ihre Hand in seine legte und sie schüttelte. Jetzt empfand sie nur Traurigkeit.
    »Freut mich auch, Vin.«
    »Und Ihr Name?«
    Sie entzog ihm die Hand wieder und senkte den Blick angestrengt auf seine Fingerknöchel. »Marie-Terese. Ich heiße … Marie-Terese.«
    Sie hatte so schöne Augen.
    Marie-Terese mit dem zauberhaften französischen Namen hatte absolut wunderschöne Augen. Und sie war so sanft, wusch ihn behutsam mit diesem warmen Waschlappen, als wären seine Kratzer und Blessuren von großer Bedeutung.
    Scheiße, er hätte sich mit Freuden in die nächste Prügelei gestürzt, nur um noch einmal von ihr verarztet zu werden.
    »Wahrscheinlich sollten Sie besser zum Arzt gehen.« Vorsichtig tupfte sie ihm die angeknacksten Fingerknöchel ab.
    Geistesabwesend nahm er zur Kenntnis, dass der Frotteestoff, der anfangs weiß gewesen war, inzwischen eine rosa Färbung angenommen hatte, und er war froh, dass sie sich Gummihandschuhe übergezogen hatte - nicht, weil er HIV-positiv war, sondern weil er hoffte, dass sie sich auch so gut bei dem schützte, womit sie ihren Lebensunterhalt verdiente.
    Er hatte gehofft, dass sie nur tanzte. Das hatte er wirklich.
    Sie spülte den Waschlappen aus. »Wirklich, Sie sollten zum Arzt gehen, finde ich.«
    »Ich komm schon klar.« Aber galt das auch für sie? Was wäre geschehen, wenn er und Jim nicht da gewesen wären?
    Mein Gott, plötzlich schwirrten ihm so viele Fragen durch den Kopf. Er wollte wissen, warum jemand wie sie in dieser Branche arbeitete. Er wollte wissen, was sie an diesen Ort getrieben hatte. Er wollte wissen … wie er helfen konnte, nicht nur heute Abend, sondern auch morgen und übermorgen.
    Nur, dass ihn das leider nichts anging. Genauer gesagt, hatte er so ein Gefühl, dass sie erst recht abblocken würde, wenn er weiter nachbohrte.
    »Darf ich Sie etwas fragen?«, sagte er, weil er einfach nicht anders konnte.
    Sie hielt in der Bewegung inne. »In Ordnung.«
    Er wusste, er sollte nicht tun, was er gleich tun würde, aber er kam gegen ihre überwältigende Anziehungskraft

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