Fallen Angels 01 - Die Ankunft
verschränkte die Arme vor der Brust. »Nur, weil ich mit jemandem frühstücke …«
»Kinderkacke. Und schwindeln Sie mich nicht an. Was wollen Sie tun?«
»Warum interessiert Sie das?«
Eine lange Pause entstand. So lang, dass sie zwei rote Ampelphasen überdauerte. Als sie nach der zweiten wieder anfuhren, drehte Jim den Kopf zu ihm. Seine Augen hatten etwas Hypnotisches, sie leuchteten geradezu.
»Es interessiert mich, Vin, weil ich neuerdings an Dämonen glaube.«
Vin riss den Kopf herum, doch Jim konzentrierte sich bereits wieder auf die Straße. »Das war kein Scherz, als ich sagte, ich wäre hier, um Ihre Seele zu retten. Allmählich glaube ich allerdings, dass ich mich getäuscht habe.«
»Getäuscht worin?«
»Erzählen Sie mir von dieser komischen Ohnmachts-Trance-Nummer, die Sie da immer abziehen.«
»Moment mal, worin haben Sie sich getäuscht?«
»Ich glaube nicht, dass Sie mit Devina zusammenbleiben sollen.« Bedächtig schüttelte Jim den Kopf und warf dann einen Blick in den Rückspiegel. »Mein Auftrag lautet, Ihnen durch diese Phase hindurch und zu einem besseren Leben zu verhelfen. Und ich glaube allmählich, das bedeutet, dass Sie letzten Endes bei der Frau landen sollen, die … genau, die soeben eine rote Ampel überfahren hat, um uns nicht zu verlieren.«
»Warum haben Sie denn nicht rechtzeitig angehalten?«, schimpfte Vin und drehte ungehalten den Spiegel herum, so dass er Marie-Terese am Steuer sehen konnte.
Ihre Hände lagen fest auf dem Lenkrad, vor lauter Konzentration hatte sie die Augenbrauen zusammengezogen. Ihre Lippen bewegten sich kaum merklich, als sänge sie ein Lied oder spräche mit sich selbst, und er fragte sich, was von beidem es wohl war.
»Was hat es mit diesen Anfällen auf sich?«, hakte Jim nach. »Offenbar sind Sie davon nicht überrascht.«
Vin bog den Spiegel wieder zurück. »Haben Sie schon mal von einem Medium gehört?«
Jim sah ihn von der Seite an. »Ja.«
»Tja, ich kann in die Zukunft sehen, und manchmal verkünde ich auch Botschaften, wenn das passiert. Und dann gibt es da noch so das ein oder andere mehr. Also … jetzt wissen Sie’s. Und falls Sie denken, dass das ein verdammter Joke ist, dann seien Sie versichert, dass dem nicht so ist. Ich hab mir in der Vergangenheit alle Mühe gegeben, es loszuwerden, und dachte auch, ich hätte gewonnen. War wohl nichts.«
Da außer dem gleichmäßigen Brummen des Motors nichts zu vernehmen war, ergänzte er rau: »Sie kriegen Extrapunkte, weil Sie nicht gelacht haben.«
Jim zuckte nur die Schultern. »Hätte ich vielleicht vor ein paar Tagen noch getan. Jetzt sehe ich das etwas anders. Hatten Sie das schon immer?«
»Fing als Kind an.«
»Und … was haben Sie gesehen?« Da Vin sich offenbar nicht überwinden konnte, die Frage zu beantworten, murmelte Jim: »Alles klar, ich gehe mal davon aus, dass es keine Candlelight-Dinners und romantischen Strandspaziergänge waren.«
»Nicht ganz.«
»Was war es, Vin? Erzählen Sie es mir doch einfach. Sie und ich stecken sowieso zusammen in dieser Sache drin.«
Wut flackerte auf, heiß und heftig. »Schluss jetzt, ich hab Ihnen meinen gezeigt, jetzt zeigen Sie mir Ihren. Was zum Henker machen Sie …«
»Ich war tot. Gestern Nachmittag … Ich bin gestorben und wurde zurückgeschickt, um Menschen zu helfen. Sie sind mein erster.«
Jetzt war Vin an der Reihe mit Schweigen.
»Nun bekommen Sie wohl auch ein Sternchen ins Klassenbuch, weil Sie nicht gelacht haben«, stellte Jim fest. »Einigen wir uns doch einfach darauf, dass wir beide einen mordsmäßigen Sprung in der Schüssel haben, und gut is’. Ich muss Sie vor sich selbst retten, und ich habe da so eine Ahnung, dass nicht Devina die Lösung ist, sondern die Frau da in dem Wagen hinter uns. Also, warum kommen Sie nicht endlich mal zur Sache und erzählen mir, was Sie gesehen haben - denn ich hab nicht vor, gleich meinen ersten Einsatz zu vermasseln, und je mehr ich weiß, desto besser. Außerdem sollten wir vielleicht einfach mal mit dem blöden Siezen aufhören, wenn wir schon zusammen in dieser Scheiße sitzen. Einverstanden?«
Vin brummelte eine Art Einverständnis. Im Prinzip kam ihm Jim Heron nicht vor, als litte er unter Wahnvorstellungen, und da Vin mit diesem Freak-Quatsch selbst schon einige Erfahrungen gemacht hatte, konnte er dem, was der Kerl da von sich gab, ebenso gut mal vorläufig Glauben schenken, dachte er sich. Selbst wenn es genauso abwegig war wie … na ja, wie Vins Visionen
Weitere Kostenlose Bücher