Fallen Angels 01 - Die Ankunft
klaren Formen. Eine Frau in einem roten Kleid wurde von einem Mann in einem Smoking zu einem Flugzeug geleitet. Er kannte den Film nicht, aber in Anbetracht dessen, dass er die letzten zwanzig Jahre in einer Undercover-Spezialeinheit der Armee verbracht hatte, war das auch nicht verwunderlich - er hatte einfach keine Zeit fürs Kino gehabt.
Ein Blick in den Videotext, und Jim musste laut lachen. Pretty Woman handelte demnach von einer Prostituierten und einem Geschäftsmann. Er blickte zur Decke. »Da war ich wohl zuerst auf dem falschen Dampfer, was, Jungs?«
An diesem Abend waren Marie-Tereses Beine schwer und müde, als sie in die Kathedrale von St. Patrick ging, und der Weg zum Altar schien kilometerlang. Vor der vierten der Heiligenstatuen in ihrer Nische blieb sie stehen. Die lebensgroße Darstellung einer betenden Maria Magdalena war von ihrem Sockel entfernt worden, zweifellos, um sie von Staub und Weihrauchablagerungen zu reinigen.
Der Anblick dieser Lücke machte ihr bewusst, dass sie beschlossen hatte, Caldwell zu verlassen.
Es wurde langsam alles zu viel. In ihrer derzeitigen Lebenssituation konnte sie es sich nicht leisten, sich emotional an einen Mann zu binden, aber genau das passierte ihr bereits mit Vin. Von diesen beiden toten College-Studenten mal ganz abgesehen, würde noch mehr gemeinsam mit ihm verbrachte Zeit die Lage nicht gerade verbessern, und Marie-Terese war ein freier Mensch, sie konnte sich jederzeit wieder auf den Weg machen.
Das Knarren einer Tür hinter ihr schreckte sie auf, doch als sie sich umdrehte, war niemand in der Nähe. Wie üblich war die Kirche weitgehend leer, nur vorne saßen zwei Frauen mit schwarzen Schleiern, und ganz hinten ließ sich gerade ein Mann mit einer Baseballkappe der Red Sox auf die Knie nieder, um zu beten.
Die Schwere ihrer Entscheidung, Caldwell zu verlassen, erschöpfte Marie-Terese. Wo sollte sie hin? Was würde es kosten, sich eine neue Identität zuzulegen? Und Arbeit. Wie sollte sie das machen? Trez war einmalig in dieser Branche, und das Iron Mask war der einzige Ort, an dem sie sich vorstellen konnte, zu tun, was sie tat.
Aber wie sollte sie dann ihre Raten bezahlen?
Vor den beiden Beichtstühlen warteten bereits einige Leute, also reihte sie sich in die Schlange ein, lächelte kurz zur Begrüßung und hielt dann den Blick abgewandt, genau wie die anderen. So war es immer. Die Schuldbeladenen waren Gesprächen in der Regel abgeneigt, bevor sie die Beichte ablegten, und Marie-Terese fragte sich, ob sie wohl ebenfalls übten, was sie sagen würden, so wie sie es tat.
Egal, was die anderen zu beichten hatten, im Sündenwettbewerb würde Marie-Terese sie abhängen. Locker.
»Hallo.«
Sie blickte sich um und erkannte einen Mann aus dem Gebetskreis. Er gehörte zu den Stillen, so wie sie selbst, ein regelmäßiger Besucher, der aber nur selten den Mund aufmachte.
»Hallo«, gab sie zurück.
Er nickte knapp und starrte dann auf den Boden, die Hände fest gefaltet. Aus der Nähe bemerkte sie, dass er nach Weihrauch roch, und der kratzige, süße Geruch hatte etwas Tröstliches. Gemeinsam rutschten sie einen Platz weiter, als jemand in den Beichtstuhl ging … dann noch einmal einen Platz … und dann saß Marie-Terese ganz vorne in der Reihe.
Nachdem eine Frau mit roten Augen den dicken Samtvorhang beiseitegeschoben hatte, war Marie-Terese dran. Zum Abschied lächelte sie dem Mann aus dem Gebetskreis noch einmal zu und betrat dann den kleinen Raum.
Sobald sie die Tür geschlossen und sich gesetzt hatte, glitt das Holztürchen zur Seite und enthüllte das Profil des Priesters hinter dem vergitterten Fenster, das den Beichtvater vom Beichtenden trennte.
Marie-Terese schlug das Kreuz und begann dann leise: »Vergib mir, Vater, denn ich habe gesündigt. Meine letzte Beichte ist zwei Tage her.«
Dann zögerte sie, denn obwohl sie die Worte schon viele, viele Male gesagt hatte, fielen sie ihr immer noch schwer.
»Sprich zu mir, mein Kind. Erleichtere dein Gewissen.«
»Vater, ich habe … gesündigt.«
»Auf welche Weise?«
Wobei er das ganz genau wusste. Aber der Sinn der Beichte lag nun einmal im lauten Aussprechen der bösen Taten, ohne das konnte es keine Absolution geben, keine Erlösung.
Sie räusperte sich. »Ich habe … unrechtmäßig bei Männern gelegen. Ich habe Ehebruch begangen.« Denn einige von ihnen hatten Eheringe getragen. »Und … ich habe den Namen des Herrn missbraucht.« Nämlich als sie Vin auf dem Parkplatz des
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