Fallen Angels 02 - Der Dämon
Seite sein, aber das hieß nicht, dass er sich zu schade für Tätlichkeiten war. »Du hast mir versichert, er wäre der Belastung gewachsen. Versprochen hast du es mir, und ich habe dir geglaubt. Und wenn du denkst, es würde im Verlaufe des Wettstreits einfacher, dann bist du so verrückt, wie er aussieht.«
Edward hob den Arm und zog ihn zurück, als wollte er ihm einen Boxhieb versetzen. »Leck mich, Nigel ...«
Wie der Blitz stürzte Colin sich auf den Engel, rammte ihn von rechts, warf ihn zu Boden und hielt ihn mit dem Gesicht voran im hellgrünen Gras fest.
»Du schlägst ihn nicht, Freundchen«, knurrte Colin. »Ich weiß, dass du stinkig bist und Jim da rausholen willst, aber ich kann nicht zulassen, dass du Nigel eine zimmerst. Kommt nicht in Frage.«
Nigel warf einen Blick nach hinten zum Esstisch. Bertie und Byron sahen aus wie besorgte Vögel, die Hälse weit gereckt, die Arme an den Seiten hängend, die Augen groß. Tarquin hatte sich auf den Boden gelegt und die lange Schnauze unter das Tischtuch gesteckt, sodass er nichts sehen konnte.
Das Essen war jenseits von ruiniert. Und nicht nur, weil die Show hier drüben sich so dramatisch entwickelte: Nigel bekäme tatsächlich keinen Bissen hinunter. Diese Partie mit Devina schlug eine ganz schlechte Richtung ein ... und ihm waren durch die Regeln die Hände gebunden.
»Lass mich los«, grunzte Edward.
Colin war zwar acht oder zehn Kilo leichter als der andere Engel, aber er hatte eine ungeheure sehnige Kraft. »Du bist jetzt schön brav, Freundchen. Halt die Fäuste still, sonst gibt es noch einen Anschiss.«
»Ist ja gut.«
Letzteres klang nicht wie eine Kapitulation, aber Colin sprang trotzdem auf - wahrscheinlich weil er wusste, dass er Edward jeder Zeit wieder überwältigen konnte, wenn nötig.
Edward wischte sich die Grashalme ab, die wie Lametta an seiner Lederjacke klebten. »Nur, weil Jim das überleben kann, ist es noch lange nicht fair.«
Damit löste er sich in Luft auf.
Im Geiste heftig fluchend, betrachtete Nigel den langsam verschwindenden Abdruck von Edwards schwerem Körper im Gras.
»Sie haben nicht ganz Unrecht«, meinte Colin schroff. »Und die alte Schlampe spielt nicht fair.«
»Jim hat sich ihr freiwillig ausgeliefert.«
»In einer Situation, die sie eingefädelt hat. Es ist nicht richtig, und das weißt du auch.«
»Willst du etwa, dass wir den Sieg aufs Spiel setzen?« Nigel sah ihn an. »Sollen wir deswegen verlieren?«
Colin klopfte sich das Gras von den Handflächen. »Scheißdreck. Verdammter Scheißdreck.«
Nigel senkte den Blick wieder auf den kaum noch erkennbaren Körperabdruck in seinem Rasen. »Ganz deiner Meinung.«
Einunddreißig
Der Weinkeller war kein Ort, an dem Grier sich häufig aufhielt. Erstens lohnten die Zwanzigdollarflaschen Chardonnay, die sie sich abends ins Glas goss, kaum den Weg die Treppe hinunter und wieder hoch. Zweitens hatte der Raum mit seiner Banktresortür, der niedrigen Decke und den Regalen rund um die Wände immer etwas von einem Gefängnis.
So auch jetzt ... Als ihr Vater die Tür hinter ihnen zuzog, schrumpfte Isaacs Kleiderschrankstatur den Keller optisch auf die Größe einer Kleenexschachtel, und Grier hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
In der Mitte stand ein polierter Tisch, und Grier zog einen der vier Stühle heraus. Als Isaac sich ihr gegenüber hinsetzte, musste sie unwillkürlich an ihre erste Begegnung im Gefängnis denken: Es war genau wie hier gewesen, sie beide einander am Tisch gegenüber.
Nur, dass Grier jetzt, obwohl keiner von beiden Handschellen trug, den Eindruck nicht abschütteln konnte, dass sie beide aneinandergefesselt waren ... und dass die Korken all der Flaschen um sie herum ein Erschießungskommando unmittelbar vor dem Befehl zum Feuern waren.
Mein Gott, als er damals zu ihr in den Raum geführt worden war, hatte sie ja keine Ahnung gehabt, worauf sie sich einließ.
Andererseits, wann wusste man das schon? Während die Menschen durch ihren Alltag trotteten, konnten manchmal spontane Entscheidungen und zufällige Ereignisse eine Art Zentrifugalkraft entfalten, die einen komplett einsaugte und dann an einem völlig anderen Ort wieder ausspuckte.
Selbst wenn man seine eigene Wohnung nie verließ.
Ihr Vater saß der Tür am nächsten und verschränkte die Hände ineinander, als er die Ellbogen auf die Tischplatte stützte.
»Hier unten sind wir sicher.« Er deutete mit dem Kopf auf den Belüftungsschacht oben an der Decke, in
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