Fallen Angels 02 - Der Dämon
er hatte Recht. Ich war kein Bauer. Wie sich herausstellte, hatte die Regierung sKillerz online überwacht und war so auf mich gestoßen.«
»Was hat dich dazu gebracht, dann für sie ... zu arbeiten?«
Hübscher Euphemismus.
»Ich wollte aus Mississippi weg. Schon immer. Zwei Tage nach dem Gespräch bin ich von zu Hause abgehauen und habe bis heute keine Lust verspürt, zurückzukehren. Und diese Leiche war die eines Jungen, der mit dem Motorrad von der Straße abgekommen war. Zumindest haben sie mir das erzählt. Sie haben meinen Ausweis und meine Honda mit seinen Sachen vertauscht, und das war's.«
»Was ist mit deiner Familie?«
»Meine Mutter ...« Okay, jetzt musste er sich echt räuspern. »Meine Mutter hatte uns schon verlassen, bevor sie starb. Papa hatte fünf Söhne, aber nur zwei mit ihr. Ich bin weder mit ihm noch mit meinen Brüder je klargekommen, deshalb war es kein Problem, zu gehen - und heute würde ich auch nicht mehr zu ihnen wollen. Vorbei ist vorbei, das ist okay so.«
In diesem Augenblick hörten sie die Haustür schlagen, und ihr Vater rief aus dem Flur: »Hallo?«
»Wir sind hier hinten«, antwortete lsaac, weil er nicht glaubte, dass Grier es tun würde: Sie wirkte plötzlich zu beherrscht, um zu sprechen.
Als ihr Vater in die Küche trat, war er das genaue Gegenteil von seiner Tochter: Childe war völlig derangiert, das Haar zerzaust, als hätte er mit den Händen daran gerissen, die Augen rot gerändert und glasig, der Mantel hing schief.
»Hier sind Sie«, sagte er in ängstlichem Tonfall zu lsaac. Was darauf hindeutete, dass der Psychotrick, den Jims Kumpel vor dem Haus abgezogen hatte, nicht nur Show gewesen war.
Nicht übel, dachte lsaac.
»Ich hab ihm nicht gesagt, warum er herkommen soll«, erklärte Grier. »Das schnurlose Telefon ist nicht sicher.«
Schlau. So verdammt schlau.
Und da sie weiterhin schwieg, beschloss lsaac, dass er sich besser ans Steuer setzte. An Griers Vater gewandt, begann er: »Wollen Sie immer noch aussteigen?«
Childe sah seine Tochter an. »Ja, aber ...«
»Was, wenn es einen Weg gäbe, bei dem ... niemandem« - sprich: Grier - »etwas passieren könnte?«
»Es gibt keinen. Seit zehn Jahren suche ich danach.«
»Haben Sie jemals daran gedacht, Matthias hochgehen zu lassen?«
Griers Vater wurde stocksteif und starrte in Isaacs Augen, als versuchte er, in die Zukunft zu sehen. »Im Sinne von ...«
»Jemandem dabei helfen, sich zu stellen und alles auszuplaudern, was er über diesen Drecksack weiß.« Mit einem Seitenblick auf Grier ergänzte lsaac: »Entschuldige meine Ausdrucksweise.«
Childe verengte die Augen, aber die Blinzelei war nicht abweisend oder misstrauisch gemeint. »Sie meinen, eine offizielle Zeugenaussage?«
»Wenn das erforderlich ist, ja. Oder eben den Kerl über inoffizielle Kanäle ausschalten. Wenn Matthias nicht mehr an der Macht ist, dann ist jeder« - sprich: Grier - »in Sicherheit. Ich habe mich bei ihm gemeldet, aber ich möchte noch einen Schritt weitergehen. Und meiner Ansicht nach wird es höchste Zeit, dass die Welt mal eine klarere Vorstellung davon bekommt, was er so treibt.«
Childe sah zwischen ihm und Grier hin und her. »Alles. Ich tue alles, um diesen Dreckskerl zu erwischen.«
»Richtige Antwort, Childe. Richtige Antwort.«
»Und ich kann ebenfalls aussagen ...«
»Nein, das geht nicht. Das ist meine einzige Bedingung. Arrangieren Sie die Treffen, sagen Sie mir, wo ich hinmuss, und dann verschwinden Sie von der Bildfläche. Ich mache nur mit, wenn Sie damit einverstanden sind.«
Er ließ den guten alten Papi protestieren und beobachtete unterdessen Grier aus dem Augenwinkel. Sie sah ihren Vater an, und obwohl sie nichts sagte, hatte lsaac den Eindruck, dass die große Eiszeit ein bisschen abflaute: Es war schwer, ihrem alten Herrn keinen Respekt zu zollen, denn das mit dem Aussagen war ihm todernst - wenn er die Gelegenheit bekäme, wäre er bereit, alles zu erzählen, was er wusste.
Leider, leider konnte er sich das nicht aussuchen. Wenn Isaacs Plan in die Hose ginge, durfte Grier nicht noch den einzigen Angehörigen verlieren, der ihr geblieben war.
»Sorry«, beendete lsaac den Widerspruch. »Aber so wird es gemacht - weil wir nicht wissen, wie es laufen wird, und ich Sie brauche ... lebendig brauche, wenn alles vorbei ist. Ich möchte, dass Sie so wenige Fingerabdrücke wie möglich in der ganzen Angelegenheit hinterlassen. Sie stecken schon viel tiefer drinnen, als mir recht ist. Ihr
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