Fallen Angels 02 - Der Dämon
Engel.«
Zweiunddreißig
Das hier funktionierte nicht.
Tief unten im Anus der Hölle, wo sie ihre in Fliegenpapierwänden gefangenen Seelen aufbewahrte und die reglose Luft vom öligen Ächzen ihrer Diener hallte, litt Devina an einem ernsten Anfall von Frustration.
Weshalb sie auch alle anderen fortgeschickt hatte.
Sie betrachtete das auf ihren Tisch geschnallte Stück Fleisch. Im Kerzenschein konnte man sehen, dass Jim Heron wie ein Bild von Jackson Pollock mit Blut und schwarzem Wachs und diversen anderen Flüssigkeiten bekleckst war, und er hatte Mühe, durch seine geschwollenen, aufgeplatzten Lippen zu atmen. Auf seinem Bauch prangte ein wilder Zickzackkurs von Schnitten, die sie mit ihren eigenen Klauen gezogen hatte, und seine Oberschenkel waren ebenfalls mit ihrem Namen und ihren Symbolen gekennzeichnet.
Sein Schwanz war so heftig missbraucht worden, dass er genauso wund wie der ganze Rest seines Körpers war.
Und trotzdem hatte er nicht geschrien oder gebettelt oder auch nur die Augen geöffnet. Keine Flüche, keine Tränen, Nichts.
Sie war nicht sicher, ob sie sauer auf sich selbst und ihre Günstlinge sein sollte, weil sie ihn nicht heftig genug bearbeitet hatten ... oder sich in den Mistkerl verlieben sollte.
So oder so war sie wild entschlossen, ihn kleinzukriegen. Die Frage war nur, wie.
Sie wusste natürlich, dass es grundsätzlich zwei Wege gab, jemanden zu brechen. Der erste war der Zugriff von außen: Man schnippelte und schabte an Haut, Knochen und Geschlecht herum, bis der physische Schmerz und die Erschöpfung und die Scham den inneren Kern schmolzen. Der zweite Weg funktionierte genau umgekehrt: Man suchte den inneren Riss und klopfte mit einem metaphorischen Hammer darauf herum, bis alles zerbröckelte.
Devina reichte normalerweise die erste Methode, bei all dem Werkzeug, das ihr zur Verfügung stand - und es machte auch mehr Spaß, weswegen sie immer damit begann. Die zweite war etwas kniffliger, wenn auch auf ihre Weise nicht weniger befriedigend. Alle Menschen hatten Schlüssel, um ihre inneren Türen zu öffnen; man brauchte nur nach dem einen zu suchen, der Zugang zu Kopf und Herz des jeweiligen Individuums verschaffte.
In Jim Herons Fall ... tja, es war klar, dass er ihr einiges abverlangte. Wodurch ihr guter Adrian Konkurrenz für den Status »Lieblingsspielzeug« bekam.
Was nehmen, was nehmen ...?
Seine Mutter. Seine Mutter wäre prima, aber die Echte bekäme Devina nicht in die Finger, und möglicherweise wäre Jim schlau genug, um zu merken, dass sie trickste.
Zum Glück gab es noch eine andere Lösung, die zufälligerweise in ihrer Macht stand.
Außerhalb des Scheins der Kerzen, gefangen in Devinas heimtückischen Wänden, krümmten sich die Seelen derer, die sie erobert hatte. Hände und Gliedmaßen, Füße und Köpfe kamen sich windend und schlängelnd in Sicht, ohne aber je die Oberfläche zu durchbrechen; die Gemarterten suchten unablässig nach einem Weg aus ihrem Gefängnis.
Die Befriedigung, ihre Sammlung um sich zu sehen, lenkte Devina ab, machte sie aber auch hungrig: Sie musste Jim unter ihren Trophäen haben. Wollte ihn sich unbedingt, verzweifelt einverleiben. Anfangs war es einfach nur das übliche Spiel gewesen; jetzt, nach dieser Sitzung, war es so viel mehr als das.
Sie wollte ihn besitzen.
Als sie sich jetzt wieder auf sein Gesicht konzentrierte, fand sie seinen ruhigen Ausdruck fast unbegreiflich. Wie ein Mann so viel aushalten konnte ... und dabei keine Miene verzog. Und keine Angst vor dem hatte, was noch käme.
Dem allerdings konnte sie abhelfen.
Und sie bildete sich ein, dass diese Kraft in ihm dem Anteil seiner Veranlagung entstammte, den er von ihr hatte. Diese rührseligen Engel mit ihrer selbstgerechten Moral und ihrer ewigen Missbilligung - schwach, so schwach. Genau deshalb wollte sie auch nicht nur gegen Nigel gewinnen, weil sie dann über Erde und Himmel und alles zwischen Sonne und Mond herrschen konnte ... sondern auch, weil es einen Tritt in den Arsch bedeutete, von diesem Haufen Jammerlappen geschlagen zu werden.
Jim hingegen ... war besser. In seinem Kern war er ihr viel ähnlicher.
Was für eine Tragödie, dass sie ihn schon bald wieder auf die Erde schicken müsste. Aber das Match musste ja trotz allem wieder aufgenommen werden. Bevor er aber ging, wollte sie unbedingt noch etwas Bleibendes auf ihm hinterlassen, ihm einen Vorgeschmack auf die künftige, die ewige Hölle geben. Die Wunden in seiner Haut gingen schließlich
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