Fallen Angels 02 - Der Dämon
Geschwister sich fragten, ob der Mensch, der ihnen genommen worden war, tot war oder noch lebte, womöglich Schmerzen litt.
»Großer Gott«, flüsterte er.
Und er war früher ein Teil davon gewesen. Von einer weltweiten Perspektive aus betrachtet, hatte er Verbrechen begangen, die Löcher in anderer Menschen Leben gerissen hatten. Gut, der Großteil seiner Zielpersonen waren böse Männer gewesen, aber er wusste, dass viele von ihnen Familien gehabt hatten, und fragte sich jetzt, was er hinterlassen hatte. Selbst wenn das Familienoberhaupt den Tod verdiente, was für Kettenreaktionen hatte er möglicherweise ausgelöst? Denn einige seiner Zielpersonen waren berühmt dafür gewesen, ihre Kinder zu lieben - sie mochten ja Feinde mit in politischer Hinsicht gefährlichen Ressourcen gewesen sein, aber zu Hause waren sie keine Dreckskerle gewesen.
»Scheiße, Hund ...« Es war ein Schnüffeln zu vernehmen, dann stieß eine kalte, feuchte Nase gegen seine Hand. »Ja, fangen wir an, uns durch den ganzen Kram zu wühlen.«
Hund hob seinen struppigen Kopf und gähnte so herzhaft, dass er dabei ein Geräusch wie ein quietschendes Scharnier ausstieß. Dann prustete er erneut, setzte sich auf Jims Schoß zurecht, klappte die Pfötchen ein und entspannte sich.
Jim versuchte, das Fell glatt zu streichen, das durch das erneute Zusammenrollen in Unordnung geraten war, aber das war vergebliche Liebesmüh; Hunds Fell war einfach zu borstig. Das alberne Tierchen sah immer aus, als wäre er von einem Trupp Bonnie-Tyler-Fans geföhnt und dann mit vier Dosen Haarlack eingesprüht worden.
Gesichter ... Namen ... Geschichten ...
Als ein Stöhnen von nebenan durch die Tür drang, musste er an seinen letzten eigenen Sex denken, und ihm wurde schlecht. Allein die Vorstellung, dass er in seinem Feind gekommen war, reichte aus, um seinen Schwanz auf Befehlsverweigerungsgröße zu schrumpfen.
Zu wissen, dass die anderen beiden sie auch ...
Anfangs war die Empfindung schwer einzuordnen. Irgendetwas ... stimmte einfach nicht. Und dann ballte sich das vage Gefühl von Ratlosigkeit in seinem Nacken zusammen, bis er davon überzeugt war, dass hinter seinem Kopf kalte Luft ausgeatmet wurde.
Er riss den Kopf herum, aber da war niemand. Das Frösteln allerdings hörte nicht auf, rann seine Wirbelsäule hinab, verwandelte sich in eine Armee von Ameisen, die über seinen Rücken wimmelte.
Jim stand auf und setzte Hund auf den Teppich.
Isaac, dachte er. Isaac und Grier ...
Das Haus ...
Der Zauber, der über dem Haus lag.
In einem Atemzug war er aus dem Hotel und zurück in Beacon Hill, wo er im Garten hinter dem Haus landete. Die Beschwörung war noch intakt, das Äußere des Gebäudes leuchtete noch, aber nun, da er in Reichweite war, wusste er, dass es richtig gewesen war, herzukommen.
Devina war hier. Er konnte ihre böse, parasitäre Gegenwart spüren.
Und doch machte alles einen ruhigen Eindruck: Die Küche hinter der Fensterfront lag im Dunklen, nur ein Flurlicht gab etwas Licht ab. Keine Schatten regten sich, keine Alarmanlage kreischte, keine Schusswaffen knallten, niemand schrie.
Mit einem mächtigen Schlag seiner Flügel erhob Jim sich auf den Balkon im zweiten Stock und landete lautlos. Er hielt sich unsichtbar für menschliche Augen, stellte sich vor die Flügeltür und spähte hinein. Die blonde Anwältin lag, mit dem Gesicht zu einem kleinen Fernseher gewandt, auf der Seite im Bett und sah aus, als schliefe sie.
Dem Anschein nach ging es ihr gut.
Alles schien in bester Ordnung zu sein, soweit er das überblicken konnte. Klar, er spürte den Geist, der dort unterwegs war - aber der war keine Gefahr für sie oder lsaac ...
Trotzdem schlug der Alarm in seiner Wirbelsäule immer noch an, und er war geneigt, dem mehr Glauben zu schenken als der Illusion von »alles paletti«. Er machte einen Schritt durch die Glastür und stand mitten im Raum, bereit zum Eingreifen.
Immer noch war alles normal, keinerlei Geräusche ...
Stirnrunzelnd lief er am Bett vorbei und durch die geschlossene Tür gegenüber. Am Treppenabsatz im Flur blieb er stehen, und sofort wurde die Ameisenarmee auf seinem Rücken völlig wild, das Kribbeln so intensiv, dass es seinen ganzen Körper in eine Stimmgabel verwandelte. Er trabte die Treppe hinunter und wusste jetzt, dass er die richtige Richtung eingeschlagen hatte, da die Empfindung noch intensiver wurde - und dann huschte er in das Zimmer, in dem lsaac lag.
Und fand die Störung.
Sein
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