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Fallen Angels 03 - Der Rebell

Titel: Fallen Angels 03 - Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Hindernisparcours, für den man eigentlich Wanderstiefel brauchte – nur gut also, dass Regenbekleidung und ein Spurensicherungskoffer für Notfälle nicht die einzige Ausrüstung waren, die Reilly vorsorglich in ihrem Kofferraum aufbewahrte. Und auch gut, dass der Regen aufgehört hatte, denn sonst wäre das Unterfangen einfach mörderisch gewesen. So waren immerhin die Oberflächen der Felsen inzwischen in der Sonne getrocknet und boten einigermaßen sicheren Halt. Die Pfützen und der Matsch an den tiefer gelegenen Stellen hielten sie schon genug auf.
    »Warst du schon einmal hier?«, fragte Veck, nachdem er neben ihr gelandet war. Wie üblich hatte er zu wenig Kleidung an …
    Halt, das musste man anders formulieren, dachte sie: Wie üblich war er nicht warm genug angezogen, und seine Fußbekleidung war eher bürotauglich als fit für ein Abenteuer. Nicht, dass ihn das zu stören schien: Obwohl seine Schuhe unter Garantie ruiniert waren und seine Windjacke gegen die frische Brise ungefähr so gut isolierte wie ein Blatt Papier, ließ er sich nichts anmerken, so als fühlte er sich pudelwohl.
    Andererseits gerieten sie auch ganz schön ins Schwitzen.
    Moment, wie war noch die Frage gewesen …?
    »Wie die meisten Menschen hier kenne ich den Steinbruch seit jeher.« Sie warf einen Blick zum Rand hoch. »Aber ich bin zum ersten Mal hier. Junge, Junge, es sieht hier aus, als hätte jemand einen Riesenbrocken aus der Erde gerissen.«
    »Ein großer Jemand.«
    »Angeblich wurde der Krater von einem Gletscher geschaffen.«
    »Entweder das, oder Gott war Golfer, und das angepeilte Loch lag in Pennsylvania.«
    Sie lachte kurz auf. »Ich persönlich würde eher auf prähistorisches Eis tippen. Tatsächlich heißt es nur ›Steinbruch‹, aber es war noch nie einer, es sieht nur so aus.«
    Sie kletterten auf einen weiteren Felsen, sprangen wieder herunter und kämpften sich auf den dunklen Schlund der Höhle zu, die Reilly entdeckt hatte. Diese hier sah größer aus als die anderen, die sie bereits untersucht hatten, und aus der Nähe wirkte der Eingang hoch genug, um ihn, ohne sich bücken zu müssen, betreten zu können – wobei Vecks Schultern unmöglich durchpassen würden, wenn er nicht seitwärts ging.
    Sie hielt die Taschenlampe hinein, doch das Licht offenbarte nur eine Felswand und Erdboden. Und dann war da noch dieser Mief. Feucht und muffig. Sie stanken alle gleich, als hätte der ganze Steinbruch überall ein und denselben Körpergeruch.
    »Nichts«, sagte sie. »Aber ich kann das Ende nicht sehen.«
    »Ich gehe ein Stück hinein.«
    Jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt gewesen, um die moderne Frau zu geben und ihm ein Vergiss es, das mach ich schon selbst hinzuknallen. Aber der Himmel mochte wissen, was da drin war, und sie war keine große Freundin von Fledermäusen. Bären. Schlangen. Spinnen.
    Die freie Natur war der eine Bereich, wo sie ganz zum Weibchen mutierte.
    Also trat sie beiseite. Veck drehte sich zur Seite und quetschte sich durch den schmalen Spalt. Dass sein Brustkorb selbst quer nur knapp hindurchpasste, erinnerte sie daran, wie gut sie seinen Körper schon kannte.
    Rasch wandte sie den Kopf ab und suchte nach dem nächsten Ziel. Verzweifelt.
    »Nichts«, murmelte Veck, als er wieder auftauchte und ein rotes X auf den Stein sprühte.
    »Warte mal, du hast da …« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und strich ihm die Spinnwebe aus den Haaren. »So, jetzt kannst du dich wieder sehen lassen.«
    Blitzschnell hielt er ihre Hand fest, als sie sich umdrehen wollte.
    Sie zuckte überrascht zusammen und blickte sich hektisch um, aber er sagte: »Keine Sorge, niemand kann uns sehen.«
    Das stimmte wohl: Sie standen zwischen drei gewaltigen Steinbrocken. Doch das war nicht gerade ideal, denn Privatsphäre war nicht das, was sie brauchten. Sondern Scheinwerfer. Eine Bühne. Vor den Mund geschnallte Megafone …
    »Hör mal, ich weiß, das macht man nicht«, murmelte er mit einer Stimme, die ihr Herz noch stärker zum Pochen brachte. »Aber was Kroner da gesagt hat – dass er mich kennt?«
    Erleichtert atmete Reilly auf. Gott sei Dank ging es nicht um sie beide. »Ja?«
    Veck ließ sie los und lief im Kreis herum. Dann holte er eine Zigarette aus der Tasche, zündete sie an, blies den Rauch von ihr weg. »Ich glaube, in gewisser Beziehung habe ich davor die allermeiste Angst.«
    Jetzt kam Reilly sich blöd vor, weil sie gleich ausgeflippt war, und lehnte sich an die sonnengewärmte Flanke eines Felsens.

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