Fallen Angels 03 - Der Rebell
etwas abseits und machte keinen Hehl aus seiner Ankunft, sondern ging einfach auf die zusammengedrängte Gruppe von Männern und Frauen sowie Suchhunden zu.
De la Cruz löste sich aus der Mitte des Pulks und ging Veck entgegen. Seine dauergrimmige Miene zuckte nicht einmal ansatzweise. Andererseits konnte er so wahnsinnig überrascht nicht sein, und Vecks Anwesenheit hier war nicht unbedingt willkommen.
»Na so was, du hier?«, murmelte de la Cruz. Doch er streckte ihm die Hand entgegen.
»Das Gelände ist ja riesig.« Sie schüttelten einander die Pranken. »Ihr könnt bestimmt Hilfe gebrauchen.«
Der Steinbruch war locker eineinhalb Kilometer breit und einen knappen Kilometer tief und ähnelte eher einer natürlichen Formation als den Überresten des Tagebaus. Drei seiner Wände fielen steil ab; die vierte im Süden war ein gefährlich aussehender Abhang voller Felsbrocken, dornigem Gestrüpp … und vielen, vielen dunklen Löchern, die Höhlen sein mussten.
»Also, lässt du mich mitarbeiten?«, wollte Veck wissen.
»Wo ist deine Partnerin?«
»Kommt gleich.«
De la Cruz warf einen Blick zurück auf seine Kollegen. »Wir rücken hier nur mit einer kleinen Truppe an, weil wir keine Aufmerksamkeit erregen wollen. Wenn die Presse Wind von der Sache bekommt, kriegen wir einen Heidenspaß mit den ganzen Gaffern.«
»Ist das ein ›Ja‹?«
De la Cruz sah ihm scharf in die Augen. »Du fasst nichts an, und du gehst erst raus, wenn Reilly hier ist.«
»Geht in Ordnung, Boss.«
»Komm schon – du kannst dich genauso gut gleich an der Planungsphase beteiligen.«
Jims alte Wohnung war weder besonders alt noch im eigentlichen Sinne seine.
Er hatte die Garage und das darüber gelegene Einzimmerapartment bei seinem Umzug nach Caldwell von einem uralten Burschen in einer Butler-Livree gemietet, und als er es vor ungefähr einer Woche verlassen hatte, dachte er, es wäre zum letzten Mal: Sein früherer Chef, Matthias, der Drecksack, hatte ihm im Nacken gesessen, und er war auf dem Weg nach Boston gewesen, um die nächste Schlacht mit Devina zu schlagen.
Aber was war seitdem schon nach Plan gelaufen? Matthias war von der Bildfläche verschwunden, Jim nach Caldwell zurückgekehrt, und er und Adrian brauchten einen sicheren Unterschlupf.
Hallo, altes Haus, sozusagen … Und er konnte nur beten, dass der Eigentümer noch nicht durch die Wohnung gegangen und Miete und Schlüssel gefunden hatte, die er ihm hingelegt hatte.
Als er mit seinem Ford F 150 in die lange Auffahrt einbog, vergewisserte er sich im Rückspiegel, dass Adrian auf der Harley noch hinter ihm war – ja, war er. Zusammen fuhren sie an dem leeren, aber tipptopp gepflegten Bauernhaus des Eigentümers vorbei und durch eine sanft hügelige Wiese, die gute acht Hektar groß sein musste. Jims Garage lag weit abgelegen auf dem Gelände und war früher vermutlich zur Aufbewahrung von Mähern und landwirtschaftlichen Geräten verwendet und im ersten Stock von einem Verwalter bewohnt worden. Als er sie angemietet hatte, hatte er den Eindruck gehabt, die Wohnung stünde schon länger leer.
Er hielt genau vor dem großen Tor, stieg aus und warf sich mit seinem gesamten Gewicht gegen einen der Griffe. Ob sie wohl –
Das Tor polterte auf und enthüllte einen blitzblanken Betonfußboden und eine Decke aus unbehandelten Balken, die locker hoch genug für einen Pferdeanhänger war.
Jim setzte sich wieder ans Steuer und rollte langsam hinein. Adrian folgte ihm, parkte seine Harley und zog das Garagentor hinter ihnen zu. Sobald das graue Tageslicht ausgesperrt war, stellte Jim den Motor ab, öffnete seine Tür und …
Der saubere, frische Duft von Blumen durchdrang die Luft. So intensiv, dass er beinahe würgen musste, obwohl der Geruch an sich angenehm war.
Wortlos stellten er und Adrian sich auf je eine Seite des Pick-ups. Die Plane, die sie vor einer Stunde im Baumarkt gekauft hatten, war mit einem halben Dutzend Expanderseilen gesichert, die sie jetzt eins nach dem anderen aushakten. Dann rollten sie die dicke blaue Abdeckung hoch, unter der der in Leintücher gewickelte Körper lag, den sie so vorsichtig transportiert hatten.
Nicht lange, nachdem Jims Zorn die Fenster der Bank gesprengt hatte, hatten sie die Lobby verlassen und Eddie mitgenommen – was nicht weiter mühsam gewesen war, wie sich herausstellte; zumindest nicht physisch. Nach dem Tod war der Körper so leicht wie eine Feder gewesen, als hätte die entscheidende Masse die Hülle aus Haut und
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