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Fallen Angels 03 - Der Rebell

Titel: Fallen Angels 03 - Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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weiß ich, weil ich sie gefunden habe.«
    Reilly blieb die Luft weg, sie legte eine Hand um ihre Kehle und machte instinktiv einen Schritt rückwärts … stieß aber nur gegen den Fels, an dem sie gelehnt hatte.
    »Ja …«, sagte er. »Das ist meine Familiengeschichte.«
    Genau so verdrehte man einer Frau den Kopf, dachte Veck, als Reilly kreidebleich wurde und vor ihm zurückzuweichen versuchte.
    Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und stieß den Rauch in die andere Richtung aus. »Ich hätte nicht davon sprechen sollen.«
    Reilly schüttelte den Kopf – vielleicht um ihn wieder klar zu bekommen. »Nein … nein, ich bin froh darüber. Es hat mich nur ein bisschen …«
    »Geschockt. Klar. Und das ist nur einer von vielen Gründen, warum ich über den Mist nicht gerne rede.«
    Sie strich sich eine Strähne aus den Augen. »Aber ich meinte das vorhin ernst: Du kannst mit mir reden. Ich möchte, dass du mit mir redest.«
    Er war sich nicht so sicher, ob sie noch das Gleiche sagen würde, wenn er fertig war; aber trotzdem machte er den Mund auf.
    »Meine Mutter war sein dreizehntes Opfer.« Mann, wie er die Kerle beneidete, deren »schlimme Vergangenheit« sich auf Sauforgien mit Trichter, die Verunstaltung öffentlichen Eigentums oder vielleicht das Pissen in einen fremden Benzintank beschränkte. »Ich habe mit ein paar Freunden im Sommer Urlaub in einer Ferienwohnung auf Cape Cod gemacht. Es war der letzte Abend, alle anderen waren schon nach Hause gefahren, daher war ich allein im Haus. Er brachte sie dort hin, ins Wohnzimmer und tat es da. Hinterher muss er nach oben gekommen sein und nach mir gesehen haben – als ich aufwachte, waren zwei blutige Fingerabdrücke auf dem Türrahmen. Das war der einzige Hinweis, dass etwas Schlimmes passiert war. Er hatte meiner Mutter Isolierband über den Mund geklebt, deshalb habe ich nichts gehört.«
    »O … mein Gott …«
    Erneut zog er lang an seiner Zigarette und sprach dann durch den ausgestoßenen Rauch. »Und weißt du, selbst damals habe ich zuerst meine eigenen Hände untersucht, als ich die roten Abdrücke auf dem Holz entdeckte. Da war nichts, also bin ich ins Bad gerannt, hab die Handtücher gecheckt, meine Klamotten – genau wie bei Kroner neulich. Und dann erst fiel mir ein … Scheiße, das Opfer. Ich habe die Polizei angerufen und hatte sie noch am Telefon, als ich nach unten ging.«
    »Du hast sie gefunden.«
    »Ja.« Er rieb sich die Augen, um die Bilder von rotem Blut auf einem billigen blauen Teppich zu verscheuchen, von einem Herz aus menschlichen Eingeweiden. »Ja, das habe ich, und ich wusste , dass er es war.«
    Weiter konnte er nicht gehen, weder bei ihr noch bei sich selbst. Die Erinnerung war so lange verdrängt worden, dass er schon gehofft hatte, sie wäre – auf eine vernünftige, eher heilsame Weise – verwest. Aber nein. Der Anblick, der sich ihm damals geboten hatte, war immer noch in grelle Farben getaucht, als hätten die Schwaden von Panik und Entsetzen, die er damals empfunden hatte, alles an dem mentalen Foto gedämpft und verzerrt, nur nicht dessen Leuchtkraft.
    »Ich habe einiges über deinen Vater gelesen, wir hatten seinen Fall an der Uni«, sagte Reilly leise.
    »Er war ein beliebtes Thema.«
    »Aber da war nie die Rede von …«
    »Ich war siebzehn, also noch minderjährig, und meine Mutter hatte nicht denselben Nachnamen wie ich, also hättest du es daraus nicht ablesen können. Komisch, das war das erste Mal, dass die Polizei mit meinem Vater über ein Opfer sprach. Selbstverständlich glaubten sie ihm, dass er untröstlich wäre – er war, weiß Gott, hervorragend im Vortäuschen von Emotionen. Und die Abdrücke auf dem Türrahmen? Natürlich hatte er Latexhandschuhe getragen, also half das auch nicht weiter.«
    »Es tut mir so leid.«
    Veck wurde still, aber nicht für lange. »Ich sah ihn nicht oft. Und wenn er dann doch mal vorbeikam, verschwand meine Mutter mit ihm. Sie konnte nie genug von ihm bekommen – er war ihre Lieblingsdroge, das Einzige, was zählte, das Einzige, woran sie dachte. Rückblickend bin ich mir ziemlich sicher, dass er ihre Verzweiflung gesteuert hat, und früher hat mich das stinksauer gemacht – bis mir klar wurde, was er war, und ich begriff, dass sie nie eine Chance hatte. Was seine Seite der Dinge betrifft, vermute ich mal, dass ihn der Scheiß amüsiert hat, aber das Spiel nach einer Weile langweilig wurde.«
    An dieser Stelle bremste er ab, wie ein Sprinter, der die Distanz

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