Fallen Angels 03 - Der Rebell
Lichtstreifens … der in die Höhle hinter ihm führte.
Tief in ihrem dunklen Bauch blitzte etwas auf.
»Ach du Schande«, flüsterte Jim, eine Vorwarnung durchlief ihn wie ein kalter Guss.
Er holte tief Luft und lief in die zerklüftete Öffnung. Nicht nö tig, zur Seite zu treten, um Helligkeit hereinzulassen; der Lichtstrahl fiel einfach durch ihn hindurch, als wäre er gar nicht da.
Der Höhleneingang war relativ groß, etwa zwei Meter hoch und vielleicht einen Meter breit, obwohl sich angesichts einer Biegung im Inneren, fast unmittelbar hinter der Öffnung, die Frage stellte, was die Spiegelung verursacht hatte.
Gefolgt vom Sonnenlicht trat Jim ein und musste an Hund und seine ruhige, tröstliche Gesellschaft denken. Er hielt sich nicht lange mit Überlegungen auf, wie die Lichtquelle sich um die Ecke biegen konnte oder warum sie ihn zu leiten schien …
»Oh … Gott …« Er musste sich an der Felswand abstützen, um nicht umzukippen, als er sah, was das Licht aus der Dunkelheit gezogen hatte: Ganz hinten in der Höhle lag, in eine Plane gewickelt, ein Körper.
Auf dem Boden.
Wie entsorgter Müll.
Der leuchtende Strahl sammelte sich über dem einen Ende des Bündels, und nun entdeckte Jim die Haarsträhne.
In sauberem Zustand wäre sie blond gewesen.
Er schloss die Augen und sackte gegen die raue Seitenwand der Höhle. Das Gefühl, dass so viel – Scheiße, vielleicht sogar alles – auf diesen einen Moment hingeführt hatte, gellte wie ein Signalhorn in seinem Kopf, hörte nicht auf, machte ihn taub.
Es gibt keine Zufälle , hörte er Nigel sagen.
Da landete eine Hand auf seiner Schulter, und er wirbelte herum und zog gleichzeitig seinen Kristalldolch.
Doch er ließ die Waffe sofort wieder sinken. »Herrgott noch mal, Adrian – willst du erstochen werden?«
Schlechte Frage an einem Tag wie diesem.
Der andere Engel antwortete nicht. Er betrachtete nur das Licht, das über Sissys Kopf schwebte, eine goldene Himmelskrone, die ihre Überreste kennzeichnete. Mit leiser Stimme sagte er: »Ich wollte dir mit deiner Toten helfen. Du hast mir bei meinem geholfen.«
Jim sah ihn ein paar Sekunden lang unverwandt an. »Danke, Mann.«
Adrian nickte einmal, als hätten sie sich gegenseitig einen Eid geschworen, und ihre Einigkeit brachte Jim ins Grübeln … Wenn alles einen Zweck hatte, war Sissy dann für diesen Moment zwischen ihm und Adrian gestorben? Hatten sie aus diesem Grund Eddie verloren? Denn als Adrians tote Augen in Jims blickten, befanden sie sich beide am selben Punkt, waren die beiden Hitzköpfe neu aufgestellt durch Tragödien, die miteinander nichts zu tun hatten und doch exakt gleich waren.
Statt zu seinem Mädchen zu gehen, streckte Jim seinem Partner die Hand hin. Und als Adrian sie ergriff, zog er ihn an sich und drückte ihn fest. Über die Schulter des anderen Engels hinweg fixierte Jim Sissy.
Wenn er die Interessen des Krieges gegen die Trauer der Angehörigen und Freunde des toten Mädchens wie auch gegen Adrians derzeitigen Zustand abwog, war wirklich nicht einfach zu entscheiden, ob die beiden Verluste diese unerwartete Eintracht wert waren: Soweit Jim das beurteilen konnte, stand es fifty-fifty, mit einem Vorsprung um Haaresbreite für die Schlacht gegen Devina.
Doch manchmal brachte eben ein einzelner Tropfen ein Fass zum Überlaufen. Familien verloren ihre Töchter. Und beste Freunde kamen am Ende der Nacht nicht nach Hause.
Und das Leben schien nicht lebenswert.
Aber man machte trotzdem weiter.
Als sie sich voneinander lösten, legte Adrian einen Finger auf Sissys Kette. »Sie ist dein Mädchen.«
Jim nickte. »Und es wird höchste Zeit, sie hier herauszuschaffen.«
Du lieber Himmel, dachte Reilly. Veck sah aus, als wollte er sie küssen.
Und sie hatte das Gefühl, sie würde ihn lassen.
Und dann stand da noch die Sache mit der »Liebe« im Raum.
Reilly wurde stocksteif und wusste nicht genau, was sie antworten sollte. Sie war ebenfalls dabei, sich in ihn zu verlieben. Aber sie kam mit dem Konzept schon gedanklich nicht gut klar. Es laut auszusprechen würde sie viel zu sehr entblößen.
Allerdings gab es noch andere Möglichkeiten, zu reagieren.
Gerade, als sie sich nach vorn beugte, senkte er den Mund und näherte sich dem ihren …
Da tauchte auf dem Felsvorsprung über ihnen jemand auf. Jemand großes, der hoch aufragte und die Sonne verdeckte. Hastig sprang Reilly zurück und betete inständig: Bitte, lass es niemanden aus dem Präsidium sein …
Ihr
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