Fallen Angels 03 - Der Rebell
Emotion.
Nichts.
Und Jim ahnte, dass die Veränderung dauerhaft war, als wäre Ads Motherboard kaputtgegangen und in Gänze ersetzt worden. Schwer zu sagen allerdings, ob das gut oder schlecht war. Der Jähzorn war weg. Die Leidenschaft war weg. Die Hitze war weg. An ihre Stelle war eiskalte Berechnung getreten – was ihn in gewisser Weise unantastbar machte.
Und das war ein zweischneidiges Schwert. Aber egal, über die Auswirkungen konnte er sich später Sorgen machen.
Jim wandte sich zurück an Devina. »Also, worum geht’s? Privat oder geschäftlich?«
Devina warf sich das brünette Haar über die Schulter, die Wellen federten vor Gesundheit, wie in einer Shampoowerbung. »Ich habe viel zu tun.«
»Warum stehst du dann hier herum und laberst?« Jim schüttelte eine Zigarette aus seiner Packung. »Wenn du so ein emsiges kleines Mädchen bist?«
»Ach, du machst dir ja keine Vorstellung davon, an was ich alles arbeite.« Ihr Grinsen war so boshaft, wie es in Horrorfilmen oft versucht, aber nie auch nur annähernd erreicht wurde. »Ich bin sehr stark mit den Spielmachern beschäftigt. Und ich freue mich schon darauf, wenn diese Runde vorbei ist.«
»Weil du so gern verlierst?« Er zündete seine Zigarette an. »Seltsame Gelüste hast du, Schätzchen.«
»Nach dir gelüstet es mich.« Sie strich mit der Hand an ihrem Körper hinunter. »Und bald schon werde ich schlemmen.«
»Das bezweifle ich.«
»Hast du etwa unsere Abmachung vergessen?«
»Aber nicht doch.«
»Und ich habe nicht gelogen.«
»Da bist du bestimmt irre stolz auf dich.«
Als Jim weiter nichts sagte, spielte sie noch ein wenig mit ihren Haaren herum … und das war’s. Sie stand einfach nur vor den beiden Engeln, ganz Mädchen und sonst nichts. Scheiße, vielleicht glaubte sie, bewundert zu werden. Oder sie machte auf dummes Blondchen, obwohl sie in Wirklichkeit gar keine blonden Haare hatte. Oder sie …
Ach du Schande, sie spielte die beleidigte Leberwurst. Sie schmollte, weil sie ihn nicht hatte finden können. Deshalb.
Kaputt. Das war ja total kaputt.
Die Freundin aus der Hölle, im wahrsten Sinne des Wortes.
Jim wusste zwar nicht, warum sie ihn nicht gefunden hatte, aber manchmal hatte man das Glück eben einfach auf seiner Seite.
Unvermittelt wandte sie den Blick zum Haus. Im Küchenfenster tauchten Veck und Reilly auf. Sie sahen beide zerwühlt aus, und es war unübersehbar, dass gerade irgendwo eine Menge Pünktchen-Pünktchen-Pünktchen stattgefunden hatte: Sie strahlten beide derart vor Glück und Befriedigung, dass Jim sicher war, sie würden wahrscheinlich im Dunkeln leuchten.
»Ich hasse sie.« Devina verschränkte die Arme vor der Brust.
Das kann ich mir lebhaft vorstellen , dachte Jim. Denn das da waren zwei verliebte Menschen.
Und der Neid zerfraß die Dämonin förmlich, ihr Gesicht war verzerrt, in den Augen funkelte die Missgunst. Das wollte sie mit ihm, mit Jim haben.
Ha, ha.
»Also, brauchst du was?«, fragte er mit leiser, tiefer Stimme.
Ihr Kopf schnellte herum. »Und du?«
Um sie bei der Stange zu halten, durfte er natürlich auf keinen Fall nett sein. Und Wunder über Wunder: Das war gar nicht besonders schwer.
»Nicht von dir.« Jim setzte eine gelangweilte Miene auf, nahm einen Zug seiner Zigarette und stieß den Rauch aus. »Von dir nie.«
Die Wut auf ihrem Gesicht machte ihn froh. Bis sie knurrte: »Wegen dieser bescheuerten Sissy.«
Falsche Richtung , dachte er. Gaaanz falsche Richtung .
»Sissy wer?«
»Spiel nicht mit mir.«
»Tu ich nicht, zumindest im Moment nicht.« Er senkte seine Lider auf Halbmast. »Wenn ich mit dir spiele, merkst du es schon.«
Obwohl ihn seine Worte selbst anekelten, lenkten sie Devina von ihrer Fährte ab: Plötzlich errötete sie, als erinnerte sie sich an ihre gemeinsamen Stunden, und dann lächelte sie breit und träge.
»Versprochen?«, hauchte sie.
»Versprochen.«
Daraufhin vollführte sie eine kleine Freudenpirouette.
Na super. Als wäre ihm nicht sowieso schon schlecht.
»Andererseits bin ich ja vielleicht ein Lügner«, setzte er nach. »Du wirst wohl einfach abwarten müssen.«
»Tja, das muss ich wohl.« Ihre Augen wanderten an seinem Körper auf und ab. »Und ich freu mich schon darauf.«
Offen gestanden schrumpelte Jim bei diesem Mist total ein, aber das ließ er sich nicht anmerken. Er verließ sich nicht blind darauf, die volle Kontrolle über die Dämonin zu haben. Selbst total verknallt war sie noch eine tödliche Gegnerin, und er
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