Fallen Angels 03 - Der Rebell
Kippe an deinem Grabstein aus. Wie wäre das, Vater ?«
Der ältere DelVecchio zog den Oberkörper zurück, seine Miene wurde kalt. Eindeutig verlief das Familientreffen nicht so, wie er es sich erhofft hatte.
»Es ging hier übrigens nicht nur um dich«, verkündete sein Vater.
Als Veck ihn ratlos ansah, konzentrierte sich der Mann auf den leeren Raum hinter Vecks Schulter. »Sie will, dass du weißt, dass sie gelitten hat. Furchtbar gelitten.«
Großer Gott … genau das hatte Kroner gesagt …
Veck riss sich zusammen, ehe er den Blick zur Seite und auf Jim richtete, aber die Reaktion des Engels war unverkennbar: Ein kalter Hauch wehte über Vecks Kopf, quer über den Tisch und rief auf den Handrücken von Vecks Vater eine Gänsehaut hervor.
Sein Vater lächelte ins Leere, dorthin, wo Jim stand. »Du glaubst ernsthaft, du würdest gewinnen, oder? Du kannst sie nicht aus ihm herausholen – ein Exorzismus funktioniert nicht, weil er damit geboren wurde. Es ist nicht in ihm, er ist es.«
Jetzt wandte sich sein Vater zurück an Veck. »Und dachtest du, ich würde nicht merken, dass du Freunde dabeihast? Dummer Junge.«
Veck stand auf. »Wir sind fertig.«
O ja, es war definitiv Zeit, zu gehen: Der arktischen Sturmböe nach zu urteilen, stand Jim Heron kurz davor, seinem Papi die Hölle heißzumachen. Bestimmt ein lustiges Schauspiel, aber hinterher? Das fiel unter die Rubrik Nicht-hier-nicht-jetzt.
»Keine Umarmung?«, höhnte sein Vater.
Veck machte sich nicht die Mühe, darauf zu reagieren. Er hatte genug Zeit und Atem auf dieses Arschloch verschwendet. Ja, er wusste nicht einmal mehr genau, warum er eigentlich gekommen war – nur damit sie sich gegenseitig ein paar Seitenhiebe verpassen konnten? Er konnte hier keinen Scheideweg erkennen … Andererseits war es vielleicht um diese Botschaft an Heron gegangen?
Als Veck sich umdrehte und zur Tür ging, riss der Wärter hektisch die Tür auf, als wollte er ebenfalls keine Sekunde länger in diesem geschlossenen Raum verbringen.
»Thomas!«, rief sein Vater ihm nach. »Wir sehen uns im Spiegel, mein Sohn. Jeden Tag.«
Die Tür fiel ins Schloss.
»Alles klar?«, fragte der Wärter.
»Ja, danke.«
Sie gingen den Weg zurück, den sie gekommen waren. »Wann ist die Hinrichtung angesetzt?«
»Mittwochmorgen ganz früh. Wenn Sie ein Gesuch beim Direktor einreichen, können Sie vermutlich einen Platz bekommen.«
»Gut zu wissen.«
Veck konnte die Anwesenheit seines Vaters spüren, während er durch die Korridore lief. Als wäre die Batterie, die seine innere böse Lampe in Gang hielt, an ihr Ladegerät angeschlossen worden und hätte eine Kraft erhalten, die sie seit Jahren nicht mehr gehabt hatte.
In seiner Brust flackerte die dunkle Wut auf … und breitete sich aus.
»Ist wirklich alles in Ordnung mit Ihnen?«
Veck war nicht sicher, welcher Teil von ihm antwortete, als er entgegnete: »Es ging mir noch nie besser.«
Achtunddreißig
»Sie haben das Richtige getan.«
Reilly blickte zur Filzkante ihrer Trennwand hoch. Ihre Vorgesetzte beugte den Kopf zu ihrem Arbeitsplatz herüber, Jacke an, Aktentasche in der einen Hand, Autoschlüssel in der anderen.
» Und jetzt sollten Sie nach Hause fahren.«
Reilly lächelte zaghaft. »Ich wollte nur sehen, was inzwischen passiert ist.«
»Nehmen Sie es mir nicht übel, aber das ist Blödsinn – trotzdem werde ich Sie nicht abhalten.«
»Danke.« Reilly reckte die Arme über den Kopf. »Ich muss das jetzt einfach tun. Für meine eigene geistige Gesundheit.«
Auf dem Bildschirm ihres Computers leuchtete die vorläufige Bestandsaufnahme der beschlagnahmten Gegenstände aus Kroners Pick-up. Als Suchwort hatte sie Ohrring eingegeben und prüfte nun nacheinander die Beschreibungen und Bilder.
Etwa fünfzehn waren noch übrig, und im Anschluss würde sie die endgültige Liste durchforsten, die erst heute Nachmittag fertiggestellt worden war.
Solche Dinge musste sie mit eigenen Augen sehen.
Ihre Chefin nickte. »Dafür habe ich Verständnis. Und nur zu Ihrer Info, DelVecchio hat mich nicht zurückgerufen – und ich habe gerade mit dem Sergeant gesprochen. Auch nichts.«
»Wann werden Sie einen Haftbefehl gegen ihn ausstellen?«
»Morgen Mittag, falls er sich bis dahin nicht für eine Vernehmung zur Verfügung gestellt hat.«
Der Vorwurf würde auf Manipulation von Beweismitteln lauten. Sowohl Reilly und ihre Vorgesetzte als auch der Sergeant hatten das Überwachungsvideo der Asservatenkammer vom Vortag
Weitere Kostenlose Bücher