Fallen Angels 03 - Der Rebell
er ein, die Spitze glühte auf, Zeige- und Mittelfinger ließen kurz den Filter los. Ach, komm schon , dachte sie. Rauchen war eine tödliche, ekelhafte Angewohnheit, die sie nicht guthieß … deshalb war es verstörend zu sehen, dass diese ganzen alten Filme mit Humphrey Bogart nicht umsonst ständig solche Großaufnahmen gezeigt hatten. Die ganze Sache hatte einfach etwas unbestreitbar Erotisches. Besonders, als der Rauch aus seinem Mund quoll und für einen Moment die stechenden, tiefblauen Augen und das kurze dunkle Haar überschatteten.
Schnell wandte sie den Kopf ab, um nicht erwischt zu werden …
»Und?«
»Entschuldigung, was?«
»Ich habe gefragt, was Sie glauben.«
Genau. Wie beantwortete man das: Ich glaube, das ganze Kirschrot, das ich unter den Klamotten trage, verformt mein Gehirn. Denn ich finde die Vorstellung, mich hier auf dem Auto rittlings auf dich zu setzen, den Hut über dem Kopf zu schwenken und dich zu reiten wie ein Cowgirl, ziemlich ansprechend .
»Ich brauche noch mehr Informationen, um mir ein Urteil zu bilden.« Also, wie wär’s, wenn du dir noch so einen bösen Glimmstängel anzündest und die Hosen runterlässt? »O mein Gott …«
»Alles in Ordnung?« Er beugte sich vor und legte ihr die Hand auf den Arm. »Sie haben nicht viel gefrühstückt – haben Sie sich überhaupt etwas zu Mittag besorgt?«
Du sitzt auf den drei Tüten, die ich mir in der Pause besorgt habe, mein Großer .
»Wissen Sie«, sie räusperte sich, »wahrscheinlich sollte ich wirklich etwas essen.«
Und so wahr ihr Gott helfe, wenn ihr Gehirn jetzt noch ungefragt ein Bild von Schlagsahne auf einem gewissen Teil seines Körpers produzierte, würde sie eine Versetzung aus ihrem eigenen Kopf beantragen.
»Gehen wir hinein.« Er trat seine Zigarette mit dem Absatz aus.
Gute Idee. Und merke: keine Freizeitaktivitäten mit ihrem vorübergehenden Partner. Auf keinen Fall.
Sie gingen durch die Automatiktür, an den ineinandergeschobenen Einkaufswagen vorbei und betraten den eigentlichen Supermarkt.
Als Veck stehen blieb und sich umsah, deutete sie mit dem Kopf nach rechts. »Das Büro des Filialleiters ist da drüben.«
»Waren Sie schon öfter hier?«
»Diese Läden sind im Prinzip alle gleich angelegt.«
Sie liefen los, und er sagte: »Wahrscheinlich sollte ich den hier auswendig kennen. Ich wohne nicht weit weg.«
»Dann kaufen Sie also hier ein?«
»Meinen Kaffee und meine Zigaretten – sehr gesund, was?«
Dem Aussehen nach war er jedenfalls in Topform. »Man kann seine Gewohnheiten ja jederzeit ändern.«
»Ich hatte sogar mal eine Zeit lang aufgehört. Mit den Kippen, nicht mit dem Koffein.«
»Und warum haben Sie wieder angefangen?«
»Weil ich diesem Fotografen eine verpasst habe.«
Aha, er hatte also doch Gefühle. »Ihr Job ist mit sehr viel Stress verbunden.«
»Haben Sie je geraucht?«
»Nein, und ich trinke auch kaum. Mit Lastern hab ich es nicht so.«
Andererseits sollte sie vielleicht mal ihre Shoppinggewohnheiten überdenken.
Und das war der letzte Gedanke, den sie zu einem nicht arbeitsbezogenen Thema hatte. Als sie vor dem Büro stand, schob sie alle Ablenkungen von sich fort und dachte daran, dass Mrs Bartens Tochter hier in dieses Geschäft gekommen war, um ihrer Mutter zu helfen … und dieser stinknormale Einkauf sich in einen Albtraum verwandelt hatte.
Vielleicht wegen Kroner.
Sie zückte schon einmal ihre Marke, um sie gleich dem Filialleiter zu zeigen. Die Vorstellung, Veck oder auch dieser beinharte FBI -Agent Heron würde den Burschen windelweich prügeln, war gefährlich befriedigend. Aber das war nicht die Art von Gerechtigkeit, die der Serienmörder zu erwarten hatte. Sie machte sich nichts vor: Es war gut möglich, dass Sissy zu Kroners Opfern gehörte, und genau deshalb interessierte Veck sich für den Fall.
Aber Reilly hielt sich an die Regeln. Hatte sie schon immer, würde sie auch immer.
Beim ersten Anzeichen dafür, dass das arme Mädchen Kroner in die Hände gefallen war, würde sie den Fall an de la Cruz weiterreichen und Veck etwas anderes vorsetzen.
Und wenn es ihn umbrachte.
Als Veck das nächste Mal auf die Uhr sah, war es halb fünf. Der Filialleiter sprach langsam, und die Aufzeichnungen der Überwachungskameras zu überprüfen dauerte ebenfalls eine Weile; außerdem mussten noch ein Einpacker und zwei Regalhilfen befragt werden. Es kamen keine neuen Infos dabei heraus, aber verdammt noch mal, er und Reilly arbeiteten echt gut zusammen.
Sie
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