Fallen Angels 03 - Der Rebell
wird sich bei Ihnen melden …«
»Ich möchte Ihnen etwas geben.«
Mit der Hand auf der Türklinke erstarrte Jim und dachte sich: keine gute Idee. Er war zu gierig auf alles, was sie anzubieten hatte. »Das müssen Sie nicht.«
»Hier, bitte.«
Als er sich umdrehte, um dankend abzulehnen, hatte sie die Hände in den Nacken gelegt und löste eine zarte Goldkette.
»Die hat sie jeden Tag getragen. Ich habe sie im Bad gefunden, sie hatte vergessen, sie nach dem Duschen wieder anzulegen … nehmen Sie sie bitte.«
An der Kette hing ein kleiner Vogel aus Gold. Eine Taube.
»Ihr Vater hat sie ihr zum achtzehnten Geburtstag geschenkt. Sie gehörte zu einem Set.«
Jim schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Ich kann das nicht …«
»Doch, das können Sie. Die Kette wird dafür sorgen, dass Ihr Blick so bleibt, wie er heute ist, und das braucht unsere Familie.«
Nach einem kurzen Zögern streckte Jim die Hände aus und nahm ihr die Enden aus den Fingern. Die Kette mit Anhänger wog praktisch gar nichts. Und sie passte kaum um seinen Hals. Aber er befestigte sie problemlos, obwohl der Verschluss winzig war und seine Hände groß.
Als er die Arme sinken ließ, sah er sie durchdringend an.
»Wie ist mein Blick denn?«, fragte er heiser.
»Zerstört.«
Neun
Der Hannaford-Supermarkt lag zwar nur etwa acht Kilometer entfernt, aber Reilly brauchte eine ganze Weile für den Weg. Bei all den Staus und roten Ampeln dachte sie langsam, sie und Veck blieben in alle Ewigkeit zusammen im Auto eingesperrt.
Oder vielleicht lag es auch an dem Summen in ihrem Kopf, dass ihr die Fahrt so endlos vorkam.
»Was überlegen Sie?«, fragte Veck.
Sie umfasste das Lenkrad fester und rutschte auf dem Sitz herum. »Falls sich herausstellen sollte, dass Cecilia Barten eins von Kroners Opfern ist, müssen wir den Fall abgeben. Sind Sie dazu bereit?«
»Ja.«
Sie schielte zur Seite; der Kiefer ihres neuen Partners trat deutlich hervor, sein Körper war angespannt.
»Sind Sie sicher?« Denn sie war es nicht.
»Ja.«
Sind Sie ein dickköpfiger Idiot, der im Zweifelsfall macht, was er verflucht noch mal will, auch wenn es einem direkten Befehl zuwiderläuft? Ja, bin ich .
Gerade, als sie auf den Parkplatz bog und nach einer freien Lücke suchte, klingelte ihr Telefon. »Reilly. Mhm, ja – das überrascht mich nicht sonderlich. Ehrlich? Okay, und danke für die Info. Ja, bitte halten Sie mich auf dem Laufenden.«
Sie legte auf und parkte zwischen einem alten silbernen Mercedes und einem blauen Pick-up.
Sie drehte sich zur Seite und sagte: »Kroner geht es sehr schlecht. Sie glauben nicht, dass er durchkommt.«
Vecks starre Miene verriet nichts. »Schade. Vielleicht weiß er, was passiert ist.«
»Und die Ergebnisse der Abstriche, die sie bei ihm gemacht haben, liegen vor – es gibt Speichelrückstände, aber die Analyse ist nicht ganz eindeutig, was die Herkunft betrifft. Es gibt offenbar Ähnlichkeiten sowohl mit Pumas als auch mit Wölfen. Schwer zu sagen, aber die Tierhypothese scheint in die richtige Richtung zu gehen.«
Er nickte und öffnete die Beifahrertür. »Stört es Sie, wenn ich kurz eine rauche, bevor wir hineingehen?«
Also zeigte er vielleicht doch eine Reaktion. »Nein, gar nicht.«
Sie stiegen aus, und Veck lehnte sich an den Kofferraum und holte eine Packung Marlboro heraus – als würde ein Mann wie er etwas anderes rauchen … Als er sich eine anzündete, versuchte sie krampfhaft, nicht an all die BH s und Slips zu denken, die nur durch ein paar Schichten Blech von seiner Hose getrennt waren.
Er achtete sorgfältig darauf, den Rauch nicht annähernd in ihre Nähe zu blasen. »Schlechte Angewohnheit«, murmelte er. »Aber niemand lebt ewig.«
»Wie wahr.«
Nun lehnte sie sich ebenfalls an den Kofferraum, verschränkte die Arme vor der Brust und hob das Gesicht in die Sonne. Die Wärme war eine Wohltat, und sie schloss die Augen, um sie zu genießen.
Als sie die Lider schließlich wieder hob, erschrak sie zu Tode.
Veck starrte sie an, und auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck … ein sexuelles Taxieren, von dem sie beinahe sicher war, es falsch zu deuten.
Nur dass er gleich darauf rasch den Blick abwandte.
Was man nicht unbedingt tat, wenn man gerade über die Arbeit nachdachte.
Übergangslos schnellte die Frühlingstemperatur ins Tropische, und jetzt war sie diejenige, die ihn ansah. Na ja, anglotzte konnte man auch sagen.
Als er die Zigarette an den Mund hob, teilten sich seine Lippen, und dann sog
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