Fallen Angels 03 - Der Rebell
von dem abgelenkt zu werden, was er mit Ihnen alles anstellen möchte.«
Igitt, was für ein gruseliger Gedanke.
»Ich sage ja nicht, dass Sie nicht an ihn randürfen. Aber das hier könnte unsere einzige Chance sein, seine Schilderung der Vorfälle zu hören. Dingen, die nicht erklärt werden können, traue ich nicht, und sein Arzt hat keinen blassen Schimmer, warum der Scheißkerl noch am Leben ist – einmal ganz zu schweigen davon, dass er wach ist.«
Reilly fluchte, aber de la Cruz hatte natürlich nicht ganz unrecht. Außerdem war er kein Chauvi.
Andererseits gab es da noch einen weiteren möglichen Ansatz – obwohl sie sich mies vorkam, ihn zur Sprache zu bringen. »Kann es unter Umständen sein, dass ich nicht hören soll, was er über DelVecchio zu sagen hat?«
»Ich schütze Veck nicht. Wenn er ein Verbrechen begangen hat, dann wird er genauso behandelt wie jeder andere, verlassen Sie sich darauf. Und ich gebe Ihnen sofort Bescheid, wenn mein Mann zurückkommt, damit Sie die Sache weiterverfolgen können. Einverstanden?«
Seiner Logik war schwer beizukommen, und der Mann war absolut integer.
»Ich will alles erfahren.«
»Werden Sie. Das schwöre ich bei meiner Mutter.«
»Rufen Sie mich an.«
»Bald.«
Reilly legte auf und schleuderte das Handy auf den leeren Beifahrersitz. Die gute Nachricht war wohl, dass sie herausfinden würden, was zum Henker in diesem Wald geschehen war – theoretisch. Serienmörder waren nicht unbedingt für ihre Aufrichtigkeit bekannt, wenn sie schließlich geschnappt wurden.
Sie wechselte die Spur, setzte den Blinker und nahm ihre Ausfahrt. Sobald sie den Highway verlassen hatte, kam sie besser voran, und alles in allem war die Verzögerung durch den Stau nicht so schlecht gewesen. Als endlich der plumpe Kasten des Polizeipräsidiums vor ihr auftauchte, war sie bereit, sich an die Arbeit zu machen – und Veck zu begegnen.
Sie hatten einen Ausrutscher gehabt. Na gut. Aber er brauchte nicht wiederholt zu werden, und sie würde nicht zulassen, dass er ihre Arbeit beeinträchtigte. Es stand viel auf dem Spiel, und sie würde nicht schlampig und unprofessionell werden, nur weil sie sich von ihrem Partner angezogen fühlte.
Sissy Barten und die anderen Opfer verdienten wahrlich Besseres. Und Leute wie Kroner zu überführen erforderte nichts weniger als das.
»Du siehst scheiße aus.«
Veck blickte vom Computerbildschirm auf. Vor seinem Schreibtisch stand Bails mit zufriedenem Gesichtsausdruck und Jacke in der Hand.
»Danke.« Veck lehnte sich zurück und wünschte sich eine Zigarette. »Und du siehst aus, als hättest du gerade …«
»Einen geblasen gekriegt, stimmt’s?«
»Ich wollte sagen: den Hauptgewinn gezogen. Was gibt’s?«
»Rate mal, wer die Äuglein aufgeschlagen hat.«
»Deinem Kommentar nach will ich es gar nicht wissen.«
»Kroner.«
Veck setzte sich auf. »Unmöglich.«
»Tja, dann redet de la Cruz eben Blödsinn, denn er hat mich gerade beauftragt, ins Krankenhaus zu fahren und zu hören, was das Schwein zu sagen hat. Muss sich wohl letzte Nacht plötzlich erholt haben.«
Veck war auf den Beinen, ehe er merkte, dass seine Oberschenkel sich bewegt hatten. Aber es war reine Kraftverschwendung: Er würde nirgendwohin gehen. Zumindest nicht in offizieller Funktion.
Also pflanzte er sich wieder auf den Stuhl.
Mit todernster Miene beugte Bails sich vor. »Ich lass dich nicht im Stich. Ich erzähle dir alles. Was mich daran erinnert – du glaubst ja nicht, wie viel Beweismaterial wir in Kroners beschlagnahmtem Pick-up gefunden haben. Allein das Katalogisieren wird noch einen ganzen Tag dauern, so viel Zeug gibt es. Der Abgleich mit den möglichen Opfern wird wahrscheinlich ein Jahr dauern. Wenigstens ist das FBI cool und arbeitet ausnahmsweise mal mit uns, statt gegen uns.«
Mist, er musste sich bei diesem Agenten melden.
Veck nahm einen Schluck aus seinem Kaffeebecher. »Ich kann nicht fassen, dass Kroner lebt.«
»Wunder gibt es immer wieder.«
»So muss man das wohl nennen.«
»Es ist eins. Er wird dich entlasten, mein Freund. Verlass dich drauf.«
Veck war sich da nicht so sicher, aber egal. Er streckte seinem Kumpel die Faust entgegen. »Hol ihn dir, Bruder.«
»Geht klar. Ich ruf dich an, wenn ich fertig bin.«
Als der Mann sich zum Gehen wandte, tauchte Reilly in der Tür auf. Sie wirkte beherrscht, professionell, ernst … alles, was man in einem Arbeitsumfeld sein sollte. Doch mit einem Augen blinzeln sah er sie wieder auf dem
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