Fallen Angels 03 - Der Rebell
nicht mehr, genau wie er es wohl draußen im Wald getan hatte.
»Wer?« Als er keine Antwort bekam, hätte Adrian den Kerl am liebsten durchgeschüttelt, um die mentale Blockade zu lockern, doch er drehte nur weiter die Hand. »Wer ist da?«
An dieser Stelle bekam DelVecchio offenbar Schwierigkeiten, er schüttelte den Kopf von einer Seite zur anderen und krümmte sich. Seine Hand kroch über die Brust nach oben und rieb über seine Schläfe. »Ich kann mich … nicht erinnern …«
Es hatte sich bereits jemand in seinem Oberstübchen zu schaffen gemacht, dachte Adrian. Erinnerungen zugepflastert.
Verflucht. Es gab nur eine Spezies auf dem Planeten, die das konnte – und die zudem in der Lage war, einen Menschen mit den Zähnen zu zerreißen …
»Vampir.«
Als das Wort aus DelVecchios Mund kullerte, fluchte Adrian. Exakt. Das hatte ihnen bei ihrer ohnehin schon überfüllten Party gerade noch gefehlt.
Was kam denn als Nächstes? Der Osterhase und die blöde Zahnfee?
Bei ihrem Glück wohl eher ein Werwolf und eine Mumie.
Vierzehn
Am nächsten Morgen wachte Reilly unmittelbar vor dem Klingeln des Weckers auf, und es fiel ihr schwer zu sagen, ob das gut oder schlecht war.
Sie hatte mitten in einem erotischen Traum gesteckt – einem, der sie und Veck zurück auf den Küchentisch geführt hatte. Nur dass es dieses Mal keine pizza interrupta gegeben hatte, sondern sie splitternackt gewesen war und Veck auf ihr gelegen hatte und sie beide einen wilden Ritt …
Ihr Wecker fing an zu japsen wie ein Yorkshire Terrier.
»Halt den Rand .«
Trotzdem gut, dass sie früher aufgewacht war. Obwohl ihr Körper sich betrogen fühlte, waren das nicht gerade die Bilder, die sie mit sich herumtragen wollte, wenn sie ins Präsidium fuhr.
Duschen. Föhnen. Anziehen – weiße Baumwollunterwäsche, versteht sich.
Sie goss sich Kaffee in ihren Becher für unterwegs und setzte sich pünktlich ins Auto, um den Stau auf dem Northway voll zu erwischen. Und dieser erzwungene Stillstand zwischen Hunderten anderer morgendlicher Pendler war natürlich genau die erzwungene Innenschau, auf die sie nicht scharf war.
Mein Gott, Mütter hatten ja in so vielem recht: Putz dir die Zähne, bevor du ins Bett gehst, auch wenn du todmüde bist; trag eine Mütze, wenn es kalt ist, auch wenn du deiner Ansicht nach damit wie ein Trottel aussiehst; iss dein Gemüse, auch wenn es langweilig ist, weil du die Ballaststoffe und die Vitamine brauchst.
Und lass dich nicht mit Kollegen ein, auch wenn sie wahnsinnig heiß sind und magische Hände und Lippen haben.
Während sie im Scheckentempo dahinrollte, saß sie im Geiste auf einer Wippe, die immer zwischen ihrem Traum kurz vor dem Aufwachen und dem Albtraum des vergangenen Abends, als der Sex abrupt abgebrochen und die Vernunft zurückgekehrt war, hin und her kippte.
Apropos Kontraste …
Als ihr Handy klingelte, war ihr erster Gedanke: Bitte, lass es nicht Mama sein. Sie beide standen sich nah, aber eine telepathische Verbindung hatten sie noch nie gehabt, und jetzt war nicht der passende Moment, um damit anzufangen.
Doch auf dem Display stand nicht Zuhause . »De la Cruz?«, begrüßte sie ihn.
»Guten Morgen. Wie geht’s?«
Mies. In fast jeder Hinsicht. »Ich stecke im Stau. Und Ihnen?«
»Derselbe Mist, andere Richtung.«
»Haben Sie Kaffee dabei?«
»Darauf können Sie sich verlassen. Und Sie?«
»Ebenfalls. Also ist das hier fast wie im Büro.«
Man hörte ein Schlürfen, dann ein Schlucken. »Ich hab Neuigkeiten.«
»Und ich dachte, sie würden nur anrufen, um mir einen guten Morgen zu wünschen.«
»Kroner hat die Kurve gekriegt.«
Ihr Griff um das Lenkrad verstärkte sich. »Was genau heißt ›die Kurve gekriegt‹?«
»Seine Ärzte haben mich angerufen, die sind völlig geplättet. Irgendwann im Laufe der vergangenen Nacht hat sich alles verändert. Seine Vitalfunktionen sind kräftig und gleichmäßig, und jetzt halten Sie sich fest: Er ist bei Bewusstsein.«
»Ach du … Ich muss mit ihm reden.«
»Sie wollen noch nicht viele Besucher zulassen, aber sie erlauben uns immerhin, einen Vertreter der Ermittlungsbehörde zu schicken. Und meine Empfehlung lautet, dass das nicht Sie sind.«
»Warum, bitte schön, nicht?«
»Sie entsprechen seinem Beuteschema. Weiße Frau zwischen zwanzig und dreißig …«
»Ich bin Ende zwanzig.«
»… und deshalb glaube ich, mit einem Mann kämen wir weiter …«
»Ich kann mit ihm umgehen.«
»Und ich will, dass er auspackt, anstatt
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