Fallen Angels 03 - Der Rebell
Atemzug verzögert. Er wirbelte herum und zog sein Messer, in der Erwartung, Devina gegenüberzustehen. Unterstützt von einem Helfershelfer. Oder von zwölf.
Doch alles, was er vor sich sah … war ein Mensch. Ein lächerlich kaputter Mensch. Mit einem Schnappmesser in der Hand und den wilden Augen eines Junkies in seinem schrumpfköpfigen Schädel.
Noch mehr Gelächter brodelte aus dem weit geöffneten Mund des Mannes. »Der Teufel hat mich dazu gebracht! Der Teufel hat mich dazu gebracht!«
Der Obdachlose reckte das Messer über die Schulter und sprang nach vorn, stürzte sich mit der übermenschlichen Kraft, die nur Wahnsinnige besitzen, auf Adrian.
Ad ging halb in die Hocke. Normalerweise hätte er sich über die Schulter abgerollt und von unten angegriffen, aber nicht, solange Eddie auf dem Boden lag: Er durfte seinen gestürzten Freund keine Sekunde aus dem Blick verlieren … denn der bewegte sich nicht, er zog keine Waffe, er … ach du Scheiße … er bewegte sich nicht …
»Mach schon, Eddie – komm hoch!« Ad wechselte den Kristalldolch in die linke Hand, konzentrierte sich auf den Unterarm des besessenen Kobolds und wartete auf den passenden Moment.
Jetzt! Er erwischte die Hand des Angreifers im Abwärtsstoß, genau im perfekten Augenblick, um die Richtung des Schnappmessers umzukehren und auf den Penner zurück zu richten. Die Kurskorrektur hätte eigentlich ein Kinderspiel sein müssen, er brauchte nur die Waffe an seinen lebenswichtigen Organen vorbeizulenken und in die Eingeweide des Angreifers zu dirigieren.
Nichts zu machen.
Der sehnige, von einem wirren Verstand kontrollierte Körper entschlüpfte seinem Griff. Es war, als versuchte Ad, einen Windstoß festzuhalten.
Und da begriff er, dass Eddie nicht aufstehen würde.
Als könnte der Kobold seine Gedanken lesen, lachte diese verlorene Seele – es klang wie Klaviertasten, die von einer schweren Hand wahllos gedrückt wurden, eine Abfolge schriller, dissonanter Töne.
Der Mistkerl flog praktisch über den Boden, als er Adrian erneut mit hoch erhobenem Messer anfiel. Seine Haut zog sich von einem Gesicht zurück, das mehr Knochen als Fleisch war.
Ad hatte keine Wahl, als sich seinem Angreifer frontal zu stellen und sich zu verteidigen. Wenn er das hier nicht überlebte und Eddie in Sicherheit brächte, wäre sein Freund so gut wie tot. Unterliegen kam somit nicht infrage.
Im letzten Moment ging er tief in die Hocke, rammte den Kerl und presste ihn gegen ein Gebäude. Beim Aufprall verriet ihm ein stechender Schmerz oberhalb seiner Nieren, dass das Klappmesser seine Haut durchstoßen und tief eingedrungen war, aber jetzt war keine Zeit, um sich Sorgen über eine blutende Wunde zu machen. Adrian streckte eine Hand aus, schnappte sich den fuchtelnden Arm des Kobolds und drückte ihn gegen die nassen Ziegel. Dann stach er einmal mit seinem Dolch nach oben.
Das irre Gelächter wurde schlagartig von einem hohen Schmerzensschrei abgelöst.
Er stach erneut zu. Und ein drittes … viertes, fünftes Mal.
Irgendwann dämmerte ihm, dass er jetzt genauso entfesselt war wie der Kobold, aber er hörte trotzdem nicht auf. Mit brutaler, erbarmungsloser Kraft trieb er die Kristallklinge wieder und wieder in den Oberkörper des Mannes, bis er keine Rippen mehr traf, weil er sie alle gebrochen hatte, sondern nur noch einen weichen Schwamm geschändeten Gewebes durchbohrte.
Und immer noch machte er weiter. Inzwischen hielt er die Hand des Mannes nicht mehr wie in einem Schraubstock fest, um ihn an jeglicher Gegenwehr zu hindern, sondern um ihn aufrecht zu halten, damit er besser zustechen konnte.
Der Spaß fand erst ein Ende, als Ads Klinge auf die Ziegel traf und das Kristall in das Gebäude eindrang, vor dem er gerade jemanden getötet hatte.
Ad atmete schwer und ließ die Waffe sinken. Überall waren Blut und der Verdauungstrakt des Kobolds verteilt – der Bursche war praktisch in zwei Hälften zerteilt, nur seine Wirbelsäule verband seine Hüften noch mit dem Oberkörper.
Würgende Geräusche unterbrachen den stetigen Blutstrom, der über die schlaffen Lippen rann und der Luft, die der Mann immer noch einzusaugen versuchte, den Weg versperrte.
Das allerdings hätte bald ein Ende.
»Der Teufel … hat mich … dazu gebracht …«
»Und sie kann dich auch behalten«, knurrte Ad – ehe er dem Kobold seinen Dolch direkt zwischen die Augen rammte.
Es gab ein grauenhaftes Kreischen, als Devinas Essenz aus den Augenhöhlen der Kreatur platzte,
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